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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910

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Fechter, Paul: Die Briefe von Eugène Delacroix, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0207

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DIE BRIEFE VON EUGENE DELACROIX

Meisterstück an Kari-
katur und Intelligenz.
Es war der Faust von
Goethe, jedoch zu
einer Oper arrangiert:
die Hauptsache hatte
man beibehalten."
37 Jahre später hat er
in einem Schreiben an
Burty selbst diese
Vorstellung als den
Anstoß zu dem Faust-
werk bezeichnet: „Sie
fragen, was mir die
Idee der Blätter zum
Faust entstehen ließ.
Ich entsinne mich,
daß ich, um 1821,
die Arbeiten von
Retch sah, welche ei-
nen ziemlichen Ein-
druck auf mich mach-
ten ; vor allem aber
war es die Auffüh-
rung eines Opern-
dramas,Faust', welche KARL GRONO WIESENGRUND
ich 1825 in Lon-
don sah, die mich

reizte, etwas über dieses Thema zu machen." sehen; ich würde keine meiner Erinnerungen
Seltsam berührt es, gerade dem Namen, dort wiederfinden und vor allen, ich würde mich
den man am ersten in diesen Briefen anzu- selbst nicht mehr als denselben wiederfinden,
treffen erwartet, überhaupt nicht zu begegnen: Vielleicht," fährt er fort, „würde ich mich jetzt
dem Namen Constables. Ein Jahr vor seiner gezwungen sehen, eine Lanze für Reynolds zu
Englandreise hatte Delacroix sein schon zur brechen, für den entzückenden Gainsborough"
Ausstellungabgeliefertes „Massacre" im letzten — und dann läßt er die ganze Reihe
Augenblick noch einmal vollkommen über- vorüberziehen: Lawrence, bei dem er jetzt
arbeitet, weil ihm an ein paar Landschaften vielleicht etwas zu viel von der Schule Sir
Constables, die er kurz vor der Eröffnung Joshuas finden würde (obwohl der Maler der
der Ausstellung sah, die Bereicherungsmög- „Miss Farren" einmal seinen „Marino Faliere"
lichkeiten, die das Prinzip des Engländers bot, hatte kaufen wollen), Wilkie, an dessen Skizzen
aufgegangen waren. Schon bei der ersten Be- er noch jetzt mit Vergnügen zurückdenkt, die
rührung mit dem Maler des „Hay Wain", die das beiden Fieldings, Poterlet, — zuletzt Turner
Tagebuch von 1823 verzeichnet, nennt er seine und Constable. Einen „Homme admirable"
Arbeit eine „admirable chose et incroyable". nennt er ihn, „une des gloires anglaises" —
Aber in den Briefen von seinem Londoner und er erinnert sich des tiefen Eindrucks,
Aufenthalt fehlt der Name Constables. Erst den er von ihm empfing, als er das „Massacre
in dem schönen Brief, vom 31. Dezember de Scio" malte. „Er und Turner sind wirk-
1858, in dem er Theodore Silvestre auf dessen liehe Reformatoren. Sie haben die Gleise
Anfrage hin einen Rückblick auf seinen Auf- der alten Landschaftsmaler verlassen. Unsere
enthalt in England gibt, gedenkt er auch John Schule, die zurzeit reich ist an Talenten
Constables. Mit seinem Unterton von Trauer ihrer Art, hat von ihrem Beispiel viel Vorteil
und gefestigter Resignation, der leise durch gehabt. Gericault kam ganz betäubt von einer
die vollendete Politesse der Form hindurch- der großen Landschaften zurück, die er uns
klingt, ist er eines der schönsten Beispiele geschickt hatte."

für den Stil des alten Delacroix. „Ich habe Dieser Passus ist die einzige Stelle in der
nicht mehr das Verlangen, London wiederzu- ganzen Korrespondenz Delacroix', an der er

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