\ JOSEF UHL DÄMON LEIDENSCHAFT (RADIERUNG) ^
K) Münchner Glaspalast 1910 ().
« KÜNSTLERSIGNATUREN jj
U Von Dr. Hans Vollmer
M T\ie heutige, ziemlich allgemeine Gewohn- Gottes und seiner Heiligen zu wirken und ^
A U heit der Künstler, ihre Arbeiten durch damit nicht zu prahlen. Den alten Malern U
K) die Anbringung ihrer Namenssignatur als ihr genügte der Beifall der Mitwelt, welche die u
N geistiges Eigentum für die Oeffentlichkeit zu Kunst und den Meister ehrte, wenn sie in A
(i bezeichnen — nur die Architekten verzichten ihm den Priester derselben erkannte." (Nagler) M
W auf dieses Mittel, ihren Namen späteren Gene- Der Künstler trat viel mehr zurück hinter sein U
R rationen zu überliefern — diese Gewohn- Werk, als das heutigen Tages der Fall ist, wo ji)
U heit war früheren Künstlergeschlechtern nicht die erste Frage immer lautet: Wer ist der {(
A so geläufig. Die alten Maler und Bildhauer Autor? Dieser Kultus der Persönlichkeit war (4
V) haben es ihren späteren Biographen nicht so dem Mittelalter fremd. Der Zwang des Zunft- Ö
M leicht gemacht, eine genaue Chronologie ihres wesens, wie überhaupt das mangelnde Indivi- i\
(i Werkes aufzustellen, wie die Künstler von dualitätsgefühl jener Zeit, ließ den einzelnen M
p heute, die mehr oder weniger jede ihrer Ar- vollständig in der Masse untergehen. Der A
beiten, bevor sie die Staffelei oder die Bild- mittelalterliche Künstler war Handwerker und ►)
(i hauerwerkstatt verläßt, mit Vor- und Nach- als solcher einer Gilde inkorporiert, die mit ^[
A namen, sowie Jahreszahl versehen. Man ist strengen Vorschriften das Schaffen jedes ihrer (l
K) wirklich versucht, die kommenden Kunst- Mitglieder regelte und überwachte. Die Ver- ?)
N historiker des dritten Jahrtausends um diese träge wurden mit so peinlicher Kleinlichkeit
u Gewissenhaftigkeit unserer Künstler zu be- und solcher Ausführlichkeit abgeschlossen, M
neiden. Die Mehrzahl der aus den verflos- sehr häufig engste Anlehnungen an berühmte A
w senen Jahrhunderten uns erhaltenen Gemälde ältere Muster gefordert, daß dem Künstler
^1 und Skulpturen entbehren einer Künstler- für seine Phantasie nur ganz enger Spielraum ^
d Signatur. Auf Urheberrechte an ihren Werken übrigblieb. Die Meisten verließen zeitlebens A
scheinen die Künstler des Mittelalters keine nicht den Handwerksboden, waren Allerwelts-
M besonderen Ansprüche gemacht zu haben. „Es künstler, „welche sich heute verpflichteten, >v
u galt damals der ideale Grundsatz, zur Ehre Geschütze anzustreichen und zu firnissen, "
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K) Münchner Glaspalast 1910 ().
« KÜNSTLERSIGNATUREN jj
U Von Dr. Hans Vollmer
M T\ie heutige, ziemlich allgemeine Gewohn- Gottes und seiner Heiligen zu wirken und ^
A U heit der Künstler, ihre Arbeiten durch damit nicht zu prahlen. Den alten Malern U
K) die Anbringung ihrer Namenssignatur als ihr genügte der Beifall der Mitwelt, welche die u
N geistiges Eigentum für die Oeffentlichkeit zu Kunst und den Meister ehrte, wenn sie in A
(i bezeichnen — nur die Architekten verzichten ihm den Priester derselben erkannte." (Nagler) M
W auf dieses Mittel, ihren Namen späteren Gene- Der Künstler trat viel mehr zurück hinter sein U
R rationen zu überliefern — diese Gewohn- Werk, als das heutigen Tages der Fall ist, wo ji)
U heit war früheren Künstlergeschlechtern nicht die erste Frage immer lautet: Wer ist der {(
A so geläufig. Die alten Maler und Bildhauer Autor? Dieser Kultus der Persönlichkeit war (4
V) haben es ihren späteren Biographen nicht so dem Mittelalter fremd. Der Zwang des Zunft- Ö
M leicht gemacht, eine genaue Chronologie ihres wesens, wie überhaupt das mangelnde Indivi- i\
(i Werkes aufzustellen, wie die Künstler von dualitätsgefühl jener Zeit, ließ den einzelnen M
p heute, die mehr oder weniger jede ihrer Ar- vollständig in der Masse untergehen. Der A
beiten, bevor sie die Staffelei oder die Bild- mittelalterliche Künstler war Handwerker und ►)
(i hauerwerkstatt verläßt, mit Vor- und Nach- als solcher einer Gilde inkorporiert, die mit ^[
A namen, sowie Jahreszahl versehen. Man ist strengen Vorschriften das Schaffen jedes ihrer (l
K) wirklich versucht, die kommenden Kunst- Mitglieder regelte und überwachte. Die Ver- ?)
N historiker des dritten Jahrtausends um diese träge wurden mit so peinlicher Kleinlichkeit
u Gewissenhaftigkeit unserer Künstler zu be- und solcher Ausführlichkeit abgeschlossen, M
neiden. Die Mehrzahl der aus den verflos- sehr häufig engste Anlehnungen an berühmte A
w senen Jahrhunderten uns erhaltenen Gemälde ältere Muster gefordert, daß dem Künstler
^1 und Skulpturen entbehren einer Künstler- für seine Phantasie nur ganz enger Spielraum ^
d Signatur. Auf Urheberrechte an ihren Werken übrigblieb. Die Meisten verließen zeitlebens A
scheinen die Künstler des Mittelalters keine nicht den Handwerksboden, waren Allerwelts-
M besonderen Ansprüche gemacht zu haben. „Es künstler, „welche sich heute verpflichteten, >v
u galt damals der ideale Grundsatz, zur Ehre Geschütze anzustreichen und zu firnissen, "
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