GERHARD MARCKS LÖWE
XXII. Ausstellung der Berliner Secession
DIE XXII. AUSSTELLUNG DER BERLINER SECESSION
Von Johannes Sievers
Seitdem Liebermann das Präsidium der Ber- wollen, dies mag mit dazu beigetragen haben,
liner Secession niederlegte, gab einzig die daß Fernstehenden ein lückenloses Bild seiner
winterliche Schwarz-Weiß - Ausstellung dem Kunst solange vorenthalten wurde: in der Tat
neuen Vorstand Gelegenheit, mit einer Ver- gewinnt ein Künstler von Slevogts Rang erst
anstaltung vor das Publikum zu treten, die jetzt die volle Anerkennung und das freudige
bei allem verdienten Interesse nur die Auf- Verständnis, das ihm gebührt. Auch die Wider-
merksamkeit eines engeren Kreises zu erregen willigsten müssen sich vor der souveränen Kraft,
vermochte. So kann man mit Recht die jetzige die seinen Bildnissen innewohnt, beugen. Ich
Sommerausstellung als die erste Tat des neuen wüßte auf dem Felde der internationalen Kunst
Regimes unter Corinths Leitung ansprechen, außer Liebermann und Rodin, dem Bildhauer,
Um es vorweg zu nehmen: die Secession kann keinen zu nennen, der mit solcher mühelosen Be-
mit dem Ergebnis zufrieden sein, zufrieden auch herrschung seiner Mittel ein großes Kunstwerk
mit dem Beifall, der ihr zuteil wurde. und zugleich ein tiefeindringliches psycholo-
Der Erfolg einer einzelnen Persönlichkeit gisches Dokument, frei von nichtiger Aeußerlich-
ist zur festen Grundlage des Gesamterfolges keit hinzustellen vermöchte. Unter den Porträts,
geworden: eine Kollektivausstellung von Wer- die wir sehen, ragt das Bildnis eines Jägers her-
ken Max Slevogts bildet den bewunderten vor, dessen sehnig-wuchtige Gestalt unter dem
und gefeierten Mittelpunkt des Ganzen. So- Vorbau eines Landhauses vor einer weiten
lange der Künstler dem Vorstand angehörte, schönen Heidelandschaft prächtig zur Wirkung
hat er von einer Sonderausstellung nichts wissen kommt, ferner das ausgezeichnete Porträt eines
Di« Kun« fllr Alle XXVI 20. 15. Juli 1911
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XXII. Ausstellung der Berliner Secession
DIE XXII. AUSSTELLUNG DER BERLINER SECESSION
Von Johannes Sievers
Seitdem Liebermann das Präsidium der Ber- wollen, dies mag mit dazu beigetragen haben,
liner Secession niederlegte, gab einzig die daß Fernstehenden ein lückenloses Bild seiner
winterliche Schwarz-Weiß - Ausstellung dem Kunst solange vorenthalten wurde: in der Tat
neuen Vorstand Gelegenheit, mit einer Ver- gewinnt ein Künstler von Slevogts Rang erst
anstaltung vor das Publikum zu treten, die jetzt die volle Anerkennung und das freudige
bei allem verdienten Interesse nur die Auf- Verständnis, das ihm gebührt. Auch die Wider-
merksamkeit eines engeren Kreises zu erregen willigsten müssen sich vor der souveränen Kraft,
vermochte. So kann man mit Recht die jetzige die seinen Bildnissen innewohnt, beugen. Ich
Sommerausstellung als die erste Tat des neuen wüßte auf dem Felde der internationalen Kunst
Regimes unter Corinths Leitung ansprechen, außer Liebermann und Rodin, dem Bildhauer,
Um es vorweg zu nehmen: die Secession kann keinen zu nennen, der mit solcher mühelosen Be-
mit dem Ergebnis zufrieden sein, zufrieden auch herrschung seiner Mittel ein großes Kunstwerk
mit dem Beifall, der ihr zuteil wurde. und zugleich ein tiefeindringliches psycholo-
Der Erfolg einer einzelnen Persönlichkeit gisches Dokument, frei von nichtiger Aeußerlich-
ist zur festen Grundlage des Gesamterfolges keit hinzustellen vermöchte. Unter den Porträts,
geworden: eine Kollektivausstellung von Wer- die wir sehen, ragt das Bildnis eines Jägers her-
ken Max Slevogts bildet den bewunderten vor, dessen sehnig-wuchtige Gestalt unter dem
und gefeierten Mittelpunkt des Ganzen. So- Vorbau eines Landhauses vor einer weiten
lange der Künstler dem Vorstand angehörte, schönen Heidelandschaft prächtig zur Wirkung
hat er von einer Sonderausstellung nichts wissen kommt, ferner das ausgezeichnete Porträt eines
Di« Kun« fllr Alle XXVI 20. 15. Juli 1911
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