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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Sievers, Johannes: Die XXII. Ausstellung der Berliner Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0496

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DIE XXII. AUSSTELLUNG DER BERLINER SECESSION

MAX LIEBER MANN DER BARMHERZIGE SAMARITER

XXII. Ausstellung der Berliner Secession

Herren im zottigen Automobilpelz (Abb. S.465). Altarkerzen und dem bunten Leuchten der
Eine Sonderstellung nimmt ein Bildnis des Glasfenster, dann wieder stimmt er die glän-
Prinzregenten von Bayern ein, das den Fürsten zenden Farben der Prunktafel, den Schimmer
ohne allen höfischen Prunk als den greisen der Uniformen, das Gleißen der Kronleuchter
Patriarchen zeigt, rührend wahr in seiner gütigen und Tafelaufsätze, die Fluten der prachtvollen
Einfachheit; kleinere Bilder schildern Momente blauen Ordensmäntel zu rauschenden Harmo-
aus dem privaten und dem repräsentativen Leben nien zusammen. Slevogts Kunst stofflicher
des Regenten. Wir sehen ihn im Kreise seiner Behandlung, sein Vermögen, die blendenden
Gäste auf der Terrasse der Amalienburg und fol- Reize eines Seidenkleides und kostbaren
gen ihm an den stillen Nymphenburger Schloß- Schmuckes wiederzugeben, zeigt sich besonders
teich, auf dessen Wasser im kühlen Gold des in seinen Damenbildnissen, von denen sich hier
Abendlichtes Enten und Schwäne zur Fütterung einige schlagend gelungene Proben finden; die
dahergeschwommen kommen. Das Wohlwollen Abbildung des Porträts einer jungen Geigerin
des Fürsten hat dem Künstler die Teilnahme (S. 468) vermag wenigstens von der packend
an den Festen des Georgiritterordens ermög- lebendigen Charakterisierungskunst eine Vor-
licht: von der Empore der Allerheiligenhof- Stellung zu geben. Landschaften und Blumen-
kirche aus wohnt er dem Seelengottesdienst stücke von bewundernswerter Leichtigkeit des
für die verstorbenen Ritter bei und schildert Arrangements, sprühend geistreich im Kolorit,
in tiefen, glühenden Farben den vollen Zu- runden den Eindruck, den man an dieser Stelle
sammenklang dunkler Sammetdraperien mit von Slevogts Kunst gewinnt, zu einem selten
dem Rot-Gold der Röcke, dem Flammen der ausgeglichenen, stolzen Ganzen.

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