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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Sievers, Johannes: Die dritte Ausstellung der Berliner "Neuen Secession"
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Sievers, Johannes: Aus den Berliner Kunstsalons
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0388

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AUS DEN BERLINER KUNSTSALONS

einen „Weg" und ein Feld mit Garben ausgestellt, Melzer läßt dagegen in einer zwar gleichfalls höchst
eigenartig im Ausschnitt, aber nicht gerade anregend willkürlich gemalten, aber mit gutem Geschmack
als Proben einer weitere Entwicklung verheißenden und einem gewissen Verständnis für den Fresken-
starken Persönlichkeit. In der Beziehung gibt stil gezeichneten Figurenkomposition sowie in klei-
Pechstein ungleich mehr, der in seinen Stilleben neren, ganz amüsanten Straßenbildern auf eine viel-
etwas stark auf grobe Farbkontraste gestellte Kora- leicht aussichtsreichere Zukunft schließen. Otto
binationen, in seinen Bildnissen aber wirklich Mueller in Steglitz stellt zwei geschmackvolle und
packende, in ihrer Innerlichkeit herausgebrachte in ihrer dekorativen Wirkung recht sympathische
Menschen zu geben versteht. Pechstein, der ja Porträts sowie einen Frauenakt aus, Arthur Segal
zweifellos sein gelegentlich einmal gar zu arg durch- bemüht sich in einer merkwürdigen Farbentechnik,
gehendes Temperament zu mäßigen wissen wird, die ein Mosaik aus langen, fadenartigen Strähnen
ist entschieden die stärkste Begabung in diesem aufweist, nicht ohne Erfolg, besonders starke „orien-
Kreis. Dagegen enttäuscht Emil Nolde, der in talische" Effekte zu erzielen, Georg Tappert führt
letzter Zeit Vielgenannte, diesmal wohl auch seine einige Aktfigurenbilder vor, die nicht übel sind, und
treusten Anhänger. Was sein unbeschreiblich ver- Bartholdt Asendorpf bringt ein etwas farben-
klexter und formloser „Christus in Bethanien" be- schweres Selbstbildnis sowie zwei Strandbilder, die
deuten soll, ist kaum erfindlich, er erscheint als auf einen dunklen graublauen Ton abgestimmt sind,
reiner Akt der Willkür. Mit den gar zu sehr ä la Cezanne gehaltenen Still-
Auch die Bilder einiger anderer Maler lassen leben Cesar Kleins, den recht äußerlichen Ar-
ganz und gar das Zwingende vermissen, das „So beiten von H. Richter, F. Rosenkranz und den
und nicht anders", sondern zeigen sich als das was wirksamen aber farbig sehr rohen Werken Schmidt-
sie sind, nämlich als oberflächliche, auf grobe Aeußer- Rotluffs vermag ich mich dagegen weniger zu
lichkeiten gestellte Nachbetereien eines Gauguin, befreunden. j. sievers
Hodler, Cezanne, die aber ganz erheblich anderes

in ihrer Kunst gewollt und erreicht haben. An tncm nrni IMITD 1/|1mctCAI om?

gesuchter Primitivität, götzenhaften, roh zusammen- AUo ULIx DLKUNLK ftUINb I oALUINo

gesetzten Figuren, deren Anstrich (man kann da Tn den Kunstsalons hat es in letzter Zeit eine
kaum von Kolorit reden) sich zwischen den unge- * fast übergroße Zahl von Veranstaltungen sehr
mischtesten Tönen, einem Paprikarot oder Schwe- verschiedenen Wertes gegeben. Zu den interessan-,
feigelb bewegt, leisten Erich Heckel und E. L. testen Darbietungen zählt eine Kollektion Gau-
Kirchner, beide in Dresden, Erkleckliches. Moritz GuiN'scher Bilder, die Gurlitt zeigte, Werke reli-

eugene delacroix die beiden foscari

Museum Conde, Chantilly

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