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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 26.1910-1911

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Vollmer, Hans: Schein und Wirklichkeit in der Kunst: eine ästhetische Betrachtung
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Freyer, Gerschom Kurt: Die Mannheimer Kunsthalle
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https://doi.org/10.11588/diglit.13089#0413

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DIE MANNHEIMER KUNSTHALLE

J

des Todes: nur eine mehr, und die Wirkung nesaltenStilsimWege,underkonntesogleichansWerk

wäre schon erheblich abgeschwächt. Hier spricht f,enen' etwas Neu"- Lebendiges zu schaffen: einen

. , Kunslorganismus, dessen Zentrum die Kunsthalle ist.

dieselbe ideale Stilgesinnung, aus der heraus Soll die Kunsthalle diesen Zweck erfüllen, so muß als

Peter Cornelius das berühmt gewordene Wort erster Grundsatz gelten, daß sie nur Werke enthält,

von den sechs Fingern der menschlichen Hand die künstlerisch von hervorragender Bedeutung und

oräate geeignet sind, auf die künstlerische Kultur einzuwir-

' ,. . , . . . .„ . , ,v, . ken, daß also alles Mittelmäßige, alles was der Ver-

Man wolle mich nicht mißverstehen. Weit gangenheit angehört und nur historisch interessant ist,

entfernt davon, den großen Franzosen kriti- der Kunsthalle fern bleibt. Die Sammlung soll durch

sieren zu wollen, glaubte ich nur, prinzipiellen wenig Werke ersten Ranges in dieTiefe und energisch

Fragen an einem aktuellen Beispiele auf die wirken> anstatt durch eine große Anzahl geringerer
. . . «, ... , , . Werke in die Breite und oberflächlich. Gleichsam

schnellste — hoffentlich — auch interessan- das Programrn einer soichen Galerie bildete eine

teste Art näher gerückt zu sein. Meisterausstellung moderner Malerei, mit der im

Frühjahr des vorigen Jahres die Kunsthalle wieder
eröffnet wurde. Diese Ausstellung enthielt hervor-
DIE MANNHEIMER KUNSTHALLE ragende Werke deutscher und französischer Meister,

deren Gesamtbild den Besuchern das Ideal einer
e mehr man in den letzten Jahren aufgehört hat, modernen Kunstsammlung darstellte. Wie verständ-
die Kunst als eine bloße Verzierung des Daseins nisvoll die Mannheimer Bevölkerung dieses Ideal
zu betrachten, als eine angenehme Unterhaltung für auffaßte, erwies sich bald darauf, als einige Mann-
diejenigen, die Zeit übrig haben, je mehr die Kunst heimer Kunstfreunde sich zusammenfanden, um der
für alle Menschen, denen das
Werden einer echten Kultur am
Herzen liegt, einen wesentlichen
Bestandteil eben dieser Kultur
bedeutet, um so stärker ist die
Abneigung geworden gegen je-
nen Typus von Museen, wie er
im Laufe des 19. Jahrhunderts
entstanden war. Für Künstler
und für Menschen mit starkem
Kunstgefühl sind diese Museen
Totenkammern der Kunst, Stät-
ten historischen Studiums, aber
nicht des Genusses und der Er-
hebung. Das hat viele Ursachen.
Die meisten dieser Museen ha-
ben ungeeignete Räume, in de-
nen die Bilder eng und hoch
übereinander aufgestapelt sind,
die guten Bilder hängen zwi-
schen vielen mittelmäßigen und
schlechten, die Anordnung folgt
mehr historischen als künstleri-
schen Gesichtspunkten. Der
Hauptfehler dieser Museen aber
ist, daß sie zu fern dem Leben
und Schaffen derer stehen, de-
nen sie dienen sollen. Sie sind
rezeptive Einrichtungen, die das
von der Kultur Geschaffene auf-
nehmen, nicht produktive, die
an der Kulturselbermitarbeiten.

Es muß für einen Mann von
so schöpferischer Begabung wie
Dr. Wiehert eine äußerst reiz-
volle Aufgabe gewesen sein, die
ihm mit seiner Berufung zum
Leiter der Mannheimer Kunst-
halle gestellt wurde. Hier, in
der wirtschaftlich und kulturell
aufstrebenden Stadt, hatte er ein
Gebiet vor sich, das in künst-
lerischer Beziehung noch wenig
bearbeitet war und doch für eine
solche Bearbeitung den geeignet-
sten Boden enthielt. Hier stand HERMANN SCHUTTGEN WASSERBÜRG AM INN
ihm keine Museumstradition je- Frühjahr-Ausstellung der Münchner Secession

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