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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 30.1914-1915

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Rohe, Maximilian Karl: Die Jahresausstellung 1914 im Münchner Glaspalast
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https://doi.org/10.11588/diglit.13093#0076
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dämmerung (gipsmodell)
spalast 1914

In der Außer-Münchener-Abtei-
lung ist bei den Berlinern Kall-
morgens „Luftspiegelung" zu ver-
merken, ein Stück von Intimität und
allerhand schönen Eigenschaften,
unter den Düsseldorfern haben E.
von Gebhardt ein charaktervolles
Figurenstück „Betender alterMann",
W. Hambuchen eine ansprechende
Marine und Schreuer die flott ge-
arbeitete „Gesindestube" einge-
schickt, von Königsberg das licht-
durchflutete Interieur „Nachmittag-
sonne" (Abb. S. 59) des schon unter
den Landschaftern erwähnten Carl
Albrecht.

Allerhand Schönes legen die di-
versen graphischen Säle aus, ihnen
kommt hier leider immer nur die
Rolle von Stiefkindern zu und man
kann, will man den zur Verfügung
stehenden Raum nicht überschrei-
ten, kaum mehr als Namen in die
Erinnerung rufen oder vormerken.
Ich notiere regellos im Vorbeigehen
Wolfsfelds energische Radierun-
gen, die flotten Arbeiten von L. Ka-
simir, Graphika von Maron, Souci
und Carleton, auch Schnacken-
berg und Heymann sind hier noch-
mals zu erwähnen, Haueisen, der
Badener, Gino Parin, der feine und
elegante Zeichner, die Radierer R.
MüLLER(Abb. S. 63), Hahn, Schin-
nerer und Wilm, R. Steinhausen-
Charlottenburg und sein Landsmann
H.Meyer, die alle Hochbeachtens-
wertes mit Stift und Stichel schaffen.

Die Plastik ist im Glaspalast meist
nicht sehr bedeutend, viel braver,
tüchtiger Akademismus, manch flei-
ßiges Streben, aber nur wenig ei-
gentliche Genialität. Das bedeutend-
ste Werk ist heuer wohl Placzeks
kraft volle,, Dämmerung" (Abb. S.64),
ein polychromer Marmorkopf von
P. Schulz hat schöne Werte des
Ausdrucks, eine Bildnisbüste von
Beerhalter ist lebendig modelliert
und in den Flächen bewegt und W.
von Bartels' „Hirtin-4 ist in ihrem
frischenNaturalismus bei doch fester
Form sehr reizvoll und befriedigend.
Hervorzuheben sind schließlich der
große Brunnen des Münchners E.
Beyrer (Abb. S. 57) und ein san-
dalenbindender Hermes von W.
Wandschneider in Berlin.

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