HERBERT RE Y L - HAN I S C H. MORGEN
ROMANTIK 1931
Unsere Zeit rühmt sich ihrer Sachlichkeit. Alles
drängt zum Konkreten., zum überdeutlich Erfaß-
ten. Freilich wurde auch schon oft bemerkt, wie
hinter dieser (nur scheinbaren) Kühle eine hef-
tige Spannung vibriert. Die Kühle ist nur eine
starre Maske, durch deren Augenschlitze es, ge-
quält oder jauchzend, hervorbrennt. Aber dann
wirft doch zuweilen ein Künstler diese Maske
ab — und die ewige Romantik springt hervor,
Fernensehnsucht und Sehnsuchtsferne, Drang
nach dem Unendlichen, dem Absoluten. Dagegen
steht nun diese sehr reale, bunte Welt. Der Ro-
mantiker flüchtet ins Symbol, die Ironie, die
Groteske. Und siehe — der eisige Wind der
Zeit ist auch schon über die zuckende seelische
Oberfläche dahingefegt und hat auch sie zur
Erstarrung gezwungen. . .
So ergeht es zwei Wiener Malern, die hier wegen
mancher inneren Verwandtschaft zusammenge-
stellt wei'den. Dr. Sedlacek ist 1891 in Breslau
116
ROMANTIK 1931
Unsere Zeit rühmt sich ihrer Sachlichkeit. Alles
drängt zum Konkreten., zum überdeutlich Erfaß-
ten. Freilich wurde auch schon oft bemerkt, wie
hinter dieser (nur scheinbaren) Kühle eine hef-
tige Spannung vibriert. Die Kühle ist nur eine
starre Maske, durch deren Augenschlitze es, ge-
quält oder jauchzend, hervorbrennt. Aber dann
wirft doch zuweilen ein Künstler diese Maske
ab — und die ewige Romantik springt hervor,
Fernensehnsucht und Sehnsuchtsferne, Drang
nach dem Unendlichen, dem Absoluten. Dagegen
steht nun diese sehr reale, bunte Welt. Der Ro-
mantiker flüchtet ins Symbol, die Ironie, die
Groteske. Und siehe — der eisige Wind der
Zeit ist auch schon über die zuckende seelische
Oberfläche dahingefegt und hat auch sie zur
Erstarrung gezwungen. . .
So ergeht es zwei Wiener Malern, die hier wegen
mancher inneren Verwandtschaft zusammenge-
stellt wei'den. Dr. Sedlacek ist 1891 in Breslau
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