LESSER ERY.
DIE DROSCHKE.
ZEICHNUNG
VOM SINN DES KOPIERENS
ZUR MANNHEIMER AUSSTELLUNG „SCHÖPFERISCHE KOPIEEN"
Beim Aussprechen des Wortes „Kopie" stellen
sich in uns leicht etwas abgebrauchte, dumpfig
gewordene, ja unerfreuliche \ orstellungen ein,
die nicht zum \ orteil unserer Einschätzung der
Kopistenleistung dienen. Wir denken an all jene
Maler und Malerinnen, deren Leinwand uns in
den berühmten Galerien den Ausblick auf das
Original höchst unerwünscht verstellen. Wir
denken an den etwas muffigen Schulzwang des
Kopierens im Lehrbetrieb der Kunstschulen und
Akademien alten Stils. Lnd in den guten Stu-
ben der „besseren", der sogenannten „gebilde-
ten Häuser" finden wir immer wieder die glatten,
etwas öldruckhaften Malwiedergaben gleicher
Madonnen von Raffael, dieselbe Flora des Tizian,
dasselbe Konzert von Giorgione — Motive, die
Kunst für Alle, Jahrg. 47, Heft <J. März 1932
157
DIE DROSCHKE.
ZEICHNUNG
VOM SINN DES KOPIERENS
ZUR MANNHEIMER AUSSTELLUNG „SCHÖPFERISCHE KOPIEEN"
Beim Aussprechen des Wortes „Kopie" stellen
sich in uns leicht etwas abgebrauchte, dumpfig
gewordene, ja unerfreuliche \ orstellungen ein,
die nicht zum \ orteil unserer Einschätzung der
Kopistenleistung dienen. Wir denken an all jene
Maler und Malerinnen, deren Leinwand uns in
den berühmten Galerien den Ausblick auf das
Original höchst unerwünscht verstellen. Wir
denken an den etwas muffigen Schulzwang des
Kopierens im Lehrbetrieb der Kunstschulen und
Akademien alten Stils. Lnd in den guten Stu-
ben der „besseren", der sogenannten „gebilde-
ten Häuser" finden wir immer wieder die glatten,
etwas öldruckhaften Malwiedergaben gleicher
Madonnen von Raffael, dieselbe Flora des Tizian,
dasselbe Konzert von Giorgione — Motive, die
Kunst für Alle, Jahrg. 47, Heft <J. März 1932
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