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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Die kunstgewerbliche Werkstätte von Paul Stotz in Stuttgart
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Die Heizung der Wohnungen
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Beleuchtung dunkler Räume mit Tageslicht
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Farbige Gläser für Nachtlampen
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Fischer, Arwin: Mitheilungen über das Beziehen von Tischen, Möbeln etc. mit Stoff, [2]
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Malerei auf Fließen
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0238
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Nr. 24.

Lachblatt für ^nnen-Dekoration".

Seite lW

Cotta in Eßlingen und der in Kamerun gefallenen deutschen Krieger hervorheben.
Wegen stilvoller Behandlung und guter Ausführung findet die Anfertigung von
elektrischen Beleuchtungskörpern für Schiffe besondere Beachtung. Die kaiserliche
Dacht „Hohenzollern" wurde damit ausgestattet und die neuen Schnelldampfer, so-
wohl des Norddeutschen Lloyd, als der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Aktien-
gesellschaft sind mit Stotz'schen Lampen ausgerüstet.

utheilungen üöev öas von

Aschen, Möbeln rte. mit Dlolf.

Von Arwin Fischer.

reifmig öev ^Wohnungen.

(Schluß.)

ttH^in Blick auf die Häuser in den Hauptstraßen einer Großstadt genügt, um die
merkwürdige Erscheinung zu konstatiren, daß auf den meisten Fensterrahmen
Thermometer angebracht sind. Es ist heute Mode, entweder selbst oder durch das
Hilfspersonal täglich Früh sich Kenntniß über die Anzahl der Wärme- oder Kälte-
grade zu verschaffen; bei unsrer verweichlichten Generation muß bei der Toilette auf
das Steigen oder Fallen des Quecksilbers in der Glas-
röhre besonders Rücksicht genommen werden.

Gar ängstlich sind wir in dieser Beziehung auf die Ge-
sundheit unserer Kinder bedacht. Umso genauer müssen wir
es im Winter mit der Beheizung der Wohnräüme halten,
und in der Hygiene spielt dieses Kapitel eine bedeutend?

Rolle. Es ist daher bei der Wohnungseinrichtung mehr
Gewicht darauf zu legen, was für Heizapparate (Oesen)
wir verwenden, welche Form derselben wir bevorzugen
sollen. Und doch wird bei Zusammenstellung des Mobi-
liars der Ofen außer Berechnung gelassen, denn derselbe
gehört zum Istnuluo imtruetr.s der gcmiclheUn Wohnung
Wir müssen daher, bevor wir an die Wohnungseinrichtung
gehen, eine solche Wohnung uns wählen, die uns nicht
nur betreffs der Wohnzimmer, der Helle derselben, der
Aussicht, die sie bieten, des Miethpreises, sondern im In-
teresse unsrer Gesundheit auch in Bezug auf die Luft, die
wir darin einathmen, und insbesondere bezüglich ihrer
Heizbarkeit befriedigen.

Es gehört theilwcise auch in den Rahmen unsres
Blattes, über Gesundheitslehre, über die sanitären
Vortheile einer besser gelegenen Wohnung zu schreiben,
und.wir möchten daher wiederholt betonen, das ein guter
Ofen eine derHauptbedingungeneines gemüth-
lichen, gesunden Heims ist!

Beleuchtung Sunkler
mit "Eagesljcht.

an konstruirt neucstens große Spiegel, die in der
Breite des ganzen Fensters an festen herausge-
streckten Eisenstangen so angebracht werden, daß das
Tageslicht, das von oben die Platte trifft, in geeigneter
Weise in den betreffenden Raum hinein reflekiirt wird.

Praktische Versuche haben für die Erhellung eines tiefen
schlecht gelegenen Geschäftsraumes, dunklen Flurs recht
gute Resultate ergeben. Man hat gewiß vielfach schon
Spiegel zu gleichem Zwecke angcwendet, doch scheint es,
als ob man die besonderen Vortheile nicht gefunden hätte.

Diesmal ist ein besonderer Schmelz des Glases, angeblich
unter Silberzusatz, hergestellt, wellenartig sorgfältig ge-
schliffen und außerdem an der Rückseite völlig hermetisch
verschlossen, so daß der Spiegelbelag durchaus geschützt
ist. Die Lichtwirkung ist eine sehr bedeutende, so daß ein
Korridor durch ein matt geschliffenes Flurfenster guteh-
Licht erhält. Die Spiegel kosten ausschließlich der Be-
festigung bei 40 X 65 cm 30 Mk., bei 80 X 55 cm 60 Mk.

Bei der Verwendung wäre zu beachten, daß für einen geeigneten Schutz des immer-
hin kostbaren Spiegels von oben her gesorgt werde, damit keine Gegenstände darauf
fallen können. Der Hauptvorthcil des Apparates liegt in der Erhellung der Räume
für eine allgemeine Thätigkcit; während erst die Erfahrung zeigen muß, wie bei
Arbeitsstellen z. B. das reflektirte Licht auf die Augen wirkt. Der Preis des
Apparates wird in den meisten Fällen durch Ersparniß an Gas und elektrischem
Licht sehr bald wieder eingebracht sein.

Abbildung

Postamrnk

Farbige Gläser für Nachtlauipen. Für die Nachtlampen, sei es im Schlaf-
zimmer Gesunder oder im Krankenzimmer, farbige Gläser zur Dämpfung des Lichtes
anzuwcndcn, ist zu empfehlen, da direktes Licht störend auf die Augen wirkt. Aber
die Wahl der Farbe ist keineswegs gleichgiltig. Rothe Farben wirken reizend und
angenehm; manchen Leuten sind dagegen gelbe zuträglich. Von allen Farben dürfte
die blaue vorzuziehen sein. Wir wissen nicht nur, wie wohlthätig der Einfluß blauer
Brillen ist, sondern es sind auch in Anstalten für Irrsinnige und Nervenkranke Ver-
suche gemacht worden, welche ergaben, daß blaue Fensterscheiben in einzelnen Fällen
zur Beruhigung des aufgeregten Nervensystems etwas beitragen können.

fMIie zweite Art ist das Beziehen ganzer Tischchen, sowie Sitzmöbcl w. mit Stoff,
wie sie z. Z. Heinrich kl. in Frankreich Mode waren, mau nennt sie daher
Henri II., sowie auch Rubens Möbel; dieselben sind aus Blindholz (d. h. es ist
weder Anstrich noch Fournir daran,) gearbeitet; — diese Tischchen haken die ver-
schiedensten Formen, bald die eines Kleeblattes, oder die eines 3, 4, 6 oder 8 Eckes,
— selbige sowie auch die Sitzmöbel werden meistens mitstini Stoff, z. B. Seidenplüsch
(Silk), wohl auch mit geringeren Stoffen bezogen; die Tischplatte wird vorher mit
weichem Stoff (Biber oder Parchent) bespannt, die Kante der Tischplatte, sowie die
Fußenden werden mit Franzen (Posamentrie) besetzt, — auch schlägt mau statt der-
selben Fa^oiniägel ein, welche auch gleichzeitig an den
Kanten der Beine hinaufgeschlagen werden. Statt der
Fußplatte (bei Tischen) macht man auch öfters einen
Pompadourbeutel (in Falten gezogen) von Alias. Der
Stoff wird an den Stollen, Beinen ec. scharf zusammcnge-
stoßen und mit verzogenen Stichen genäht, oder von unten
gegen genagelt oder angellebt.

Bei Polstermöbeln dürfen die Rücklehnen nicht zu stark
gehalten werden, desgleichen der Sitz flach, am besten ohne
Federn. Die Rücklehnen werden vielfach mit Stickereien,
Wappen-Motiven usw. verziert, sowie auch gleichzeitig
der Sitz im Quadrat, mit Goldtressen verziert, man über-
haupt an blanken Fagonnägeln, Fransen, Quasten u. dergl.
nicht sparen soll.

Zur Zeit Heinrich ll. wurden sämmtliche Kanten mit
Gimpe- oder Borde- Besatz aus Sammet oder Tuchstreifen
abgesetzt, welches sich sehr gut ausnimmt, besonders wenn
der Fond mit korrespondirender Applikation besetzt ist.

(Aumerkuug: Die Anfertigung derartiger Applikationen
besteht darin: Man nimmt eine Blumen- oder Arabesken-
Vorlage und durchpaußt dieselbe mit einem Strichrädchen
oder der Nadel; der Bezug wird auf den Tisch gelegt, der
Applikationsstoff, von Sammt oder Tuch in der Größe
darauf geheftet und hierauf die Vorlage mit dem Kreide-
beutel überrieben;' durch dieses wird die Kontur auf dem
Applikationsstoff markirt, welche man dann noch mit Reih-
fäden nachnäht, damit sich besonders bei größeren Stücken
die Linien nicht so schnell verwischen und der Stoff ver-
schieben kann, dann wird der Stoff mit der Maschine auf-
genäht, scharf abgeschnitten und die offene Kante in den
ineisten Fällen mit der Hand umstochen. Bei diesen Möbeln
dürfen die Grundformen durch den Stoff nicht beeinträchtigt
werden, derselbe muß sich genau den vorhandenen Linien
unpassen)

Hierbei wäre vielleicht noch einiges über das Dekoriren
von Bildern, Postamenten, Staffel eien rc. mit Stoff zu
erwähnen. Diese Art von Dekoration hat wohl ihren
Ursprung in den Ateliers der Maler, wo diese zur Farben-
sättigung ihres Bildes irgend einen uni oder bunten Stoff
neben das Modell hängen; dieses aber hat sich im Lauf
der Zeit in sehr bedenklicher Weise durch übertriebene
Modethorheiten auch in die Wohnungen übertragen, wo
man das erste beste Bild auf eine Staffelet stellt, und
dann einen bunten Seiden- oder Plüschstreifen in wunder-
lichster — d. h. mancher Meinung nach in malerisch schöner
Weise herum schlingt; — noch weiter geht man, indem
man auf Staffeleien eine große Mappe stellt, welche das
bedeutungsvolle Wort „Musik" trägt, — sich jedoch beim
Oeffnen sehr oft als der Versteckplatz des Strickzeuges
vom kleinen Töchterchen des Hauses entpuppt; — diese
Mappe wird nun ebenfalls „fein" dekorirt, und wie mit Professor l)r. Luthmcr zu
sagen: „der Unsinn ist fertig."

Mau entblödet sich nicht, prächtig gemeißelte Marmorsäulen mit Stoff zu
umwickeln, wodurch die herrliche Arbeit und die Schönheit der Linien, Kapitäle ec-
vollständig verloren gehen. Ganz anders verhält es sich z. B. bei Ausstellung von
Entwürfen, wenn dieselben selbst auf einem schmucklosen Bretter- oder Lattengestell
postirt werden und man diese dann in glatt oder in Falten umspannt, um somit
dem Ganzen einen feineren Eindruck zu geben. Mit Stoff dekoriren ist schön, aber
allzuviel ist schädlich und am unrichtigen Platze lächerlich.

Nr. 117.

mik Nase.

Malerei auf Fliehen. Ein neues Malvcrfahren, welches in seiner äußeren
Erscheinung mit dem Fresko Aehnlichkeit hat, aber dieses, wie jede andere Wand-
malerei an Wetterfestigkeit übertrifft, hat vor Kurzem Professor Ulke in München
eingeführt. Es ist eine Malerei auf Fließen (Steinmasse), die sich aber von der
sonst üblichen dadurch vortheilhaft unterscheidet, daß sie glanzlos ist, ohne deshalb
an Farbentiefe zurückzustehen.
 
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