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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Die kunstgewerbliche Werkstätte von Paul Stotz in Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0237

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5eite 198.

Fachbla!l für ^nnrn-Drkaraiiaii''.

Nr. 24.

Le kunstgewerMiche ^^evkMtte von ^aul WtoH m "Wiutlgavt.

Obgleich die Kunst der Bronzebereitung und ihre Bearbeitung zu Gerätheil aller
Art als eine uralte bezeichnet werden muß, so beginnt die eigentliche Knnst-
epoche der Bronze erst mit der Zeit, seitdem die Griechen den Guß derselben ge-
lernt. „Seitdem erst wurde die Bronze ein Material der höchsten monumentalen
Kunst und zu-
gleich ein Ma-
terial für kost-
bares, reichgc-
schmücktes Ge-
räth und gilt
neben dem
Marmor als
das wesentlich-
steMaterial für
die hohe Kunst
der Plastik. —

Als ein treff-
licher Meister
in der Erzeug-
ung von in
höchsterVollen-
dung stehenden
Bronze-Gegen-
ständen gilt in
der deutschen
Knnstindustrie
dergenialeLei-
ter der gleich-
namigen kunst-
gewerbl. Werk-
stätte in Stutt-
gart , Paul
Stotz, von des-
sen seiner Zeit
in der Stutt-
garter Lan-
des- Gewerbe-
Ausstellung
gebrachten
Schöpfungen
unsre heutige
Illustration
ein Gesammt-
bild bietet, un-
ter welchen be-
sonders der für
den Ahnensaal
desFürsten von
Hohenzollern
gefertigte
Krön - Leuchter
als ein techni-
sches und künst-
lerisches Mei-
sterstück die all-
gemeine Be-
wunderung er-
regte. Da sieht
derLeser ferner
Bronzegebilde
zur Aus-
schmückung von
Bauten, Kron-
leuchter, Kan-
delaber,Wand-
arme für Ker-
zen in den stil-
vollsten For-
men und in
dem edelsten
ornamentalen
und bildlichen
Schmuck, die

reizendsten Uhren- und Schlüsselkästen und anderen Gcräthe, die theils dem Ge-
brauche, theils als Zierrath dienen, prunkvolle Ofenschirme und Kamin-Dekorationen,
weihevolle Grabmonumente und eine Fülle plastischer Kunstprodukte, wie Statuetten,
Gruppen, Büsten usw. Und alle diese meisterlichen Schöpfungen, die uns als
sprechende Zeugen von dem Können der deutschen Kunstindustrie entgegentrcten, sind
fast ausschließlich die Kinder der künstlerischen Gedankenwelt des Meisters Paul
Stotz. Ursprünglich mehr der Renaissance zugeneigt, vermag er nun auch seine

Abbildung Nr. 115. Vvxeugniffe drs kunstgrwrvlilichelr Instituts von Want Stotz, Stuttgart.

Ideen ocn Formen des Barock- und Rokokostils auzupassen. ohne aber je in leere
Nachahmung zu verfallen oder gar die der Schönheit und Harmonie gesetzten Schranken
zu überschreiten. Mau betrachte nur die von ihm für das Palais des Freiherrn
von Cramer-Klett in München entworfenen und ansgefllhrten Arbeiten, wie die

Prunkvase in
Marmor und
Bronze, das
mit Email ge-
zierte orna-
mentale Ka-
mingitter, die
in Gemein-
schaft mit dem
Ober-Baurath
A. Gnauth
entworfene
Trcppenhaus-
lampe für Gas,
dann das nied-
liche in Bronze
ansgesllhrte
Treppengelän-
der in der Villa
des Herrn Dr.
Lucius in
Frankfurt a.
M-, die für den
König von Ru-
mänien herge-
stellte Uhr in
Bronze mit
Marmorunter-
satz, die dazugc-
hörende wun-
dersameGiran-
dole, und man
wird mit Stolz
aufdieseStätte
des deutschen
Knnstgcwerbes
blicken, welche
thatkräftigst
daran mitgc-
arbeitet hat,
das in unseriu
Vaterkand ein-
geschlafene
künstlerische
Empfinden zw
neuem, blühen-
den Leben zu
erwecken.

Als weiterer
bedeutender
Zweig derThä-
tigkeit reiht sich
dem Erzeugnist
kleiner Kunst-
gegenstände der
Monumental-
Guß an, wo-
von unter An-
deren sprechen-
de Zeugen der
Eugens-Brun-
nen mit der
Galathea in
Stuttgart, die
Kaiser - Denk-
mäler iuRons-
dorf, Flens-
burg, Wein-
garten und

Graben und das Gerwig-Denkmal in Triberg sind. In Arbeit befindlich sind vier
Dombauthüren für die Nordfassade des Kölner Domes, sowie ein Altar für die
Severinskirche in Köln. Die Bronze findet auch wegen ihrer Schönheit und Halt-
barkeit stets allgemeine Anwendung bei der Errichtung von Grabdenkmälern, von
denen wir unter vielen anderen besonders diejenigen des Generallieutenants Freiherrn
von Rcitzenstein und der Frau Clarisse Kaulla in Stuttgart, des Dichters Viktor
von Scheffel in Karlsruhe, der Familie Höltgen in Düsseldorf, des Frciherrn von
 
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