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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Erker-Ansicht eines Herrenzimmers
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Behr, Carl: Ueber Dekoration und Möblirung unserer Wohnräume, [16]
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Unser Preisausschreiben betreffend
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Kopfkissen aus Papier
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0186

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Nr. 19.

Fachblatt für ^nnen-Dekoration".

Seite 157.

mit Gobelintapete bespannt. Die Rücklehne des Sitzes im Erker ist
mit Stoff drapirt und mit Kissen, welche weggenommen werden können,
belegt. Der Sitz ist zum Aufklappen eingerichtet, so daß das Unter-
theil als Truhe benutzt werden kann.

Die ganze Eintheilung und Ein-
richtung des Zimmers macht einen
höchst behaglichen Eindruck.

Man hat der Renaissance-Richt-
ung vorgeworfen, schreibt „Uhlands
industrielle Rundschau", daß sie mit
Hintansetzung des berechtigt Mo-
dernen einen Kunstgeschmack wieder
zu erwecken suche, der sich überlebt
habe, daß sie dem Bewohner Unbe-
quemlichkeiten auferlege, nur um den
Stilgesetzen der Vergangenheit zu
folgen. Trotzdem und obwohl in dein
Kampfe um einen der Neuzeit ent-
sprechenden Stil, in dem Bemühen,
sich von einem scheinbar beengenden
Formenkreise frei zu machen, die
während einer Reihe von Jahren fast
ausschließlich gepflegte Renaissance
vielfach dem Barock und Rokoko hat
weichen müssen, hat sie noch weit
und breit ihre Anhänger, denen sie
sich als eine unerschöpfliche Fund-
grube echt künstlerischer Ideen er-
weist. Daß ihre strenge Gesetzmäßig-
keit einer, man möchte sagen indivi-
duellen Behandlung nicht widerstrebt,
dafür liefern die bereits mehrfach
im „Fachblatt für Jnnen-Dekoration"
veranschaulichten Abbildungen von
Zimmer-Einrichtungen, die von ein-
gehendem Studium des eigentlichen
Wesens der Renaissance zeugen und
bei aller Feinheit der Erscheinung nichts von steifer, frostiger Vor-
nehmheit an sich haben, den besten Beweis. Möchte die stilvolle Aus-
stattung der Wohnräume auch fernerhin kunstverständige Pflege finden

und nicht nur in den bezüglichen Fachkreisen, sondern auch in den Fa-
milien der Grundsatz, nur Gutes und Schönes zu erzeugen beziehungs-
weise anzuschasfen, immer mehr zur Geltung kommen!

Unser Preis ans schrei Von
SeLreffenS.

(Bergt. Abbildg. auf Seite 156,157 u. 160.)

!ie heutige "Nummer bringt von
den auf unser Preisausschreiben
eingegangenen Entwürfen zu
einem Umschlag für das „Fachblatt
für Jnnen-Dekoration" die vier von
der Prüfungs-Kommission als die
besten bezeichneten Arbeiten,
und bitten wir unsere geehrten Leser,
dem Sinne des Ausschreibens ent-
sprechend, uns ihr Urtheil über den
gediegensten der in engere Wahl
gezogenen Entwürfe durch Postkarte
mitzutheilen, wobei wir bemerken,
daß bei zu geringer Betheiligung
seitens der Leser die Kommission die
endgültige Auswahl treffen wird.

Entwurf Nr. II. Motto: „Derb".

Ropsklssen ans Papier.

E^n vielen Ländern beginnt man, Pa-
Pier-Kopfkissen einzuführen, die den
aus Federn verfertigten vorzuziehen sind,
weil man kühler auf ihnen schläft. Die
Herstellungsweise dieser Kissen ist eine sehr
einfache. Man zerreißt Papier in sehr
kleine Stücke und stopft es in einen Kopf-
kisscnbezng von Zwillich, bis derselbe voll
genug ist. Am einfachsten geschieht dies
in der Weise, daß man das Papier in un-
gefähr sis Zoll breite Streifen reißt und
diese dann in der Mitte durchschneidet. Je
feiner das Papier, je leichter natürlich die Kopfkissen. Zeitungspapier eignet sich
nicht gut, da es einen unangenehmen Geruch nach Druckerschwärze hat, vielmehr
dürfte braunes oder weißes Papier und alte Briefumschläge vorzuziehen sein. Die
oben beschriebenen Kopfkissen empfehlen sich speziell für Hospitäler.

den Schlaf-, und Ankletde-Räumen, welche in Häusern, in denen nur
eine Familie wohnt, gewöhnlich in einem andern Stockwerk liegen, so
zwar, daß vorwiegend die Repräsentationsräume das untere Stockwerk
ausfüllen, während die Schlafzimmer in den oberen Etagen gelegen sind.

Das bedeutungsvollste dieser Zimmer ist das Schlafzimmer,
welches noch vor wenigen Jahrzehnten in ünserm Vaterlande recht
stiefmütterlich behandelt wurde. Oft wurde zum Schlafgemache unr-
ein Kämmerchen, ein Alkoven verwendet, ein untergeordneter Raum,
welcher möglichst versteckt liegen durfte. Man hatte das Gefühl, als
müsse man sich des Ortes schämen, wo man die Nacht verbringt, und
daß speziell das Bett ein unanständiges Möbel sei, welches nach Mög-
lichkeit verborgen bleiben müsse. Von diesen Ansichten ist man jetzt
glücklich mehr und mehr abgekommen, man ist endlich inne geworden,
daß das Bett eines der vornehmsten Möbel sei, welches sich weniger
entbehren läßt, als irgend ein anderes, und daß der Schlafraum das-
jenige Zimmer ist, in welchem der Bewohner mehr Zeit verbringt, wie
in einem der anderen Räume. Auch wird jetzt mehr darauf gesehen,
daß diese Zimmer größer und luftiger angelegt werden, wie früher,
man ist sich eben bei dem zunehmenden Comfort des ganzen Hauses
auch bewußt geworden, daß dieser Raum, als der unentbehrlichste von
Allen, auch mit die größte Aufmerksamkeit bei der Wahl seiner Lage
sowohl, als bei seiner Ausstattung verdient.

Der Mittelpunkt des Schlafzimmers ist selbstredend das Bett oder
im gemeinschaftlichen Schlafzimmer das Doppelbett, welches vorwiegend
so plazirt wird, daß es mit dem Kopfende an der größten Wand auf-
gestellt ist und mit dem Fußende in den Raum hineinragt. Bei der
Wahl des Platzes für das Bett ist darauf zu achten, daß den Schläfer
das durch das Fenster hereinfallende Tageslicht nicht blendet, es ist also

unpraktisch, einen solchen Raum zum Schlafzimmer machen zu wollen, in
welchem das Licht von mehreren Seiten kommt. Am gemüthlichsten
erweist es sich, wenn das Licht nur von einer Seite, am besten von
einer der Schmalseiten den Raum erleuchtet. Links und rechts vom
Doppelbett ist ein Nachttisch gestellt, über welchem ein Licht so angebracht
sein sollte, daß der im Bett Liegende eventuell auch bei Nacht im Bett
lesen kann, lieber beiden Betten entwickelt sich wohl auch ein Baldachin-
artiger Betthimmel und wird im Allgemeinen eine solche Konstruktion
desselben vorgezogen, bei welcher der Schlafende sich möglichst wenig
eingeengt fühlt, also solche Betthimmel, welche nicht das ganze Bett
bedecken, sondern nur das Kopfende, so daß die Vorhänge nach unten
ganz zurückgenommen werden können und dadurch ein freies Athmen
ermöglichen.

Ein großer oder zwei kleine Waschtische mit recht hohem Marmor-
und Spiegel-Aufsatz, einige Stühle und Schränke, von welchen einer
als Spiegelschrank gebildet wurde, vervollständigen die Einrichtung
dieses Raumes. Bezüglich des Spiegelschrankes ist noch zu bemerken,
daß sich bei Tage in dem Spiegel nur die Person vollständig sehen
kann, welche ganz beleuchtet vor demselben steht. Der beste Platz für
dieses Möbel ist also der an der Fensterwand, der schlechteste der gegen-
über derselben. Sind 2 Fenster vorhanden, welche nicht zu nahe zu-
sammen liegen, so wird selbstredend der Schrank zwischen diese Fenster
gestellt. Eine beliebte Art der Spiegelschränke ist der dreitheilige,
welcher im mittleren Schrank ein großes Glas zeigt. Die beiden
schmäleren Seitenschränke werden dann wohl für Kleider benutzt, die
Mitte für Wäsche, welcher Raum deshalb meist mit englischen Schubladen
versehen ist. (Fortsetzung folgt.)
 
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