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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Peterhof, das russische Versailles
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Das Kohlenschloß in Ottumwa
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Reinigung von Gasarmen und Kronleuchtern
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Speisezimmer in englischer Renaissance
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Ueber Dekoration und Möblirung unserer Wohnräume, [18]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0205

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Seite 172.

Fachblatt für ^nnen-Dekoration".

Nr. 21.

Den unteren Park schmücken zahlreiche Springbrunnen, Tempel und
Statuen, dann eine Orangerie, ein Badehaus und mehrere Landhäuser,
wie das ganz in der Nähe des Landungsplatzes gelegene Monplaisir,
von Peter dem Großen im holländischen Geschmacke erbaut. Unten am
Ufer erhebt sich auch Marly, ein Häuschen in
holländischem Rothziegelstile, das sich Peter nach
seiner Rückkehr aus Europa errichtete. Weiter-
hin kommen wir nach der von Peter erbauten
Eremitage; die Tafel ist — wie in Herren-
chiemsee und Linderhof — zum Versenken ein-
gerichtet. Am östlichen Ende des Parkes liegt,
unweit des Meeres, das kaiserliche Lustschloß
Alexandria, in dem der jetzige Czar zu wohnen
pflegt. _

^as ^oHlrnschloß in
(^)tlurmva.

lin ganz aus Kohlen erbauter Palast mit
Thürmen und Thoren wird demnächst die
gewerbreiche Stadt Ottumwa, die Hauptstadt
der an bituminösen Kohlen so reichen Grafschaft
Mapello im südöstlichen Iowa zieren. Die
Kohlenlager in der Umgegend von Ottumwa
liefern das Baumaterial für dieses Gebäude,
das auf einer der „gesunkene Park" genannten,
einst vom Flusse durchströmten Bodenvertiefung
auf gewaltigen, ebenfalls aus Kohlen gebildeten
Pfeilern errichtet wird. Das Kohlenschloß wird
eine Fläche von 280 Fuß Länge und 130 Fuß
Tiefe bedecken und trotz seines großen Umfanges
nur etwa 30 000 Dollars kosten. Die mächtigen,
als Bausteine dienende Kohlenslötze werden in
rothen Mörtel eingelegt und dem Bau dadurch
eine große Festigkeit verliehen werden. Das
Innere wird eine Menge Zimmer und unter
Anderm auch einen Theatersaal enthalten und Raum für 2000 Besucher
gewähren (und ist nur zu wünschen, daß da kein Feuer entstehen soll).

ein nachgeahmtes Kohlenbergwerk in vollem Betriebe und ein Garten
mit einem Wasserfall sein. In das Kohlenbergwerk gelangt man mittelst
zweier Fahrstühle von dem 450 Fuß hohen Hauptthurm des Gebäudes
aus. Man hofft, daß Präsident Harrison bei der Einweihung dieses
seltsamen Baues zugegen sein wird.

"Memigen von Easavmen
und ,Drottlenchlern.

kommt selten vor, daß Gasarme echt
vergoldet sind; dieselben sind entweder
gebeizt oder lackirt. Um nun derartige Leuchter,
gleichgültig, ob diese echt oder unecht vergoldet
sind, zu reinigen, werden sie ganz auseinander
genommen, die einzelnen Theile in einer scharfen
Lauge einige Minuten gekocht und mit einer
weichen Bürste gereinigt. Man ziehe dann diese
Theile durch eine Lösung von Cyankalium; sodann
wäscht man sie mit kochendem Wasser, und nach-
dem dieselben mit reinem Sägemehl getrocknet
wurden, putze man sie mit einem Waschleder.
Bei dem Zusammenschrauben müssen die Theile,
wenn nothwendig, wieder frisch lackirt werden.

-Mxeifezimmrv Ln englisches
"Menaiffance.

Abbildung 98. Stkffelei--Dekovatlon.

Die Hauptanziehungspunkte des Palastes werden außer diesem Theater

nsre heutige Beilage stellt einen Theil eines
Speisezimmers in englischer Renaissance
M«^vor und zwar das Büffet nebst einem Sessel
sowie die Thürbekleidung. Das Büffet ist in
röthlich gebeiztem Nußbaumholz gedacht, die

Ausführung gedacht in dunklem Holz. Vorhangstaug- und THÜlfÜlluNgeN sind Intarsien. MllN k«NN die
Amorette in ouivrs-xoN, Bild bunte Holzbrandarbeit. ^ . >

Wirkung des Ganzen noch steigern, wenn in spar-
samer Weise Palysanderholz angewendet wird und an den Profilen
einige Messingleisten angebracht wenden. Die Beschläge sind in polirtem
Messing ausgeführt und zwar genau dem Karakter des ganzen entsprechend.

^eöer ^Mekovatron unö
unserer

Von Carl Behr.

ii. Das deutsche Waus und seine Wsume.

(Fortsetzung.)

gehen diese zu einen: Ganzen zusammengefügten Möbel bis
unter die Decke, meist sind dieselben nur etwa zwei Drittheil so
hoch, wie der Raum; immer aber überragen sie Toilette- und Waschtisch.
In einer größeren Nische befindet sich das Bett, das in England, mit
wenigen Ausnahmen aus polirtem Messing hergestellt, höher und breiter
ist als das in Deutschland übliche Bett. Diese Messingbettlade erscheint
dem Deutschen im Allgemeinen weniger zuzusagen, sie macht ihm mit
Recht einen gar zu kalten Eindruck, weßhalb er es gewöhnlich durch
eine im Stile des übrigen Raumes gehaltene Bettstelle in weiß lackirtem
Holze ersetzt und dieselbe mehr den gewöhnlichen Maßverhältnissen anpaßt.

Für Vorhänge und Wände werden in diesem Zimmer lichte Cre-
tonnes und Kattune verwendet, in welchen die größeren englischen Geschäfte
meist eine unendlich große Auswahl halten und welche den Eindruck
des Kühlen und Reinlichen des ganzen Raumes entschieden unterstützen.
Die Lackarbeiten der Holztheile sind besonders vollendet, glashart und
tadellos glatt durchgeführt sowie die Form der Möbel so gewählt, daß
sie sich besonders gut für diese Behandlung eignet.

Freilich ist diese englische Art des Schlafzimmers nur eine der
vielen Behandlungen der Hellen Richtung und durchaus nicht allgemein.

Rokoko-Schlafzimmer, hell lackirt, theilweise mit Vergoldungen, Schlaf-
zimmer im Stil Louis XVI. und des «mpirs in Hellen Tönen gehalten
und mit blumigen Kattunstoffen dekorirt, werden ebenso oft verwendet,
wie nicht lackirte Möbel in Hellen Hölzern, wie Tische, Stühle und mit
Tigerahorn fournirte und polirte Möbel. Auch schafft wohl hier und
da ein Dekoratör einen Kompromiß dadurch, daß er zu Hellen Möbeln
dunkle Wände und.Stoffe verwendet oder daß er umgekehrt die Helle
Art der Ausstattung bei Plafond, Wänden, und Stoffen durchführt,
während er im Uebrigen dunkel gebeizte Möbel verwendet.

Wie gesagt, ist das dunkle Schlafzimmer gewöhnlich im Stil der
Renaissance gehalten, oft aber kommt es auch vor, daß hier der Rokoko-
stil oder irgend eine andere Epoche vorgezogen werden. Sehr selten
aber finden sich weiß lackirte Holzmöbel im Renaissancestil, wenn auch
die Engländer eine eigenartige Verquickung geschweifter Gesimse mit
modernen englischen Formen „Queen-Annestyle" nennen und dabei glauben,
die Zeit des Anfangs des vorigen Jahrhunderts ihres Landes kopirt
zu haben.

Dem Karakter des Schlafzimmers schließt sich der des Toiletten-
Zimmers an, wenn ein solches überhaupt vorhanden ist und wenn
nicht die Möbel desselben in dem geräumigen Schlafzimmer unterge-
bracht wurden. Das Toilettenzimmer enthält naturgemäß Kleider- und
Wäscheschränke, und wenn es gleichzeitig Badezimmer ist, auch noch die
Badewanne. Gewöhnlich aber ist das Badezimmer ein Raum für sich
und nicht mit dem Toilettenzimmer vereinigt. Die Schränke des Letz-
teren sind neuerdings ebenfalls verbunden und so arrangirt, daß sie
die ganzen Wände einnehmen. Dadurch ist der Raum nach Möglichkeit
ausgenutzt und auch dem Schönheitssinn des Bewohners Rechnung ge-
tragen, weil solche die ganzen Wände bedeckenden Möbel mit ihren
 
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