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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Ueber die Lüftung bewohnter Räume
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Wie wird Wachstuch am besten befestigt?
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Ein kostbarer Teppich
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0188

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Nr. 19.

Leite 159.

„Fachblatt für Innen-Dekoration".

Wenn auch diese idealen Reinheitsgrade der Lust der Gesundheits-Technik in
Volkreichen Städten unerreichbar sein werden, so kann doch die Lüftungsfrage nicht
dringend genug angeregt werden. Wohl sind die zahlreichen, gewöhnlich in der
Luft schwebenden Pilze nicht kränkheiterregend im engeren Sinn; man kann sich je-
doch ein Bild machen von der Vermehrung spezifischer pathogener Bakterien von
Diphtheritis, Masern, Scharlach, Influenza usw., wenn derartige größere oder kleinere
Seuchen herrschen. Denn wenn auch epidemische Keime vielfach durch unmittelbare
Berührung der Kranken oder durch Vermittelung des Bodens und des Trinkwassers
übertragin werden, so sprechen doch nach Ansicht der meisten Fachmänner viele Be-
weis-Momente dafür,, daß hauptsächlich die Luft als Träger und Verbreiter der
Änsteckungsstoffe anzusehen ist. Kommt doch hg aller in vcrhältnißmäßig jungen
Jahren eimretenden Sterbcfälle auf Rechnung von Lungenkrankheiten, namentlich
von Schwindsucht.

Alle Fortschritte der Wissenschaft finden schließlich in bestimmten technischen
Einrichtungen ihren Ausdruck und wenn die Sterbeziffern
aus früheren Jahrhunderten nur annähernd zuverlässig
sind, so scheint ja eine fortschreitende Verlängerung der
Lebensdauer nachgewiesen, trotz vieler unzweifelhaft auf-
reibender Wirkungen des gesteigerten Kulturlebens. Die
größeren Städte haben keine Opfer gescheut zur Rein-
haltung des Bodens und der Lust ftm Allgemeinen.

Im Besonderen sind auch bedeutende Fortschritte zu ver-
zeichnen in der Lüftung öffentlicher, staatlicher und
städtischer Gebäude; doch geschieht für die zahlreichen
Privatbauten in dieser Hinsicht nichts. Die Wohnräume
sind lediglich auf die Porosität und Durchlässigkeit der
Mauern, auf die Undichtigkeit der Thüren und Fenster
und auf das namentlich im Winter nur ungenügende
Oeffnen der Fenster angewiesen. Die Porösen Wände
und Decken, welche die verdorbene Luft aus einem Hause
in das andere, aus einem Stockwerk in das andere
durchlassen, sind namentlich in feuchtem Zustande wahre
Brutstätten für Fäulniß- und Gährungspilze. Die
Grundluft, welche bei sinkendem Barometer besonders
lebhaft aufsteigt und zahlreiche Krankheitskcimc mit sich
führt, tritt oft ungehindert in die Keller- und Erdgeschosse.

Alle diese Uebelstände sind schon so oft erörtert und sollten
so allgemein bekannt sein, daß man sich
fast scheut, dieselben zu wiederholen. Den-
noch darf die Wissenschaft und die Presse
nicht müde werden, immer und immer
wieder auf diese Hauskrankheiten hinzu-
weisen, deren Verhütung leichter und bil-
liger ist als deren Heilung.

Wie rvirE Wachstuch
am Vesten vefestlgt?

Min koMavev Teppich.

fU n London fand vor einigen Tagen eine Gerichtsverhandlung statt, bei welcher
d eine gewisse Frau Brunton die renommirte Tapeziererfirma Maple >L Co. auf
Schadenersatz in der Höhe von 20000 Mark verklagte. Genannte Dame hatte der
betreffenden Firma einen kostbaren, alterthümlichen Teppich zur Reinigung übergeben
und da Maple L Co. solche Arbeiten nicht selber ausführcn, so beauftragten sie einen
Mann damit, der stets derartige Dinge für sie zu besorgen Pflegte. Dieser, der nicht
etwa eine chemische Wäscherei oder dergleichen hatte, nahm den Teppich, ohne vor
seinem ungeheuren Werthe eine Achtung zu haben, mit nach seiner bescheidenen
Wohnung, wo in demselben Zimmer, in dem er arbeitete, auch seine Familie lebte.
Zu dem Rcinignngsprozeß verwandte er das höchst feuergefährliche Benzolin und
als dieses gerade am stärksten auf dem Teppich verdunstete, strich eins der Kinder
des Reinigers, nichts Böses ahnend, ein Streichholz an, um das Feuer im Ofen
zu entzünden. Im selben Augenblick war aber auch der
ganze Raum ein Flammenmeer und außer, daß der Tep-
pich fast gänzlich ruinirt wurde, erlitten auch jene Aerm-
sten, die im Zimmer anwesend waren, so gefährliche
Verletzungen, daß zwei der Kinder wenige Tage darauf
verstürben. Da die Herren Maple L Co. sich weigerten,
den von der Frau Brunton erlittenen Schaden zu ersetzen,
so nahm dieselbe zum Gerichte ihre Zuflucht und dieses
verlangte das Urlheil Sachverständiger, da es doch eine
kuriose Sache um einen Teppich ist, der ein ganzes
Vermögen repräsentirt. Unter Anderen wurde daher der
Direktor der indischen Abtheilung in dem berühmten
Kensington-Museum herangezogen und derselbe erklärte,
daß der Teppich ein Kunstwerk aus dem 16. oder 17.
Jahrhundert sei und aus Persien oder Nord-Indien
stamme. Er sagte ferner, daß zu seiner Herstellung die
feinste Wolle, die von Thieren gekämmt und nicht ge-
schoren und viel werthvoller als Seide sei, verwandt
wurde. Das Ganze wäre Handarbeit; in jedem Quadrat-
zoll seien 256 und im ganzen Teppich 5,000,000 Stiche,
deren jeder verschiedene Manipulationen erfordert haben
mußte. Er erklärte, der Teppich wäre das kostbarste der-
artige Stück, das er je gesehen habe und im Jahre 1881,
zu welcher Zeit Frau Brunton denselben kaufte, habe
derselbe entschieden einen Werth von 20,000 Mark ge-
habt und würde heute, wenn noch intakt, diesen Betrag
nebst Zins und Zinses Zins repräsentiren, da man sogar
für Imitationen derartiger persischer antiker Teppiche
2000 Mark pro Ouadrat-Meter zu bezahlen pflege. Was
jetzt noch von dem Kunstwerke übrig sei, eigne sich nur
noch zum Zerschneiden zu Mustern für Kunstgewerbc-
schulen und mehr als 2000 Mark sei nicht daraus zu lösen.

Nach längeren Verhandlungen entschied sich der
Gerichtshof zu Gunsten der Klägerin und die Herren
Maple L Co. haben wohl oder übel 20,000
Mark zu bezahlen.

Diele Tischler glauben, wenn sie der-
artige Sachen leimen, so müsse der
Leim ebenso flüssig sein, wie, wenn Holz
auf Holz geleimt wird, dies ist aber nicht
nöthig; wird der Leim heiß auf die Holz-
fläche gebracht, so verbindet er sich dabei
mit dieser so viel als nöthig ist. Die
Fasern des Wachstuches verbinden sich mit
dem nicht mehr so flüssigen Leim eben-
falls genügend; außerdem verträgt cs das
Wachstuch sehr wohl, wenn feuchter Stoff
darauf gelegt wird und mit einem mäßig
warmen Plätteisen darüber gefahren wird,
dann erwärmt sich der Leim sicherlich so
viel, wie zu guter Verbindung mit dem
Tuch nöthig. Die Hindernisse, welche ein
Fries beim Lcimangeben bietet, sind ebenfalls leicht zu überwinden. Ist der Fries
geradelinig, so hobelt man sich ein Lineal mit ganz scharfer Kante, dieses stellt man
mit der letzteren an die Frieskante und nun streicht man mit dem Pinsel daran
entlang, so ist Leim auf der Fläche bis dicht an den Fries, ohne daß derselbe auch
nur im Geringsten mit dem Pinsel getroffen worden wäre. Ist der Fries nicht
geradlinig, so nimmt man statt des Lineals etwas steifes Papier. In der Regel
wird bei solchen Arbeiten das Leimangeben zu langsam ausgeführt; derselbe muß
auf die Fläche gegossen und mit einem etwa 25 em breiten Spatel auseinandergestrichcn
werden, nur die Grenzen der Flächen werden mit dem Pinsel bearbeitet. Der Leim
ist dann auch bei sehr großen Flächen immer noch in einem solchen Zustande, daß
er sich mit dem Wachstuch gut verbindet.

Mchevfchau.

Abbildung Nr. 91.
Aus dem Germ. Museum zu Nürnberg. Orig.

Mokoko--Vfen.

Nachbildung von C. W. Fleischmann, Nürnberg.

Elfenbein-Statuetten. Um Kunstobjekte aus Elfenbein zu reinigen, verfährt
man in folgender Weise: Man reinigt dieselben mit Milch mittelst eines kleinen
Weichen Pinsels. Dies Verfahren nimmt den Schmutz weg und gibt neuen Glanz.
Die gelbe Farbe macht übrigens solche Schnitzereien nur wirkungsvoller.

Alle unter dieser Rubrik besprochenen Aachwerkc
können z»m gleichen Preise auch durch die Ge-
schäftsstelle des „Fachblatt für Innen-Dekora-
tion" jederzeit bezogen werden.

PH. Niederhöfer's Frankfurter Möbel-
Bazar. Neue Entwürfe zur praktischen
Ausführung billiger und reicherer Möbel
im Stil - der Renaissance. Hcrausgegeben
von Architekt Philipp Niedcrhöfer. 5. Serie.
25 Tafeln und 4 große Detailbogen. Frank-
furt, Verlag von PH. Niedcrhöfer. Preis
Akk. 12.—

In verschiedenen Aufsätzen unseres Fach-
blattcs wurde schon mehrfach die Rück-
kehr zu den einfachen struktivcn Formen der Renaissance empfohlen und das mit
Recht, da sich wesentlich billigere, aber dennoch schöne und praktische Möbel in diesem
Stile Herstellen lassen. Es war denn auch ein glücklicher Gedanke, welcher den Ver-
fasser leitete, bei Herausgabe seines Möbelbazars den Renaissancestil zu wählen, und ist
es ihm dadurch gelungen, für die Möbelindustrie Vorbilder zu schaffen, welche der
künstlerischen Ausführung nach jeder Richtung hin Rechnung tragen und zur Herstellung
stilvoller, nicht zu kostspieliger Möbel für den Mittelstand dienen sollen. So zeigt denn
auch die uns vorliegende 5. Serie eine Reihe von Zeichnungen billiger und leicht
herstellbarer Möbel, die in Folge daraus bezüglicher Preisausschreiben entstanden
sind. Sie sollen zeigen, daß man auch für geringes Geld schöne und stilvolle Ein-
richtungen Herstellen kann. Niederhöfer's Möbelbazar sollte bei keinem Fachmanne
fehlen. Zum Schluffe wollen wir nicht verfehlen, darauf hinzuweisen, daß diese 5.
Serie die preisgekrönten Hallc'schen Konkurenz-Arbeiten enthält, und dürften wir
vielleicht einmal Gelegenheit haben, das eine oder andere Stück aus der Samm-
lung unseren Lesern in Abbildung zeigen zu können.
 
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