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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Programm und Einladung
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Behr, Carl: Ueber Dekoration und Möblirung unserer Wohnungen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0010

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5eite 2.

Jachblatt für Onncn-Dckaratian".

Nr. 1.

iner sympathischen Aufnahme unseres neuen Unternehmens
gewiß, wie dies schon die einleitenden Worte auf der
vorstehenden Seite zu verbürgen scheinen, fügen wir
unsererseits noch hinzu, daß hauptsächlich auf Anregung
mehrerer der angesehensten und maßgebendsten Firmen
der Möbel- und Teppich-Industrie die Herausgabe dieser Zeit-
schrift beschlossen wurde, die Idee indeß auch in den übrigen Geschäfts-
zweigen des Dekorationsfaches, sowie auch bei Privaten sofort
den freudigsten Wiederhall fand. Die Redaktion des

ÄWIlitt für IiiiW'Moratm

gestattet sich nunmehr in kurzen Zügen ihr Programm mitzutheilen.

Wir werden bringen:

Weit-Mrtikek, in denen gründlich und ausführlich die Ver-
hältnisse dargelegt und einer Kritik unterzogen werden;

Belehrende Mufsätze und MMiaiidknitgen, welche das
gestimmte Dekorationsfach betreffen.

Unter der NeberschriftPNenkeilLll" werden wir nlle neuerschienenen
Erzeugnisse auf dem Gebiete des Kunstgewerbes und der Dekoration
„kostenfrei" besprechen.

Unter chHandekS 2 Nachrichten" geben wir unseren Lesern
Kenntniß von allen neu gegründeten Geschäften, Geschäftsveründerungen,
Preisvertheilungen, Titelverleihungen, Konkursen usw.

Im ,/Briefkasten" und ^Mraflekasten" werden allgemein
interesstrende Anfragen durch die Redaktion jederzeit gerne beantwortet.

Der ^Sprechfaal" wird, soweit, es der Raum gestattet, jeder
sachlich gehaltenen Meinungsäußerung offen stehen.

Unter ,/Nützliche Winke" geben wir unseren Lesern Mit-
theilungen und Rathschläge auf technischem Gebiete.

In der „Vitcherschall" werden wir auf alle jüngst erschienenen

einschlägigen Werke usw. Hinweisen und solche einer besonderen Be-
sprechung unterziehen.

Betreffs der „Stellen-ZVrrmittelnng" seien die Herreil Prin-
zipale und Angestellten auf das „Fachblatt für Jnnen-Dekoration" ganz
besonders aufmerksam gemacht.

Geschäfts--Wn^eigen jeder Art, welche das DekorationSfach
betreffen, werden für Alle den gewünschten Erfolg erzielen.

Im klebrigen werden wir bestrebt sein, im Laufe der Zeit jede
Erweiterung des Blattes vorzunehmen und weder Geldopfer noch Mühe
scheueil, damit dasselbe einem Jeden der Leser ein treuer Freund
und Rathgeber werde. Daß wir halten werden, was wir versprechen,
dafür bürgt die Mitwirkung einer großeil Anzahl der hervorragendsten
Kachkräfte auf dem Gebiete des Dekorationsfaches.

Die erste Nummer des „Fachblatt für Jnnen-Dekoration" erscheint
in einer Auflage von

ssM» Miiiplarcn

welche an alle Interessenten des Dekorationsfaches in Deutsch-
land, Oesterreich-Ungarn und der Schweiz kostenfrei versandt
wird. Wir erlauben uns daher mit vorliegender Nummer alle Diejenigen,
welche mit Einrichtung und Ausschmückung der Wohnräume zu
thun haben, zum Bezug der neuen Zeitschrift freundlichste einzuladen,
mit dem Bemerken, daß 2aS „Fachblatt für Jnnen-Dekoration"
monatlich zwei Mal erscheint und der Bezugspreis durch die Post, den
Buchhandel oder direkt unter Streifband von der Geschäftsstelle in
Darmstadt vierteljährlich Mk. 2.50, halbjährlich Mk. 5.— (für das
Ausland Mk. 3.—, bezw. Mk. 6.—) unter Vorausbezahlung beträgt.

Bestellungen aus das „Fachblatt für Jnnen-Dekoration" wolle
man gefl. bis spätestens 20. Januar, Dtlieigen für dienlichste
Nummer bis spätestens 18. Januar aufgeben.

Varmstadt, im Januar 1890.

Jcrllu, u. KOMM dcs ..MMatt für Innm-MiMtlM


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-evor
MtLvrmg unserer

Von Carl Behr?)

I. Oie.üblichen ^tilarten der Gegenwart.

rWmstäude verschiedener Art Verbindern die Entwickelung eines ein-

heitlichen Stils der modernen Jnnen-Architektur in Deutschland;
Umstände, welche um so bedauerlicher wirken, als das eigentliche Wesen
des Stils nicht in seinen allgemeinen Formen, sondern darin besteht,
wie der Charakter des Zeitalters in diesen Formen zum Ausdruck gebracht
wird. Der Künstler muß sich die Formen des Stils so zu Eigen
gemacht haben, daß er damit schalten und walten kann wie der Schrift-
steller mit der Sprache, und das Publikum sollte diese Sprache wenigstens
soweit kennen, daß es unschwer die Gedanken des Künstlers wieder
erkennt und versteht. Sieht man die verschiedenen Räume der Stilepochen
früherer Jahrhunderte, so erkennt man heute noch leicht die Bedeutung
derselben und schafft sich nicht allein ein Bild seines Bewohners, sondern
auch aus der Zusammenwirkung der Räume ein Bild der ganzen Zeit.
Bei der Stilverworrenheit, wie solche gegenwärtig herrscht, sind
solche Voraussetzungen kaum gerechtfertigt. Von einem gewandten
Architekten und Möbelzeichner verlangt die Mehrzahl des Publikums
jetzt eine Beherrschung aller möglichen und unmöglichen Stilgattungen ;
es verlangt von demselben Künstler bald einen gothischen Raum und
bald einen solchen im Rokoko-Charakter; heute ein orientalisches
Rauchzimmer und morgen ein Wohnzimmer in englischer Gothik.

*) Technischer Direktor der Firma A. Bembe in Mainz.

Der Besteller selbst dagegen begnügt sich gewöhnlich dann mit dem Namen
des Charakters eines Raumes und damit, daß derselbe das Neueste
enthält, was die Kunst nach dieser Richtung aufzuweisen hat. Von dem
eigentlichen Wesen des Stils versteht er nnr das, was er gelegentlich
davon gehört oder gelesen hat, und selbst das hat er wohl schwerlich
ganz ersaßt. Und der Architekt, der Künstler? Er müßte ja eine
lebendige Kunstgeschichte sein, wenn er auch nur oberflächlich allen
Forst ungen, welche an ihn gestellt werden, gerecht werden wollte. Ein
tieferes Eingehen auf den Charakter seiner Arbeit, ein beständiges Aus-
feilen bei den sich folgenden Aufträgen und schließlich die Entwickelung
der Produkte seiner Arbeit zum Vollkommensten ihrer Art, kann in den
seltensten Fällen erwartet werden.

Nor 18 Jahren nach Beendigung des deutsch-französischen Krieges,
lag in Deutschland das Verlangen nach einem künstlerischen Ausdruck
des nationalen Kraftbewußtseins in unserem Vaterlande sozusagen in
der Luft. Man griff fast wie ans Verabredung auf die Formen der
deutschen Renaissance zurück, und wenn auch dieser neu auf-
gegriffene Stil meist nicht ganz befriedigende Resultate zeitigte, so
war doch der Entwickelung dieser Kunstbewegung mit Vergnügen ent-
gegen zu sehen. Aber in der Zeit des Dampfes und der Elektrizität
wurde dieser Stil wie eine mit Wärmekästen gepeinigtesTreibHauspflanze
frühreif und bald als etwas durchaus nicht mehr Neues, noch ehe er
sich voll entwickeln konnte, von vielen Seiten in Acht und Bann gethan.

Am meisten wurde der Untergang der so lobenswertsten Bestrebungen,
denen wir schon so hübsche Resultate und Fortschritte zu danken hatten,
durch die Kunstkritiker beschleunigt. Berühmte Schriftsteller wie I. v. Falke,
erklärten es für einen verhängnißvollen Jrrthum einen nationalen Stil
schaffen zu wollen und erklärten, daß man mit der deutschen Renaissance
 
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