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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Böttcher, F.: Einfache Möbel
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Die Wohnungen als Krankheitsherde, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0140

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Seite 120.

Fachblatt für Innen-Dekoration".

Nr. 14.

Ansehen. Ich muß gestehen, eine Küche wie diese, so praktisch, einfach, anheimelnd,
gemüthlich. reinlich, nett und dabei doch elegant aussehend, habe ich seitdem nicht
wieder gesehen. Nur ungern verließ ich das gastliche Haus, das so schöne Räume
in seinem Innern barg, die des Belehrenden so Vieles boten und doch mit so wenig
Geldmitteln angeschafft worden waren, auch zugleich zeigten, daß nicht gerade Geld,
sondern Geschmack zur hübschen Einrichtung einer Wohnung gehört
und derselbe beim deutschen Publikum immer noch mehr gezogen werden muß.

_ Fr. Böttcher.

als Dranlcheil§yerde.

Wk/or einem Jahrzehnt machte vr. Emmerich in der „Zeitschrift für Biologie"
darauf aufmerksam, daß Aborte, Zimmerwände, Möbel, Wäsche, Kleider etc.
desinfizirt werden, aber an die
Fußböden und deren Füllung
denke kein Mensch, und doch sei
dies der prächtigste Ansteckungs-
herd. Die Füllmasse sei mit or-
ganischen Stoffen. Knochen, Haa-
ren, Lumpen, Kohlenasche usw.
versehen. Das Füllmaterial eines
Neubaues ergab einen solchen
Stickstoffgehalt, als wenn 3000
menschliche Leichen unter die-
sem Fußboden begraben gewesen
wären. Der unsauberste Straßen-
boden ist bezüglich des Stickstoff-
gehaltes noch vorzüglich zu nennen
im Vergleiche zur Bodenfülle der
meisten Neubauten.

Trockener Bauschutt ist zur
Füllung ganz verwerflich, da die
Krankheitsstoffe, von Jahrhundert
zu Jahrhundert angesammelt, mit
dem Abbruch des alten Hauses
als Bodenfülle in den Neubau
übertragen werden. Darin sind
sehr häufig Ungeziefer und deren
Eier, unter allen Umständen aber
menschliche Sekrete und Exkrete.
er kann jedoch auch Jnfektions-
stoffe aus den oft Jahrhunderte
alten, möglicherweise siechhaften
Häusern enthalten.

Kurz, wie schon Hornemann in seinen hygienischen Abhandlungen sagt: „Unsere
Privat- und öffentlichen Gebäude sind nichts Anderes, als eine Art übertünchter
Gräber". Ae Feinerde der abgerissenen Häuser ist ein ausgezeichnetes Düngemittel,
dient auch in Rheinhessen seit alter Zeit dazu, aber zur Bodenfülle taugt sie eben
deshalb nicht. Die Spaltpilze, welche oft die Träger ansteckender Krankheiten sind,
finden in den Fugen der Fußböden und dem Bodenfüllsel die geeignetsten Brutstätten,
da durch das Waschen die Bodenfülle stets hinreichende Feuchtigkeit und durch die
Oefen entsprechende Wärme hat. Dieselben Ursachen bedingen Gährungs- und Zer-
setzungsprozesse, ebenso den Hausschwamm; sie können auch ausgezeichnete Brutstätten
für den Komma-Bacillus abgeben.

vr. Emmerich fand ferner in zahlreichen Proben von Bodenfülle große Mengen
von Stäbchenbakterien; in den wässerigen Auszügen entwickelte sich oft stinkende
Fäulniß, ja eine Probe enthielt unzweifelhaft krankheiterzeugende Organismen, denn
vr. Emmerich erkrankte jedesmal, wenn er sich damit beschäftigt hatte, und ebenso

ein Stabsarzt, welcher im Laboratorium zugegen war, genau mit denselben Er-
scheinungen.

vr. Emmerich führt noch Manches an. was im Füllboden wuchert und Einen
beim Leben mir wahrem Entsetzen erfüllt. Er verlangt gesetzliche Normen über das
Füllmaterial bei Neubauten; dasselbe muß frei von organischen Stoffen sein, darf
keinen Schwefel, Phosphor, Kali und keine Magnesia enthalten. Er fordert wasser-
und luftdichten Abschluß des Fußboden-Jnnern von den Wohnräumen, möglichste
Beseitigung der Bodenfugen, und dann Oelfarben-Anstrich der Bretter, um sie für
Wasser undurchdringlich zu machen.

Soweit vr. Emmerich. Die außerordentlichen Fortschritte, welche das Studium
der Mikroorganismen gemacht, geben ihm in jeder Beziehung Recht, übertreffen sogar
noch in manchen Dingen seine pessimistische Anschauung.

Bei Betrachtung der Wohnungsverhältnisse in größeren Städten fällt vor
allen Dingen eine auf das Höchste gesteigerte Ausnützung des Raumes in die Augen,

welche die Bewohner zwingt, sich
so viel, als überhaupt möglich ist,
einzuschränkcn. In den Mieth-
kasernen sind Hunderte Personen
neben- und übereinander geschach-
telt, das Gebäude mit den Aus-
dünstungen der Individuen, der
Küche und Aborte usw. erfüllend,
so daß ein eigener Dunstkreis jedes
Haus, vom Keller bis zum Dache,
umschwebt. Diese Dünste zusam-
mengefaßt von mehreren tausend
Häusern, bilden eine eigene Wolke,
welche wie eine Nebelschichte über
den großen Städten lagert und
bei eintretender Dunkelheit und
klarer Luft schon meilenweit am
Firmamente mit schwacher Phos-
phorescenz sichtbar ist, die Nähe
einer großen Stadt anzeigend.

Abgesehen jedoch davon, giebt
es in den Wohnungen viel kleinere,
aber desto energischere Feinde,
welche jeden einzelnen Inwohner
mit Krankheit und Tod bedrohen.
Allerdings sind die modernen
Wohnungsverhältnisse nicht dar-
nach, den Nebeln, welche daraus
hervorgehen, auch wirksam zu be-
gegnen. Dieselben werden nur
verschwinden, wenn die Ursachen
beseitigt sind, denen sie ihre Entstehung und Weiterentwickelung verdanken.

Der Miether sucht für den hohen Preis, welchen er bezahlen muß, seine
Wohnung auszunützen, soviel er kann; er wird nicht eher, als bis die zwingende
Nothwendigkeit vorhanden ist, seine Wohnung renoviren lassen, und auch dann nicht
nach den Anforderungen der Hygiene, sondern in Rücksicht auf billige Preise in ganz
oberflächlicher Weise, „um dem reichen Hausherrn nichts zu schenken." Daß es des
Miethers eigenes Interesse ist, seine Wohnung rein, schön und gesund zu halten,
wird fast nie bedacht. Allerdings sind auch Beispiele zur Genüge vorhanden, welche
zeigen, daß „der Hausherr steigert, wenn die Wohnung zu schön ist."

Der Hausbesitzer dagegen ist stets bedacht, eine möglichst hohe Rente zu er-
zielen. Wenn die Wohnung beschmutzt und infizirt verlassen wurde, wird der Maler
geholt und genau instruirt, was an Plafond und Wänden zu erhalten sei, wo etwas
auszubessern sei und etwas frisch überstrichen werden muß. (Schluß folgt.)

Abbildung Nr. 65. Spanische Wand und Nuhr--Safa in englischem Stil.

Ausführung gedacht in Nußbaumholz. Die Gesimse mit seinem Messing überzogen.

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