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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Mackeldey, Oskar Ferry: Der Ofen, [1]
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Der physikalische Hauswart
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Unser Preisausschreiben betreffend
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0198

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Nr. 20.

Fachblatt für Innen-Dekoration".

Seite 167.

Von Oskar Ferry Mackeldey.

!n Deutschland, der Schweiz, England, Schweden, Dänemark, Holland und vor
E Mein auch in Rußland — kann es in den Wohnungen keinen nützlicheren
Und im Winter auch nothwcndigeren Gegenstand geben als einen Ofen, welcher, wie
wohl zu vermuthen ist, in Deutschland und den befreundeten und stammesverwandten
Ländern Holland und der Schweiz, die reichste und schönste Ausbildung erhielt.

Es Wird wohl ein Germane gewesen sein — sagt
G. Hirth — der zuerst auf die Idee kam, den offenen ^ ^ .

Rauchfang seiner Stube mit einem Thon- . ^ ' rtL ^ ^

gehäuse zu umgeben! Vielleicht war das erste
Exemplar eine Art Backofen, jedenfalls hat
der nordische Kunstsinn und Humor im
Laufe der Jahrhunderte diesen braven
Hausfreund mit besonderer Zärt-
lichkeit ausgestattet. Das Prinzip
des grünglasirten OfenS mit brei-
ter Basis war schon vor der
deutschen Gothik erfunden und die
Gothik hat denselben dann in
ihrer Weise ansgebildet und mit
Maßwerk, Zinnen und Bekrönun-
gen, Säulen, Krappen, Blättern
und Blumen, sowie architektoni-
schen und ornamentalen Verzier-
ungen in reichster, doch zuweilen
auch in einfacher Weise dckorirt;
ein solcher glich alsdann mehr
einem Festungsban oder auch
einem Kirchthurm. Leider ist die
Mehrzahl dieser alten gothischen
Oefen zerstört oder in das Aus-
land, meist nach England. Ameri-
ka, vielleicht noch nach Frankreich
und Rußland ausgeführt worden,
nur wenige Beispiele, hie und da
noch in Sammlungen erhalten,
zeigen von alter gothischer Pracht
und Herrlichkeit, einige hiervon
finden sich auch in dem Werke
„Das Ornament des Mittelalters"
von Heideloff in trefflicher Weise
abgebildet.

Als die Renaissance sich in
Deutschland cinführte, wurde der
Ofen von derselben gleichfalls
nicht stiefmütterlich als nothwcn-
digcs Uebel, sondern als Haupt-
stück der Dekoration behandelt;
mit der breiten Sitzbank tritt er
stark und sehr anspruchsvoll weit
in das Zimmer hinein und gibt
diesem ein eigenthümliches nord-
isches Gepräge und dies um so
mehr, wenn auch die benachbarten
Theilc der Wand mit Kacheln
bczw. Fliesen bekleidet sind.

Dieser neue Stil fügte dem Ofen
ihre cigcnthümlichen, architek-
tonischen und ornamentalen De-
tails hinzu, ferner wurden die
Gesimse und Friese verfeinert
und die von ihr beliebten mytho-
logischen und biblischen Scenen,
sowie auch die allbekannten und
jetzt wieder benutzten zeitgenössi-
schen Schilderungen angebracht.

Technisch Selbstständiges leistete

sie dagegen in der farbigen Behandlung, sowohl der gewöhnlichen Thon- als auch der
Majolikaöfen. Von den Eigenthümlichkeiten dieser schönen und farbensatten Poly-
chromie können selbstverständlich nur die alten Originale einen Begriff geben, was
die Formen anbelangt, so giebt das schöne Werk „Das deutsche Zimmer" in ca. 20
Abbildungen zahlreiche Beispiele der in den verschiedensten Perioden der Renaissance
gebräuchlichsten Anordnungen. Doch auch die Kunstgewerbe-Museen in London, Nürn-
berg, München, Reichenberg i. B., Salzburg, Dresden, Berlin, Hamburg, die alten
Schlösser und Burgen in Deutschland, so manche Bürger-, namentlich aber Bauern-
häuser in Süddeukschland und der Schweiz, bewahren noch so manche alten Renaissance-
öfen, die sehenswerth sind und auch als lehrreiche Beispiele von den strebsamen Töpfern
und Ofenfabrikanten z. B. Villeroi L Boch in Dresden, Hauslcitcr L Eisenbeis,
Frankfurt a. M., Fleischmann in Nürnberg u. A. benutzt und nachgebildet werden.

Der Einfluß des Barock und Rokoko und namentlich der des Empirestiles
hat den deutschen Ofen immer mehr und mehr entwerthet. Nicht nur, daß die schönen
kräftigen Gesimse, Säulen und Kariatiten, geschwungenen Formen, seinen Ornamenten
und Gliederungen Platz machen mußten, sondern auch das kräftige Braun, das
brillante Blau und das lebensfrische Grün, das dem deutschen Ofen seine Schönheit
und seinen Karakter verlieh, verschwand nach und nach gänzlich und an deren Stelle
trat ein zartes Gelb, die Ornamente, Blumen und Blätter wurden matt rosa, blau,
grün usw. gemalt, später wurde auch diese Farbenscala noch zu reich befunden. An
Stelle des Gelb trat nun die weiße Farbe und statt die Ornamente zu modernisiren
und mit Farbe, wenn auch nnit matter, zu behandeln,
wurden dieselben nur noch undjzwar mit blauer Farbe im
Stile des Rokoko aufgemalt. Letztere Manier
ging namentlich von Holland (Delft) ans,
welches wiederum durch daselbst eingeführtes
chinesisches Porzellan beeinflußt wurde,
sich hierauf der Empirestil ent-
wickelte, ging auch die graziöse
Eleganz, die geschweifte Form,
das lustig und fröhlich empor-
sprudelnde des Barock und Rokoko
mit seinen Schnörkeln und Blymen,
mit seiner matten, doch immer
noch freundlich und dekorativ
wirkenden Farbe verloren, sogar
die blaue Farbe, die sich am
längsten gehalten, verschwand nach
und nach auch noch gänzlich, an
deren Stelle alsdann das lang-
weilige und kalte Weiß, die starre
viereckige Form trat.

(Schluß folgt.)

-Mokokü--Vfrn von Hausleiter L Eisenbeis, Kunsttöpferci Frankfurt a. M.

Rer physikalische
Wausmavt.

Telegrapheninspektor Gäske und
Banmeister Nienhaus in Köln
haben ein für die häusliche Sicher-
heit und Bequemlichkeit wichtige
Erfindung gemacht, welche sie den
physikalischen Hauswart nennen.
Derselbe besteht aus einem an der
Hausthür ausmündenden Sprach-
rohr und elektrischen Knöpfen,
deren Drähte sich in die verschie-
denen Wohnungen des Hauses
verzweigen. Will man beispiels-
weise in der Wohnung des ersten
Stockes Einlaß haben, so drückt
man an den betr. Knopf und legt
dann das Ohr an das Mundstück.
Nachdem man auf die Frage
„Wer da?" seinen Namen genannt,
öffnet sich die Hausthür bezw. das
Schloß derselben. Will man nicht
in das Haus eintreten, so richtet
man durch das Sprachrohr gleich
seine Bestellung aus. Tritt man
wirklich ein oder läßt die Thür
offen, so wird alles dies auf elek-
trischem Wege nach der Wohnung
signalisirt, von welcher man ein-
gelassen worden ist. Diese Signale
bestehen in einem einfachen oder
doppelten Schellenschlag. Aus der
Folge dieser beiden weiß man
stets, in welcher Richtung Jemand
die Thür durchschreitet, und ob
ein Oeffnen oder Schließen von
innen oder außen geschieht. Von jeder Wohnung ans läßt sich auch konstatiren, ob
die Thür offen oder geschlossen ist. Dieben ist es wegen des entstehenden Alarms
nicht möglich, mittels falschen Schlüssels durch die Thür sich Eingang zu schaffen.

Unser WrelsausschveLken öetveffrnk.

Infolge eines unvorhergesehenen Zwischenfalles bei einem der in
Nr. 19 dieser Zeitschrift veröffentlichten Entwürfe, welcher seitens der
Redaktion erst noch näher erörtert werden muß, können wir das end-
gültige Resultat des Preisausschreibens erst in nächster Nummer ver-
öffentlichen. Dies zur Nachricht auf die verschiedenen Ansragen. >
 
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