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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Japanische Ledertapeten und deren Herstellung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0073

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Nr. 8.

„Fachblatt für ^fiinen-Dekoration".

Seite 65.

?DaMmsche Eeöerkapeten unL deren Herstellung.

(Schluß.)

Diejenigen, welche bereits japanische Ledertapeten gesehen, müssen ! die in einen rohen,
von dem zähen faserreichsn, wolligen Aussehen dieser japanischen i zweckmäßigen Stiel
Lederpapiere überrascht gewesen sein; wenn sie auseinander gezogen oder
zerrissen werden, bemerkt man eine Faser, die beim ersten Anblick wie
ein Tuch aussieht, so' zähe ist sie. Dieselbe wird von der Papierpflanze

Figur 24. Die Bereitung des Lackes.

gewonnen, welche in
der Botanik unter dem
Namen bsti^rvnrtbin
kMpzwikorn bekannt
ist, eiire Pflanze, die
in Ueberfluß und über-
all in Japan vor-
kommt.

Der etste Schritt
zur Herstellung des
Papiers ist dasSchnei-

gefetzt find, und
mit dieser wird ein
kräftig drückender
Prozeß unternom-
men, das Papier
wird in die Höhl-
ungen geschlagen
(Fig. 18), ganz nach DIE
Art der Messing- ^
rtzp0U886-Arbeit.

Sobald diese Arbeit
vollständig fertig ist,
wird der Walze eine
Drehung gegeben.

Figur 27. Bürsten, welche bei Herstellung japanischer
Ledertapeten gebraucht werden.


den des Blocks, wie in unseren AbbildungewNr. 16 und 17 (vergl. letzte und ein anderer Theil kommt zum Vorschein und wird in Angriff ge-
nommen, und so schreitet der Prozeß fort, bis die ganze Länge verarbeitet
ist. Das Papier wird dann auf Bambuspfähle genommen, die am Ende
I-förmig sind, und auf einem Träger von Bambus zum Trocknen auf-
gehängt (vergl. Fig. 15, die erste Abbildung in letzter Nummer). Nach-
dem es, so der Luft nusgesetzt, gründlich getrocknet ist, beginnt der

Prozeß des Bemalens.
In ihrem Rohzustände
ist die Oberfläche schwam-
mig und aufsaugend, fast
wie Löschpapier, und wird
nun verschiedenen starken
Ueberzügen unterworfen,
was die Oberfläche ver-
gleichsweise weich und
nicht einsaugend macht.
Der nächste Prozeß ist
der, das Papier mit
Staniol zu überziehen,
welches mit einer Art
Leim aufgeklebt und dann
in alle Vertiefungen des
Musters mit weichhaar-
igen Bürsten hiueinge-
klopft wird, wie in un-
serer Abbildung Nr. 26

Nummer) dargestellt. Eine große Walze von hartem Holze ist in einen Rah-
men eingehängt und der Graveur sitzt davor und schneidet das Muster mit
einem Messer oder einem Meißel aus, je nachdem es die Umstände er-
fordern. Tie Art, diese Werkzeuge zu handhaben, ist einzig japanisch.
Das Graviren des Blocks kann als der künstlerischste Theil genannt
werden, da es das wich-
tigste von allen anzuwen-
denden Verfahren ist.

Die geringste Abweichung
von genauesten! Passen
würde wahrscheinlich das
nochmalige Schneiden des
Blocks bedeuten.

Man ist geneigt, mit
japanischer Arbeit ein
freies und leichtes „Da.
rauflosgehen" zu verbin-
den, aber dies ist nur ein
oberflächliches Urtheil;
eine genauere Besichtig-
ung, oder eine engere in-
timere und umfassendere
Bekanntschaft mit ihren
künstlerischenErzeugnissen
zeigt die Vollendung

mathematischer Genauigkeit, welche ihr Werk begleitet, wo es erfordert
wird. Wo diese „Roller" in Betracht kommen, wird die größte Sorg-
falt beobachtet, das Anschließen und Jneinanderpassen streng exakt zu
machen. Sobald die Roller (Walzen) geschnitten und sauber ausgebessert

sind, ist der nächste
Schritt, das Pa-
pier anzulegen.
Dieses wird von
Männern gemacht,
da es ein Verfahren
ist, welches anhal-
tende und doppelte
Anstrengung er-
fordert, wie sie we-
nige Frauen ver-
tragen könnten.
Das Papier wird
in Stücken von
Liner Quadratelle
genommen und, wie

Figur 26. Das Leimen und Üeberziehcn des Papiers mit in Fig. 18 gezeigt,
Staniol, nachdem solches gepreßt ist. ^ dm gravirteN

Block gelegt. Die folgenden Stücke Papier, in Lagen von drei oder vier,
werden von Frauen geklebt, wie in Abbildung 26 gezeigt, und nach-
her aufeinander gelegt; die Arbeiterin nimmt dann ihre Bürste, welche
klein, mit langem Stiel versehen und mit weichen Borsten gefüllt ist.

Figur 25. Das Aufträgen der Farbe mittelst Schablonen.

veranschaulicht. Hur finden wieder Frauen und Kinder Beschäftig-
ung, da diese Arbeit leicht zu bewerkstelligen und eine solche ist, wie sie
sich nur für das empfindliche Gefühl einer Frauenhand eignet. Wie den
meisten unserer Leser bekannt sein wird, würde das Metall bald farblos
und schwarz werden, wenn es nicht geschützt wäre, und letzteres geschieht

Figur 28. Bürsten welche zur Herstellung japanischer Ledertapeteu
gebraucht werden.

durch zwei oder drei Lackschichten. Hier haben die Japanesen einen
Boden inne, von dem aus sie der ganzen Welt trotzen können, denn sie
erfreuen sich des Alleinbesitzes des schönsten Lackes, welcher eine so große
und wichtige Rolle bei ihren Dekorationsarbeiten spielt. Es ist dies
 
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