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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Wie bilden wir unsere Fachleute?
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0035

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Das „Fachblatt für )nnen-Dekoration" ist
bei der deutschen Reichs-Post unter Nr.
2V22 der Post-Zeitungsliste eingetragen.

verbreitet in Deutschland, Besterreich-tlngarn und der Schweiz.

MM- Vertrieb f. Gester.-Ungarn: Spirlhsgen H Schuvlch, Wsien l, Aumpfg. 7.
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I. .Jahrgang.

NarmstadL, 2-F. WeSrnar )5SS.

Nummer 4.

Nachdruck unserer Original-Artikel ist nur mit unserer Erlaubnis; gestartet.

Wie Süden wir unsere Mehlenle?

Wimm - Dekoration! Was gehört nicht Alles dazu! Wie vielerlei

Zweige! Alle in einem einzigen Geschäft vereint zu finden, hält
man für den ersten Augenblick kaum für möglich. Dennoch sieht man
in großen Städten immer mehr große Geschäfte entstehen, die möglichst
alles in dieses Gebiet Einschlagende dem Publikum zu bieten suchen.
Im Interesse der Kunst kann man sich darüber nur freuen; legt es doch
den Gedanken nahe, daß durch derartige Veranstaltungen vollständiger
kleiner Ausstellungen der Kunstsinn des Publikums — bestimmter gesagt:
unsrer Nation — immer mehr gebildet wird.

Zur erfolgreichen Leitung solcher Etablissements gehören aber
tüchtige Kräfte mit einer gründlichen Kenntniß der Gesammt-Dekoration.
Bei diesem Punkte kommen mir einige Bedenken. Sie gipfeln in der
Frage: Wie bilden wir diese Kräfte, die zugleich die nölhigen kauf-
männischen Kenntnisse besitzen? Diese Frage führt mich aber auch
gleich zu einer zweiten: Wie und wo erhalten Leute, die berufen sind,
Fabriken der verschiedensten Zweige der Innen-Dekoration vorzustehen,
ihre Bildung in künstlerischer Hinsicht.

Für die technische Seite wird es kaum an Gelegenheit fehlen,
sich gehörig auszubilden.

Auf dem Gebiete der Kunst dürfte die vorurtheilssreie Beantwortung
der gestellten Frage jedoch einige Verlegenheit bereiten; denn wir müssen
bekennen, daß Anstalten oder Schulen, wo man sich eine allgemeine und
umfassende Kenntniß aus dem Gebiete der Innen - Dekoration aneignen
könnte, nicht bestehen, es sei denn, daß man verschiedene Anstalten be-
suchte und sich das Nöthige heraussuchte, was aber ebenso kostspielig,
mie zeitraubend sein dürfte. Bei der hohen Stufe, auf welcher die
Leistungsfähigkeit gerade aller für die Innen - Dekoration arbeitenden
Fabriken ifi Deutschland steht, ist dieser Mangel einfach zu verwundern.
Beinahe jedes Gewerbe bat seine Fachschulen. Ueberall kommt indeß
Mr die technische Seite in Betracht, während die künstlerische
kaum gestreift wird- Nun gibt es aber eine ganze Reihe von Zweigen,

wo neben der technischen die künstlerische Seite eine mindestens gleich
wichtige Rolle spielt. ES sind solche, wo es daraus ankommt, die ver-
schiedenen Stilarten, — die Wirkungen der vorhandenen Farben und
Rohstoffe genau zu kennen, vor Allem die Farben harmonisch und je
nach der Bestimmung zusammenzustellen, zu verstehen, daneben aber
auch eine gewisse Bildung in' der Gesammt-Jnnen-Dekoration zu haben.

Für diese fechlt uns eine Fachschule, die, genau wie alle übrigen
Fachschulen, nur von solchen Leuten besucht werden könnte, welche bereits
praktisch gelernt haben, sei dies in einein Detailgeschäft irgend einer
Branche (Teppich, Tapeten, Möbelstoffe usw.) oder in einer solchen
Fabrik. Auf einer solchen Anstalt müßten die Fächer gelehrt werden,
welche ein tüchtiger Dekorateur, der einem großen Geschäfte der ver-
schiedenen Branchen vorzustehen hat, übersehen muß — und sodann solche
Fächer, in denen sich Jemand für die künstlerische Seite in der
Fabrikation auszubilden hat. Im Großen und Ganzen wird ja Alles
zusammcnfallen; nur wird sich ein Dekorateur mehr solchen Fächern
widmen, die ein Andrer nur nebenbei nimmt, dafür desto eingehender
in die gerade für seinen Fabrikationszweig nöthigen eindringt.

Wollen die betreffenden Fabrikationszweige in ihren Leistungen
nicht zurückgehen, ihre Branche nicht dem Verfall und uns nicht früher
oder später dem Joch des Auslandes ausliefern,-so dürfte die Errichtung
einer solchen Anstalt dringend nothwendig sein. Denn leider wissen ja
Alle, daß bei den heutigen Preisen den künstlerischen Leistungen nicht
genügend Rechnung getragen wird, und daß — Künstler vom Fach
nicht bezahlt werden können. Aber gerade das müßte eine um so
stärkere Mahnung sein, sich selbst Kräfte für die bestimmten Zwecke
heranzubilden.

Die Errichtung einer solchen Anstalt dürfte einen gewaltigen Ein-
fluß ausüben, den Kunstsinn heben und die verschiedenen Industriezweige
zu kaum geahnter Blnthe gelangen lassen. Beanlagteu jungen Leuten,
die ihre Lehrzeit bestanden, würde Gelegenheit gegeben, sich in kurzer
Zeit ein gründliches Wissen anzueignen, manches Talent würde ausges
bildet werden und kein Mangel an tüchtigen Kräften mehr sein. Wird
überall nur Gutes ausgestellt und geboten, so könnte dies auch auf den
Geschmack des Publikums nur vortheilhaft wirken und denselben läutern.
Vielleicht brächten wir es aus diese Weise dahin, daß unsrer Zeit von
 
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