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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Pasqué, Ernst: Die Gobelin-Manufaktur zu Paris, [4]: zugleich ein Blick auf den Antheil deutscher Meister an ihrer Entstehung
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Behr, Carl: Ueber Dekoration und Möblirung unserer Wohnräume, [13]
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Preis-Ausschreiben für den Entwurf eines Heft-Umschlages, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0156

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Nr. 16.

Fachblatt für I nn en - D ekor a tio n".

5eite 133.

wenn auch nicht mehr in früherer verhältnißmäßig großer Anzahl lieferte.
Robert de Cotte, bedeutender Architekt, wurde ihr Direktor. Er leitete
die Anstalt über Ludwigs des Vierzehnten Tod hinaus, bis zum Jahre
1735, worauf fein Sohn, ebenfalls Architekt, sie übernahm und ihr bis
1747 Vorstand.

Während dieser Zeit hatte die Mode eine vollständige Wandlung
erfahren. Die kräftigen Tinten Lebrun's, Van der Meulen's
und Mignard's waren nicht mehr beliebt, dafür um so mehr
die feinen und leichten Töne, besonders Grau in allen erdenk-
lichen Nüanzen. Frangois Boucher (1703 bis
1770), „der Maler der Grazien", wie er von
feinen Zeitgenossen schmeichelnd genannt wurde,
und würdiger Nachfolger Watteau's (1684 bis
1724), wurde 1755 Inspektor der Gobelins, und
nun änderten sich deren Arbeiten wie auf einen
Zauberschlag. Neilson, Chef der Tapetenwirkerei
(von 1749 bis 1788), erzielte mit Hilfe des
Färbers und Chemikers Quemiset über tausend
bestimmte Farbennüanzen, von denen jede wieder
in zwölf Schattirungen von der hellsten bis zur
dunkelsten zerfiel. Die Reformen und Leistungen
des Meister-Färbers Gluck, welche während eines
Jahrhunderts so viel 'zum Ruhme der Gobelin-
Manufaktur und ihrer Tapeten beigetragen
hatten, waren überboten, und mit den neuen
zahllosen Farben und Nüanzen begann nun eine
ganz andere Arbeitsart als bisher. Man brauchte
keine eigens für die Gobelins hergestellten
farbigen Cartons mehr, sondern nahm das
Gemälde selbst vor, um es zu kopiren. Hierdurch
entstanden die wunderbaren Schöpfungen, welche
bis heute immer mehr vervollkommnet wurden.

Doch war dadurch die Tapetenwirkerei ihrer
eigentlichen Bestimmung entrückt worden; denn
statt selbstständige Kunstwerke und stilvolle Behänge, lieferte sie jetzt nur
mehr oder minder gelungene Nachahmungen vorhandener Meisterwerke
der Malerei. (Fortsetzung folgt.)

Berichtigung zu Nr. 15 unsres Blattes. Auf Seite 125, Ab-
bildung Nr. 67, ist statt Eisen „Eichen" zu lesen.

Abbildung 74. Wonstklkifch und Spiegel

Entworfen von F. Böttcher in Dresden.

wetS -- DuSfchvLiörn

für den Vnkwurf eines Heft---Umschlages.

nfolge der in Fach- wie Privatkreisen fortwährend zunehmenden
Leserzahl der illustrirten kunstgewerblichen Zeitschrift „Fachblatt
für Innen-Dekoration" ist der Unterzeichnete Verlag in der an-
genehmen Lage, seinen Lesern stets schöneren und interessanteren
Stoff zu bieten, sowie ferner einem mehrfach geäußerten
Wunsche seitens der Leser: „Die Zeitschrift der vielen Illustra-
tionen und Beilagen wegen möglichst ungebrochen zu
versenden", Nachkommen zu können, sodaß solche
vom Januar nächsten Jahres ab in Heftform,
und zwar in Umschlag zur Ausgabe ge-
langen wird.

Zu diesem Zwecke hat der Unterzeichnete Ver-
lag für den schönsten Vnlmurf eines
diesbezüglichen Vrfl-Mmschlages,
cher in Federzeichnung und in Größe von 33 om
Breite und 47 am Höhe gehalten sein muß,
einen Preis von 1ÜÜ Mark ausgesetzt, welche
Summe auf alle Fälle zur Auszahlung kommt. —
Bedingungen sind:

1. Teilnehmer an dem Wettbewerb kann
Jeder sein, der wenigstens seit 1. Juli ds. Js.
Leser des „Fachblatt für Jnnen-Dekoration" ist
(bezw. kann solches noch nachträglich gegen Ein-
sendung des Bezugspreises von Mk. 5.— für
1/2 Jahr werden) und muß sich derselbe hierüber
ausweisen können.

2. Die Zeichnung des Umschlages soll als
Text enthalten: „Fachblatt für Jnnen-De-
koration, Jllustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift
zur Ausschmückung und Einrichtung der
Wohnräum e".

3. Die Entwürfe selbst sind nur mit einem Motto zu versehen,
ein geschlossener Briefumschlag mit demselben Motto hat Namen und
Wohnort des Verfertigers zu enthalten. Die Zeichnungen sind bis
spätestens 1. Oktober an den Unterzeichneten Herausgeber zu senden.

4. Die von den Preisrichtern (Künstlern, Fachleuten und dem
Herausgeber) bezeichnten vier besten Entwürfe werden am

man eine Hufeisentafel stellen kann, ist also ein Unding. Der
Raum muß dem länglichen Tisch entsprechend, eine längliche Form
haben, und da der Tisch mit der daran sitzenden Gesellschaft als die
Hauptsache im Raume am meisten Licht braucht, so ist ein großes Fenster
an einer der Stirnseiten des Raumes die vortheilhafteste Beleuchtung
desselben. Ueberhaupt soll bei Tage oder bei Abend nur die essende
und trinkende Gesellschaft beleuchtet werden, die Wände aber mit ihren
Vertäfelungen und Möbeln im Halbdunkel mehr zurücktreten. Die Ge-
sellschaft bietet auf dem dunklen Hintergründe dann ein warmes fröh-
liches Bild, die Fleischtöne heben sich vortheilhaft ab, die Toiletten
werden brillanter und ohne daß sich die Gesellschaft Rechenschaft darüber
giebt, trägt diese Umgebung sehr wesentlich, oft mehr wie die Güte der
Speisen zum Wohlsein und zur guten Stimmung bei. Nicht selten hört
man die Worte: „ich weiß nicht, warum es dort immer so viel hübscher
ist, wie bei uns, wir bieten doch ganz dasselbe", und häufig war es
eben nichts Anderes, als die stimmungsvolle harmonische Umgebung, das
schöne Bild, was zu der schönen fröhlichen Stimmung beigetragen.

Diesem Hauptgedanken muß sich das ganze Speisezimmer unter-
ordnen, also vor allen Dingen müssen die Wände in warmen tiefen
Tönen gehalten sein, und was wäre da wohl vortheilhafter, wie die Holz-
bekleidung. Ofk werden die Wände deshalb bis unter den Holzplafond
getäfelt, oft aber nur in der Höhe von 2—21/2 m; oft auch ist nur ein
Fries zwischen Plafond und der Vertäfelung freigelassen. Die Ver-
täfelung selber, wenn der Raum in deutscher Renaissance gehalten
wurde, zeigt zumeist ein weiter auslaufendes Gesims oder Humpenbrett,
auf welchem Gefäße und Teller aller Art ihre Aufstellung fanden. In
neuerer Zeit kommt man von der Anwendung des Humpenbrettes mehr
und mehr ab, man hat sich satt gesehen an zu vielen Zinnkrügen, Humpen

und Delfter Tellern und bildet deshalb das Getäfel ohne dieses Humpen-
brett, indem man sich darauf beschränkt, nur die Möbel, das Büffet,
den Servirtisch und vielleicht einen Thüraufsatz zu dekoriren. Immer
sollte bedacht werden, daß das Humpenbrett dazu da ist, vorhandene
schöne Gefäße aufzunehmen und daß nicht erst diese Gefäße angeschafft
werden müssen, um das einmal vorhandene Brett damit zu dekoriren.
Allerdings ist der Erbauer eines Hauses häufig in der Lage, diesen um-
gekehrten Weg einschlagen zu müssen; er bekommt die für viele Deko-
ratöre noch unvermeidliche Gesimsausladung geliefert und sieht sich dann
verpflichtet, dieselbe mit allem ihm Erreichbaren zu bepacken. Selten hat
der betreffende Bewohner das richtige Empfinden dafür, was dem Zweck
dieser Dekoration entspricht, oft auch fehlen die Mittel, wirklich schöne
oder gediegene Gefäße zu kaufen und da es nun einmal „im Stil ist",
Alles voll zu stellen, so werden alle möglichen billigen Surogate benutzt,
um damit manchmal einen recht unkünstlerischen Effekt zu erzielen.

Die Sitte, schöne Gefäße auf das Büffet oder auf andere geeignete
Plätze im Speisezimmer aufzustellen, ist jedenfalls sehr alt. Die Gefäße
sind ebenfalls kleine Mobilien, Gebrauchsartikel, welche sich nicht zu
verstecken brauchen und welche sehr wohl gezeigt werden dürfen. Er-
klärlich ist es wohl, daß dies auch geschah und daß die besten und
schönsten Stücke solcher Garnituren recht augenfällige und malerische Auf-
stellung fanden. Leicht war dann ein Schritt weiter gegangen. Es
wurden Gefäße fabrizirt, die dein gewöhnlichen Gebrauch nicht entsprachen,
es wurden Prunkgefäße hergestellt, welche meist nur zum Schmucke des
Raumes dienten. Im Grunde genommen, ist das ja ein Unding, ein
Gefäß herzustellen, welches als ein solches gar nicht benutzt werden soll
oder kann, und dennoch ist es begreiflich, daß es geschah.

(Fortsetzung folgt.)
 
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