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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Lessing, Julius: Leder-Tapeten, [1]
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Erfahrungen beim beschleunigten Austrocknen neuer Wohnräume
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0122

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Seite 106.

Fachblatt für I nn en - D e kor a ti o n".

Nr. 13.

Stellen wurden mit jeder Pressung dickere Lagen Sand eingeschttttet
und so trat allmählich das Relief hervor; bei scharfem, plötzlichem Pressen
wurden sich die Kanten dnrchgedrückt haben. Zum Schluß wurde der
Grund mit Punzen von verschiedener Form bearbeitet, veränderte Strich-
lagen genügten schon, um einen verschiedenartigen Glanz zu geben, schließ-
lich wurden einzelne Theile mit Lackfarben bemalt. Jetzt endlich war
die Platte fertig: es war aber auch ein Stück, das den Einflüssen von
Jahrhunderten zu trotzen vermochte. Wer möchte es wohl heute unter-
nehmen,
auf so müh-
selige Tech-
nik hin eine
Werkstatt
zu begrün-
den! Und
doch giebt
die obige
Beschreib-
ung nur
einen Theil
aller der
wiederhol-
ten Ver-
fahren und
besonderen

offene
Coaksöfen
in den
Räumen
aufstellte,
welche
diese Auf-
gabe sehr
gut erfüll-
ten; da
aber bei
offenem
Feuer der
Deckenputz
usw. viel-
fach ruinirt

Erfahrungen Seim beschleunigten Mus-
trocknen neuer Wohnvänme.

Mlie Nutzbarmachung eines Neubaues kann in heutiger Zeit, wo die
^ hohen Baukosten auf schleunige Verwerthung drängen, nur noch
in seltenen Fällen das natürliche Austrocknen desselben durch Luft und
Sonne abwarten und es wird daher säst durchgängig ein künstliches
Trockenverfahren in Anwendung gebracht. Früher bestand dies darin,

daß man

Abbildung Nr. 49. Autependium, Italienische Wedevkapclr aus dem 16. Jahrhundert.

Vorsichts-
maßregeln
im Aufrei-
ben, Trocknen und Wiederaufreiben der Firnisse und Farben, von denen
uns die alten Beschreibungen berichten.

Diese Arbeit scheint, wie so viele andere Kunstfertigkeiten, die wir
nur in europäischer Form kennen, aus dem Orient herzustammen. Im
Mittelalter versorgte das maurische Spanien Europa mit den feineren
Lederarbeiten: das Korduan, welches schon im 12. Jahrhundert in Frank-
reich erwähnt wird und dessen Name sich noch bis heute erhalten hat,
ist nichts als Leder von Cordova in Spanien, und als die Mauren sich
nach Afrika zurückziehen mußten, wurde Marokko der Hauptplatz für
diese Arbeiten, wonach wir bis
heute das Maroquin benennen.

Die ältesten Arbeiten, von
denen wir wissen, im 14. und
15. Jahrhundert, waren nicht
gepreßte einzelne Tafeln, son-
dern sie waren vielmehr zu
großen, teppichartigen Flächen
zusammengenäht und aus freier
Hand über die ganze Fläche
hin mit figürlichen und anderen
Darstellungen gemustert. Diese
Stücke pflegte man auch nicht
an der Wand festzunageln, son-
dern im Ganzen aufzuhängen;
sie dienten also durchaus als
Ersatz der gewirkten, figurcn-
reichen Wandteppiche. Es ent-
spricht dies der Sitte der Ritter-
zeit, in welcher die streitbaren
Herren von Burg zu Burg zogen
und ihren Hausrat an Wand-
teppichen Mitnahmen, um je
nach Bedarf einzelne Räume
wohnlich herzurichten. Erst
als mildere Zeiten eintraten,
als in Italien im 15. Jahr-
hundert wirkliche Paläste zum ständigen friedlichen Wohnsitz gebaut
wurden, konnte man an eine bleibende Ausstattung der Wände denke»,
und in diese Zeit, in die Blüthe der Renaissance, fällt auch die Blüthe
der Ledertapeten. Diese Tapeten galten als etwas sehr Kostbares und
waren nur hohen Herren zugänglich und fast unerläßlich. (Schluß folgt.)

Abbildung Nr. 50. Movdfviestfchrs Wohn.iiinurl'.

Entworfen und hergestellt von H. Sau er mann, Möbelfabrik in Flensburg.

wurde,
wählt man
jetzt nicht

mehr offene, sondern gedeckte Oefen und leitet die Verbrennungsprodukte
in den Schornstein.

Auch dieses Verfahren führt anscheinend in kurzer Zeit zum Ziele; es
wird hierbei Tag und Nacht geheizt, eine ganze Woche lang, schließlich
sind die Wände durch und durch warm, so daß man sicher sein kann,
daß die Feuchtigkeit des Mörtels sich verflüchtigt hat. Das Haus wird
bezogen, und — nach drei Tagen sind die Wände der Zimmer abermals
feucht. Hieran trägt nichts anderes Schuld, als das mangelhafte Ver-
ständniß des Verlaufes, der Sache. Man wird dem Mörtel das chemisch

gebundene Wasser nicht entzie-
hen, auch wenn man zwanzig
Oefen in dem Raume aufstellt,
ja es wäre viel schlimmer, wenn
man es ihn: entziehen könnte,
denn dann würde der Mörtel
niemals fest werden. Man
muß das Wasser zuerst in
Freiheit setzen und zu dem
Zwecke dem Kalke des Mörtels
Kohlensäure zubringen; die Be-
seitigung des einmal freigewor-
denen Wassers ist dann eine
sehr leichte Sache. Begreif-
licherweise kommen offene Coaks-
ösen diesem Prozeß viel zweck-
entsprechender zu Hilfe, denn
die Verbrennungsprodukte, die
bei Verwendung von Coaks als
Brennmaterial nur aus Kohlen-
säure bestehen, bleiben dabei im
Zimmer und bewirken sehr rasch
eine Umsetzung des Aetzkalkes
in kohlensauren Kalk. Läßt
also die Beschaffenheit eines
Raumes die Verwendung von
offenen Oefen nicht zu, so thäte
man am besten, überhaupt nicht oder nur mäßig zu Heizen, dagegen
in dem Raume einen Kübel mit Marmorabfällen oder Kreide und
Salzsäure aufzustellen. Der Erfolg wäre ein ebenso schneller. Von
der Größe der chemischen Aktion hiebei wird man sich eine Vorstellung
machen können, wenn man bedenkt, daß jedes Kilogramm des im Mörtel
 
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