Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

DOI Artikel:
Der Einfluß der Ventilation auf in der Luft vorhandene Organismen
DOI Artikel:
Behr, Carl: Ueber Dekoration und Möblirung unserer Wohnräume, [17]
DOI Artikel:
Bibliothek-Einrichtung im königl. Schlosse zu Bukarest
DOI Artikel:
Nützliche Winke
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0196

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 20.

Fachblatt für Innen-Dekoration".

Seite 165.

Der Spray wäre somit zur Lustreinigung werthlos. Auch bei starker
Durchlüftung lösen sich keine Keime weder vom Fußboden, noch von
Tapeten, Möbeln, Kleiderstoffen und dergleichen mehr ab. Die allgemein
übliche Durchlüftung von infizirten Kleidungsstücken, Bett-
stücken, Teppichen und Anderem mehr ist somit vollständig
nutzlos, wenn dieselben nicht gleichzeitg geklopft und ge-
bürstet werden, was freilich hinwiederum für das Dienstper-
sonal, welches das Ausklopfen und Bürsten zu besorgen hat,
wie für die Nachbarschaft sehr bedenklich werden kann, wenn
es sich um krankmachende Keime handelt. Derartige Stücke
müssen stets vorher desinfizirt werden, damit die patho-
genen Mikroorganismen zuvor getötet werden. — —- —

-Emmchtlmg
im kömgl.-Schlosse M
Bukarest.

(Vergleiche unsre Beilage.)

Mliese hervorragende Bibliothek-Einrichtung,
deren Entwurf und Zeichnung
trotz den mannigfachen französischen
Einflüssen am rumänischen Hofe,
durch den kunstsinnigen König
Carol 1. einer deutschen Firma
und zwar der Hofmöbelfabrik von
Anton Pöffenbacher in München
übertragen wurde, ist in ihren
üppigen Renaissance-Formen und
den sehr bedeutenden Dimensionen
(der Saal ist 20 m lang, 14 m
breit, 7 m hoch) von imposanter,
architektonischer .Wirkung und hat
die volle Anerkennung des hohen Auftraggebers gefunden. Unsre
heutige Beilage zeigt die südliche Schmalwand mit Haupteingang und
Treppe zur Gallerte, welche ungefähr 4 m hoch liegt. Letztere läuft
in einer Breite von 1,20 m an der Westwand über den Schränken
fort und erleidet durch halbrunde Balkone mir vergoldeten schmiedeeisernen

Gittern wohlthuende Unterbrechungen, während die bei dem Aufgang
zum ersten Podest sich ergebende Ecke zu einem behaglichen Ruheplätzchen
mit Bänken, Tisch und Wandschränkchen eingerichtet ist. Vor den Fenster-
pfeilern der Ostwand stehen mächtige Bücherschränke und
die dadurch gebildeten tiefen Fensternischen sind mit Bänkchen
und Tischchen versehen. An der Nordwand hat eine mit
reicher architektonischer und figürlicher Holzschnitzerei dekorirte
große Cheminäe - Verkleidung Aufstellung gefunden. Die
oberen, leer gebliebenen Theile der Wände schmücken große
Gobelin-Imitationen von vorzüglicher Wirkung, welche Hin-
weise auf die neuere rumänische Geschichte enthalten. Die
Decke wurde auf ausdrücklichen Wunsch des hohen Auftrag-
gebers jener im Treppenhause des National-Museums be-
findlichen, aus dem Schloß in Dachau stammenden Holzdecke

nachgebildet.

ützliche Winke.

Abbildung Nr. 93.
Gas-Lüster für 18 . Flammen.

Erhaltung von Treppenstufen. Bei neuen
Häusern, wo mittelharter oder weicherer Stein zu
den Stufen verwendet wurde, kann man dieselben vor
dem Austreten mittelst des Linoleums, welches auf
die Trittfläche ausgekittet wird, schützen. Das Lino-
leum kann den üblichen Teppich ersetzen und so einen
Stufenstein, der sich in einigen Jahren
^ austreten würde, für immer schützen.

Das nach vielen Jahren abgenutzte
Linoleum kann man durch einen neuen
Streifen ohne Umstände ersetzen. Das
Linoleum ist auch bezüglich der Reinig-
ung des Treppenhauses praktischer cils
beispielsweise ein Laufteppich, welchen
man häufig wegnehmen, ausklopfen und
wieder befestigen muß, während Lino-
leum gekehrt und gewaschen werden
kann. Linoleum darf man aber nicht
erst dann auf die Stufen bringen, wenn
dieselben bereits ausgetreten sind, sondern
cs soll in vorbeugendem Sinn, solange
der Stein noch gerade ist, oder die ersten Merkzeichen des Austretens zu erkennen
sind, mit dem Belegen begonnen werden, am besten gleich bei der Banvollendnng.

Festsihenden Rauch und Schmutz auf alten Zimmerdecken entfernt man am
leichtesten dadurch, daß man die Zimmerdecke mit verdünnter Salzsäure (10-prozentige
Lösung) streicht. Der Kalk verwandelt sich dadurch in salzsauren Kalk bezw. Chlor-
calcium und kann nach dem Trocknen leicht mit dem Rauch und Ruß abgefegt werden.

Ausgeführt von

Paul Stotz, Erzgietzerei, Stuttgart.

Flächen der süddeutschen Renaissance sind auch die Formen des Fläm-
ischen dieser Zeit beliebt^ welche sich auch vorzüglich für das moderne
deutsche Schlafzimmer eignen. Die einfachen Formen dieses Stils, die
warmen Töne des dunklen Eichenholzes, welches pikant mit schwarzen
Theilen unterbrochen ist, geben dem Raume etwas sehr ruhiges, solides.
Solche Vorbilder finden sich u. A. im Plantin-Mufeum in Antwerpen.

Vertäfelungen der Wände sind im deutschen Schlafzimmer selten,
dagegen kommt die Ausbildung des Plafond in Holz öfter vor. Der
Balkenplafond bildet den harmonischen Abschluß des dunklen Renaissance-
zimmers, er wird als Kassetten- oder, vorzüglich im flämischen Stil, als
einfacher Holzplafond gebildet. Man verwendet dabei meist weiches Holz,
welches einfach 'gebeizt oder lackirt einen besonders warmen, golden
wirkenden Ton zeigt. Dasselbe wird auch wohl in verschiedenen Tönen
oder mit aufgemalten Intarsien behandelt; nur sollte man das Abtönen
des Tannenholzes immer nur mit Lasurfarben oder Beizen bewerk-
stelligen, damit die Faser des Holzes sichtbar bleibt; denn das Holz
wirkt nur in dem Falle als Holz. Ganz mit Deckfarbe behandelte
Holztheile oder mit Holzimitation bemalte Tannenholzflächen wirken
immer kalt und wie bemalter Stuck.

Die Farben der Wände resp. der Tapete und der Stoffe zeigen
vorwiegend stumpfes Grünblau, welches am angenehmsten und auf die
Dauer am gesundesten für dasselbe ist. Der Grundgedanke der Dekoration
dieser Räume ist eben, demselben eine warme ruhige, aber nicht lang-
weilige Stimmung zu geben. Der Bewohner soll sich in feinem Schlaf-
zimmer behaglich fühlen, er soll den Komfort der übrigen Räume hier
nicht entbehren, denn er weiß nicht, ob er durch Krankheit Tage, Wochen
und Monate lang an diesen Raum gefesselt bleibt und ob nicht in dieser
Zeit die stimmungsvolle Ruhe seiner Umgebung dazu beitragen kann,

sein Gesundwerden zu beschleunigen. Deßhalb müssen unruhige Bilder
aus dem Schlafzimmer möglichst verbannt bleiben, wie man überhaupt
mit dem Aufhängen von Bildern sehr vorsichtig in einem Schlafraum
sein sollte. Es sind nicht nur nervöse, aufgeregte Menschen, die ein
Bild am Einschlafen hindert, auch für den Gesunden kann ein unpassendes
Bild am Unrechten Platze die Stimmung und somit die Behaglichkeit
des ganzen Raumes stören und aufheben.

Von ganz anderem Gesichtspunkte geht der Dekoratör des hell
gehaltenen Schlafzimmers aus. Wie das Wollregime und das Sistem
der leinenen Wäsche jedes feine Anhänger hat, wie der Eine das logisch
Richtige der erwärmenden Wolle hochhält, der Andere aber das Er-
frischende und Reinliche des gewaschenen Leinen vorzieht, so hat auch
das hell, möglichst weiß gehaltene Schlafzimmer als ein zweites weiß
gewaschenes Kleid neben dem behaglichen dunklen Schlafraum seine
Freunde. Frisch, kalt und reinlich will der Eine seine Lagerstätte, warm
und behaglich der Andere.

In England werden in neuerer Zeit fast nur weiß lackirte Schlaf-
räume geschaffen, an welchen man allerdings die geringste Unreinlichkeit
sofort erkennen würde. Diese englischen Schlafzimmer finden auch im
deutschen Vaterlande mehr und mehr Aufnahme, umsomehr, als dieselben
an Komfort das in Deutschland liebliche oft bei Weitem überschreiten.
Gewöhnlich finden sich bei dieser Behandlung des Raumes die Wände
ganz mit zusammenhängenden Kastenmöbeln bedeckt, so zwar, daß auf
diese Weise jeder Wandtheil ausgenützt erscheint. So werden Wasch-
tisch und Toilette in einer Nische dieser Schränke gebildet, welche ihrer-
seits wiederum mit Schubladen, Nischen und Fächern dekorativ unter-
brochen sind. (Fortsetzung folgt.)
 
Annotationen