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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Leschetitzki, ...: Die Ventilation unserer Wohnräume
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0027

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I. Jahrgang.

NavmstaM, lv. Mekwimr )5gv.

Nummer 3.

Nachdruck unserer Original-Artikel ist nur mit unserer Erlaubniß gestattet.

Nie WenMatron unserer Wohnräume.

Von Ingenieur Lcschctitzki.

allen Anforderungen, die nnser Körper an die Außenwelt stellt,
ist keine so dringend und so fortwährend geltend gemacht, als die
"ach Lebenslust. Der Mensch kann nicht von der Luft leben wie das
Sprichwort sagt, aber noch weniger ohne Luft! Mit Recht betrachtet
man das Wort „Athem" für Leben.

Aber wir nthmen die Lust so gut, respektive so schlecht, wie sie uns
umgiebt, meist in den Stätten unseres Berufslebens, in abgemauerten
Näumen, oft in den engbevölkertsten Städten, wo dieselbe aus vielseitige
Art verunreinigt ist.

Geschmack und Geruch, Husten und Brustbeklemmung mahnen uns
zur Vorsicht, aber wie oft mißachten wir sie und wissen nicht, daß schon
^ar schlimme /feind unsere Gesundheit untergräbt. Der Körper braucht
zu seinem Leben Sauerstoff und macht daraus Kohlensäure, wie das
buchtende Feuer unserer Lampen, das wärmende unserer Oefen.

Vornehmlich in stark besetzten Schlafzimmern entströmt dem Munde
der Schlafenden eine solche Menge Kohlensäure, daß die Luft schließlich
Vs ein wahrer Giftstoff betrachtet werden muß. Da ist es denn kein
Wunder, wenn Morgens in den müden Gliedern keine Erquickung zu
1pü:en ist und der Schlaf gar nichts genützt hat. Zu der Uebersättigung
der Schlafzimmer-Atmosphäre mit Kohlensäure liegt der Keim zu vielen
Krankheiten. Deshalb sei mau daraus bedacht, die Schlafzimmer am
^age „ach Kräften zu lüften und in der Nacht möglichst schwach zu
besetzen.

Die Thüren zu den Nebenzimmern mögen offen bleiben, und wer
sich entschließen kann, bei offenen oder durch eine Leinwand verschlossenen
fenstern zu schlafen, wird am Besten fahren.

Die reine Luft besteht, dem Rauminhalte nach, aus 20,81 Theilen
Sauerstoff, 19,15 Dheilen Stickstoff und 0,04 Theilen Kohlensäure;
dir vom Menschen ausgeathmete Lifft enthält: l6,03 Theile Sauerstoff,
79,55 Theile Stickstoff und 4,38 Theile Kohlensäure.

Nachdem die einzuathmende Luft mit einem Kohlensäuregehalt von

0,06 Theilen schon der Gesundheit schädlich ist, so ist nach den obigen
Daten bei dem Umstande, daß der Mensch pro 24 Stunden 25,290
Athemzüge macht, sehr leicht zu ersehen, wie rasch die Zimmerluft ohne
gehörigen Ersatz gesundheitsschädlich wird.

In den Lungen kommt der Sauerstoff mit dem Blute in Berührung,
welcher durch den Körper geströmt ist und sich mit unbrauchbar gewordenen
Bestandtheilen des Körpers beladen hat. Da der Kohlenstoff nun die
Hauptsache dabei ist, ertheilt er dein Blute eine dunkle Färbung.

Nun kommen Kohlenstoff und Sauerstoff in den Lungen mit einander
in Berührung und verbinden sich zur Kohlensäure und diese wird durch
den Mund ausgeathmet.

Reine frische Luft ist ein Hauptersorderniß für das geistige und
körperliche Wohlbefinden des Menschen. Namentlich in großen Städten,
wo eine zahlreiche Bevölkerung auf engem Raum zusammengedrüngt
und in Folge der unvermeidlichen Euftverderbniß die Sterblichkeit
bedeutend höher als am flachen Lande ist, ist die Fortschasfuug der
verdorbenen und die Zuleitung frischer, gesunder Luft in die Wohnuugs-
und Arbeitsräume, Schulen, Schlaf- und Krankensäle, also der Euft-
wechsei (Ventilation) ein in neuerer Zeit allgemein anerkanntes Bedürfniß.

Wenn bis vor Kurzem von Veutilationtz - Einrichtungen (wobei
stets die Ventilations-Einrichtung mit zu verstehen ist) gesprochen
wurde, verstand eS sich gewöhnlich nur für große öffentliche Gebäude,
Schulen, Theater, Versammlungslokale, Spitäler usw., überhaupt für
Räumlichkeiten, in welchen (mit Ausnahme von Spitälern) der Aufent-
halt von Personen zur Tagzeit oder zu gewisse!: Stunden stattsindet.
Wenn schon hier die Nothwendigkeit durchgreifender Ventilation erforderlich
ist, wie viel mehr für unsere Wohnräume, und schon für unsere Familie,
welche oft mehrere Tage lang an die Räume gebunden ist, sind mir
verpflichtet, die rationellste Lüftung, vornehmlich der Schlafräume und
Kinderstuben anzustreben.

Wie sieht es aber derzeit noch in den meisten Wohnungen aus und
wie ist es darin mit dem Luftwechsel beschaffen?

Der ganze Luftwechsel beruht streng genommen nur auf dem
periodischen zufälligen Deffnen der Außenthüren und Fenster, da nach
der Gewohnheit, die Mauern mit Tapeten und die Fenster mit Ver-
schlußcylindern zu verkleben, auf die Ventilation durch die Porosität der
 
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