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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Töpfer, August: Ueber Bauernmöbel, [1]
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Der Haupteingang mit dem Zentraldom auf der Pariser Weltausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0038

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Seite 80.

Fachblatt für ^nnen-Dekoration".

Nr. 4.

seiner Besitzthümer ihm doch zeitlebens fremd. Er stopft die Erzeugnisse
des modernen Kunsthandwerks in der Regel in die „gute Stube" und
nimmt sie nicht in Gebrauch, sucht höchstens bei Familienfesten und
gegenüber Fremden mit denselben zu prunken und die dumpfe moderne
Atmosphäre, welche bei solchen Gelegenheiten in ihrer Umgebung sich
bemerkbar macht, zeigt zur Genüge, wie wenig sie Antheil an den Ge-
wohnheiten und dem täglichen Gebrauche haben. Dagegen bedient er
sich, und dann auch nur Sonntags, des — oft von seinen Voreltern
herstammenden — dauerhaften Mobiliars und Geräthes, während er
im alltäglichen Gebrauche mit den einfachsten Einrichtungen sich
begnügt.

Derartige Erbstücke des Mobilars eines bäuerlichen Wohnsitzes
geben dann nicht selten schätzenswertste Beispiele zum Studium gesunder
Formenentwicklung und des richtigen Gebrauchs dekorativer Mittel. Oft

derb und urwüchsig lassen sie die Klarheit der Konstruktion hervortreten,
sprechen in ihrer Ausschmückung eine allgemein verständliche Sprache
über die Beziehungen zu ihrem Besitzer und seinen religiösen wie sitt-
lichen Empfindungen und gehen in ihrer Symbolik nicht über den Ge-
dankenkreis ländlichen Begriffsvermögens hinaus. Schrank und Lager-
stätte, Tisch, Bank und Stuhl sind solide zusammengefügt, — der Leim
spielt bei denselben nicht die umfangreiche Befestigungsweise wie bei den
modernen Tischlerarbeiten, — die Farbe hat nicht den Zweck der Imi-
tation einer besseren Holzart, sondern da wo sie angewendet wird, tritt
sie lediglich als solche auf und die bildliche Malerei erstreckt sich auf die
Blumen und Früchte der Heimath oder in ihrem Sinne leicht zu er-
kennende Embleme der Religion, der Liebe und Treue oder auch auf
Inschriften von Namen, Jahreszahlen und Sinnsprüchen.

(Schluß folgt.)

Nev Waupleingang mit dem Jentralöom auf tzev Pariser Weltausstellung.

Im Anschluß an unsren Artikel: „Nachklänge zur Pariser Weltaus-
^ stellung" in Nr. I unsres Blattes bringen wir heute auf mehrfachen
Wunsch unserer Leser eine bildliche Darstellung von dem Hauptgebäude
der Ausstellung, der Fagade der Haupthalle, welche
sich zwischen den beiden Palästen für die schönen und
für die freien Künste erhebt. Derselbe ist von einer
riesigen Kuppel bekrönt, wovon der Mittelbau den
Namen Doms asntiml erhalten hat.

Mittelportal ist durch zwei Pfeiler
von den beiden, in gleichartigem
Stile gehaltenen Anbauten getrennt,
welche in Gemeinschaft mit dem hoch-
gewölbten Mittelbau dem Ausstell-
ungspalast ein imposantes Aussehen

mächtige

Höhe der Mittelöffnung ein dreigetheilter Balkon, wie auch die Neben-
bauten rechts und links mit Estraden ausgestattet sind. Bogen und
Pfeiler sind mit höchst geschmackvollen, bemalten Terrakotten und buntem
Ziegelmauerwerk ausgeschmückt, welche sich effektvoll
gegen die in matten Farben gehaltenen Eisentheile
des Baues abheben. Die,Giebelleiste trägt die Wappen-
schilder der verschiedenen Nationen und ist unter dem
First sowohl, als auch in der Nähe der beiden Pfeiler
mit allegorischen Figuren versehen.
Desgleichen befinden sich am Fuße
der in Flaggenmasten auslaufenden
Pfeiler zwei Standbilder, die In-
dustrie und den Handel versinnbild-
lichend. Die große Kuppel schließt


verleihen. Die Ausschmückung des Portals ist in einer Weise erfolgt,
welche die Eisenkonstruktion, aus welcher der Bau besteht, vollständig
vergessen macht. Non zwei Säulen unterstützt, befinden sich in halber

mit einem laternenartigen Aufsatz ab, welcher einen Genius mit Oelzweig
und Lorbeerkranz trägt. Die ganze Formgebung muß als höchst originell,
und zugleich als edel und imponirend bezeichnet werden.
 
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