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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Fischer, Arwin: Mitheilungen über das Beziehen von Tischen, Möbeln usw. mit Stoff, [1]
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Die Elektrizität in der Wohnung
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Thür-, Namen- und Firmenschilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0228

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Ur. 23.

„Fachblatt für ^nnen-Dekoration".

t5eite 191.

WMlZeilttugen Wer Vas de?ieyen von
^Mischen, ^döveltt usm. mit ^toff.

Von Arwin Fischer.

^ic zuerst zu besprechenden Tische, welche meist mit grünem Tuche bezogen
werden sind die Schreibtische. Die Platte selbst besitzt rund um
ihre Kante ein Holzfournir, es ist also gewissermaßen nur der Spiegel der
Platte auszukleben. Das praktischste Verfahren hierbei ist folgendes: mau mißt
dar zu verwendende Tuch ab, wobei in Länge und Breite zugiebt und was wohl
selbstverständlich ist, wenn es die Größe des Tisches erlaubt, den Strich des Tuches
nach vorne bringt.

Das Tuch, Fries re. heftet man auf einer
Lang- und Querseite des Tisches aus, wobei man
an jeder Seite 2 em übcrstehcn läßt, zum aus-
heften benutzt man halbrunde Stäbchen, welche
man mit kleinen Stiftchen festhestet, damit keine
Druckffecke im Tuch entstehen, doch müssen die
Leisten 3 am vom Fournir nach innen entfernt
stehen; hierauf werden die beiden gegenüber-
liegenden Seiten straff angespannt und wie oben
beschrieben mit abgerundeten Hylzstäbchen aus-
gespannt und festgehestet.

Das übersteheude Tuch wird nun zurückge-
schlageu und der freie Theil der Tischplatte wird
bis hart au das Fournir heran mit Kleister be-
strichen, welcher aus Roggenmehl mit ein wenig
veuitianischen Terpentin besteht und dick gekocht
sein muß; — das Tuch wird nun fest aufgedrückt
und an der Fournirkante entlang mit dem Finger-
nagel oder dem Falzbein fest eingerieben; da das
Tuch an den Heftstellen kleine Faltchen bildet, so
müssen diese beim Anreiben jetzt mit ausgespanut
werden.

Hierauf läßt mau das Tuch völlig trocknen
und schneidet nach demselben den überflüssigen
Stoff hart an der Fournirkante mit einem scharfen
Messer ab, was große Sorgfalt erfordert, sollte
es dennoch Vorkommen, daß zuviel nach innen
abgeschnitten wird, so nimmt man einen Faden
Tuch, bestreicht ihn mit Kleister und drückt ihn
fest auf der betreffenden Stelle ein.

Die verwendeten Leisten werden vorsichtig
abgenommen und das Tuch abgebürstet.

Soll ein Tisch mit Saffian Leder bezogen
werden, so sind allerdings keine Leisten zu ver-
wenden, da Druckflecke und Nägellocher entstehen
würden; das Leder selbst wird auf der Rückseite
mit reinem Wasser (mit Essig vermischt) schwach
angefeuchtet — (damit beim Durchschlagen der
Fcuchtigkeit das Leder seinen Glanz nicht ver-
liert.

Im Gegentheil zu Tuch wird bei Leder die
ganze Tischplatte mit Kleister bestrichen, das
Leder aufgelegt und von der Mitte aus fest an-
gcrieben. Reicht die Größe eines Leders (Feilest
nicht hin und cs muß gestückt werden, so darf
die Rath (der Ansatz) nicht in die Mitte fallen,
sondern es müssen rechts und links gleich große
Stücke angesetzt werden, welche mit Lineal und
Messer beschnitten und zusammcngestoßen, (also
nicht übereinander gelegt) werden.

Bevor das Leder ganz trocken ist, werden
mit einem (Buchbinder-) Modelleiscn, oder mit
einem stumpf-scharfen Stück Holz (sogenanntes

Reifcl-Holz) an den Kanten und Näthen entlang mit dem Lineal Striche, gleichsam
Bordüren, eingerieben, denn diese Stellen erhalten Glanz und heben sich vortheilhaft ab.

Sollen größere Tische, wie in Lesezimmern, Sitzungssälen usw. ganz mit
Tuch oder Fries bespannt werden, so wird dasselbe einfach straff angespannt und
von unten gegen die Tischplatte genagelt, wobei man als Verzierung Polster- oder
Faconnägel an den Tischkanten schlägt. (Schluß folgt.)

Abbildung Nr. 112. Mivsndale in Vvon^e

ausgefllhrt für den König von Rumänien von Paul Stotz, Stuttgart.

Dlelttriritäl in dev

ie so manche Erfindung und Neuerung von fremdem Gebiete in das Feld
^ der Wohnungseinrichtung eingedrungen ist und sich darin eine Domäne
errungen hat, ebenso gehört heute in dieses Terrain die Haustelegrafie. Es hieße
Wasser in das Meer schütten, wollte man hier die vielen Vortheile aufzählen, welche
dieselbe in einer Wohnung, die hiemit ausgestattet ist, bietet. Früher nur zu den
Luxusartikeln.gezählt, kann man heute sich keine nur halbwegs bequem eingerichtete

Wohnung ohne dieses Hilfsmittel denken und nehmen wir daher den Zweck desselben
als allgemein bekannt an.

Die Apparate für Haustclegrafen find für die verschiedensten Zwecke koustrnirt:
in Haustelegrafen-Leitungen lassen sich die mannigfachsten Kombinationen zur Geltung
bringen; von den einfachsten Nufleitungeu au, die aus den in den Zimmern an-
gebrachte» Nnftasteru ausgehend, uns mit dem au einer» beliebigen Orte, von dem
aus Jemand gerufen werden soll, befindlichen Glockensignalapparate verbinden, bis
zu den verschiedensten Kombinationen, ist die Einrichtung von Hanstelegrapheu
heute leicht und relativ billig durchführbar.

Doch nicht nur dem Zwecke, um Signale zum Herbeirufeu einer au einem
entfernten Orte befindlichen Person zu geben, diene» diese Leitungen, sondern sie
werden auch dazu benützt, uni das Oeffueu und Schließen einer Thüre oder eines
Fensters in einem Lokale zu kontrolireu; Kassenlokale und selbst Kassen können mit

dieser Einrichtung gesichert werden, da es Vor-
richtungen gibt, die Vas unbefugte Betreten,
bczw. Berühren sofort nach einem beliebigen Orte
avisireu.

Mit der allgemeinen Verbreitung des Tele-
fons hat dasselbe, wie seinerzeit die Telegrafie,
ebenfalls Eingang in die Wohnungseinrichtungen
gefunden. Durch 'die Erzeugung guter und billiger
Apparate verhelfen viele in- und ausländische
Firmen der Telegrafie und dem Telefon zu der
größteu Verbreitung; sie stellen zur Zeit Telefone
her, die ohne neuneuswerthe Auslagen in jede
vorhandene Haustelegrafeu-Lcitung eingeschaltet
werden können, und ermöglichen, daß man nach
jedem beliebigen Punkte oder Orte in einem Ob-
jekte und selbst außer diesem, nicht nur ein Signal
geben, sondern auch dahin sprechen kann.

"Dpür-, damett- und
^rmettschildev.

ie ungemein hohen Anforderungen, welche
heute in Bezug aus geschmackvolle Aus-
führung au alle diejenigen Artikel und Gegenstände
gestellt werden, welche mehr oder weniger dazu
berufen, neben einem nützliche» Zweck unser Heim
oder Räume, welche den: Geschäftsverkehr dienen,
zu schmücken, gaben einem strebsamen Kunsthand-
werker Veranlassung, sein Augenmerk auch auf
einen noch vielfach in Bezug auf Geschmack und
Dauerhaftigkeit bisher stiefmütterlich behandelten
Gegenstand zu richten, wir meinen Thür-, Namen-
und Firmeuschildchen, ein Gegenstand, welcher von
Natur aus schon dazu berufen ist, die Augen der
Menschen auf sich zu lenken, wurde derselbe doch
bisher noch viel zu wenig der Betrachtung aller
Betheiligten gewürdigt.

Es liegt uns nun heute eine Musterliste vor,
welche in dieser Beziehung jedemGeschmack und
Bedürfnis; in Bezug auf Schönheit, Zweckmäßigkeit
und Billigkeit Rechnung tragen dürste. Wir sehen
eine Anzahl theils einfacher theils reicherer
Zeichnungen von derartigen Schildern in flachen
und ovalen Renaissance- und Rokoko-Mustern vor
uns. Dieselben werden in verschiedenen Größen
für jeden Bedarf angefertigt, wie z. B. für Wohn-
und Geschäftsräume, auch lassen sich dieselben
als Firmenschildchen für Aerzte, Rechtsanwälte,
Architekten usw. verwenden. Die Schriftplatten
werden in Kupfer, Messing und zum Theil i»
Emaille geliefert; die verzierten Unterschilder kann
man in schönem Mattschwarz, blank oder eisenmattgrau (natürliche Eisenfarbe, kein
Anstrich) beziehen, kurz, es ist in wirklich mannigfaltiger Weise in diversen Schrift-
arten usw. jedem Geschmack Rechnung getragen.

Da nun diese Schilder durchweg Handarbeit, in der Planier der alterthümlich
gepunzteu, gravirten und getriebenen Kuustschmiedcarbciten hergcstellt werden, so ist
es zu bewundern, daß nicht bedeutend höhere Preise augesetzt sind, sondern dieselben
durchweg als sehr bescheiden bezeichnet werden müssen.

Wir wollen nun diese Betrachtungen nicht weiter ausfllhrcn, es sollte nur
dargethau werden, daß ein scheinbar unbedeutender Gegenstand doch eine große Be-
deutung für weite Kreise beanspruchen darf, wenn derselbe wie hier in anerkennens-
werther Seite auf den allgemeinen Geschmack und Schönheitssinn fördernd wirkt.
Wir wollen nicht unerwähnt lassen, daß uns verschiedene Urtheile der Presse vorliegen,
welche sich in anerkennenswertster Weise über die Bestrebungen des Herrn Kunst-
schlossers F. Lutzmanu in Dessau, als den Fabrikanten und Urheber dieser
Schilder äußern. Jllnstrirte Preislisten stellt der Genannte jedem Interessenten auf
Wunsch gratis und franco zu.
 
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