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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Ueber Gobelins
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0043

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I. Jahrgang.

Narmstadt, ^9. Wävs )§Ä9.

Nmmnrr 5.

Nachdruck unserer Original-Artikel ist nur mit unserer Erlaubnis gestartet.

ever Eovelino.

Von F. V. K . . pf.

rl-.fl:e erste künstlerische Bekleidung der Zimmerwände war die textile
^ Kunst der Teppiche. Auf die 1887 in Rom stattgehabte Aus-
stellung von Kunstweberei folgte die seit 26. v. M. eröffnete und bis
26. April dauernde Gobelin - Ausstellung im österreichischen Kunst- und
Industrie-Museum. Die Ausstellung ist ungemein reich beschickt und
enthält wahre Schätze an Kunstwerken dieses Genres. Es sind 72
Gobelins und 32 herrliche Imitationen im Säulenhos, den oberen
Arkaden und in den Sälen IV und V, wie VII und IX ausgestellt,
die von einem historisch-technisch gleich gut verfaßten Katalog erklärt
werden.

Die nachfolgenden Darstellungen dürften zur Genüge bestätigen,
in wie hohem Grade die Gobelins-Weberei zu allen Zeiten eine Kunst
gewesen ist, welche niemals allein durch sich selbst hat festen Boden ge-
winnen können. Wie für jede andere Kunstthätigkeit sind auch für sie
Zeiten des Glanzes immer nur dann eingetreten, wenn es gelang, in
mächtigen und reichen Gönnern Förderer ihrer Bestrebungen zu finden.
So waren es Könige, Päpste und andere hohe Mäcene, welche diese
Kunstindustrie förderten.

Der Teppich ist kein Luxus mehr, und auch der Minderbegüterte
trägt bei rauher Jahreszeit dafür Sorge, die schützenden, wärmenden
Hüllen in seinem Wohnzimmer auszubreiten, und der Reiche will diesen
Komfort selbst in seinem Stiegenhause nur ungerne vermissen. Die
Teppiche, welche einst den kostbarsten Schmuck orientalischer Gemächer
bildeten, sind erst durch die Kreuzzüge auch bei uns im Abendlande
bekannt geworden. Matten und Decken hatten früher an ihrer Stelle
gedient, die von den Frauen bewohnten Räume zu bekleiden; aber für
bie Säle und Wohnzimmer kannten selbst Majestäten nur künstlich aus-
gelegte oder mit Mosaiken gezierte Fußböden. Eine Ausnahme davon
wachte Byzanz, wo asiatischer Luxus und Sitte dergestalt vorherrschten,
baß man es dem nahen Oriente fast beizählte. Dort in den von leichten
Arkaden gestützten Hallen, die, um Kühlung zu erhalten, mit Marmor

gepflastert wurden, mußte bald ans eine weiche Bedeckung des Bodens
gedacht und der Teppich ersonnen werden. Der Divan, mit dem er
an Schönheit wetteiferte, sowie ein paar bemalte und vergoldete Kisten
bilden auch heute noch häufig das ganze Mobiliar eines orientalischen
Zimmers. Auf dem Teppiche schläft, spielt und arbeitet die Sklavin,
auf dem Teppiche läßt sich der geringere Besuchende vor dem Höher-
gestellten nieder. Die feinste Wolle, Seide und Gold verschlingen kunst-
reich ihre Fäden, um diese unerläßliche Zierde zu schaffen, und fabelhaft
erscheinen uns die Beschreibungen von dem, was orientnliche Weber auf
den Teppichen vorznstcllen wußten und noch darstellen.

Egypten war in der Vorzeit durch seine Webereien das, was jetzt
Kaschmir für den Orient und Occident zugleich ist, rückfichtlich der
Teppiche jedoch wetteiferte auch Armenien stark mit ihm. Die Umgegend
des Ararat nämlich nährt jene Purpurthierchen, welche die Wolle mit
dem prächtigen Scharlach färben, das die Teppiche von Debil, welche
von Trebisonde aus über ganz Asien verbreitet wurden, auszeichnete.
In neueren Zeiten hat Persien den Hanpiruhm im Fertigen der Teppiche.

Wohl sind unsere Haupt- und Fabrikstädte nicht minder thätig
im Wirken geschmackvoller Teppiche; aber die Kostbarkeit des Materials
oder die mühsame Stickerei derselben bleibt doch immer eine Spezialität
des Orients, dieser alten Wiege der Kunst und Ueppigkeit. Dort deckt
der Teppich, sei er noch so schön, nie den. Tisch, wie vorzüglich im
Mittelalter vornehme Sitte bei uns vorschrieb; aber auch niemals trägt
er dort das Abbild der Menschengestalt, was der Koran als Sünde
verbietet. Die italienischen Handels-Fürstinnen Venedig und Genua
fügten bald diese Verschönerung dem Teppiche bei, und man sah deren
später viele, welche geschichtliche und mythologische Gegenstände veran-
schaulichten. Mexiko hatte seinen Eroberern Teppiche aus dem Glanz-
gefieder der heimischen Vögel gezeigt; allein diese Herrlichkeiten sind so
sehr zur Tradition geworden, daß man die europäischen Federteppiche
füglich eine Erfindung der Zwanzigerjahre nennen kann.

Die Kunstfertigkeit, Teppiche nach Darstellungen der Malerei so
zu weben, als fei mit dem Geflechte der Fäden gewissermaßen die
Strichführung des Pinsels nachgeahmt, ist sicherlich schon in früher Zeit
geübt worden, und die berühmtesten Maler haben für Teppiche Kartons
gemacht. In Europa wurde sie, soviel bekannt, zum erstenmale durch
 
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