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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Die orientalische Teppich-Weberei, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0024

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Lwile 16.

Hachblatl für ^)nncn-Dekoration"

Nie orrerltatifche LeMich^Weverej.

A^err Professor Dr. I. Lcssing, Direktor des Berliner Knnstgcwerbcmnscnms,

hielt seinerzeit im Seminar für orientalische Sprachen in Berlin einen Vortrag
über die orientalische Teppich-Weberei, worüber wir den „Mittheil. des
Mähr. Gew.-Musenms" Folgendes entnehmen:

Während bei uns in Europa der Teppich ein Stück der Zimmereinrichtung
bildet und der Mode unterworfen ist, ist er im Orient das Hanptstück des Hanfes,
sein Schmuck, und Mittelpunkt, ja der hervorragendste Träger der Kunst.

Nachdem im Jahre 1851 eine Kommission nach Smyrna geschickt worden,
eigens um die Fabrikation der Fnßbodenlcppichc — im Orient umfaßt der Begriff
Teppich jedoch auch die Bedeutung Wandteppich, vergleichsweise unserer Tapeten -
an Ort und Stelle zu stndiren, sind auch in Deutschland zahlreiche Teppichwebereien
entstanden, aber alle Fortschritte der Technik unsererseits haben bislang den mit der
Hand hergestclltcn orientalischen Teppich nicht zu verdrängen vermocht oder etwas
Besseres an seine Stelle zu setzen. Der Werth, welchen der orientalische Teppich
auch für die Jetztzeit habe, sei schon im Alterthmn anerkannt und geschätzt worden.

Der Redner beleuchtet in eingehender Weise die Bedeutung des orientalischen
Teppichs in der Geschichte des Alterthums in kultureller und kunstgewerblicher Be-
ziehung. Wie ursprünglich der Teppich durchaus nicht, wie bei uns, dazu bestimmt
gewesen sei, nur ans die Erde gelegt zu werde», sondern überhaupt als Schmuck zu
dienen, sei es des Hauses, des Tempels usw., so sei er im Orient immer als Haupt-
schmuck betrachtet worden. Mit keinem Gegenstände sei so viel Luxus getrieben
worden und für keinen Knnstgegenstand seien bei den Griechen und Römern so große
Summen ansgewcndcl worden, als für kostbare orientalische Teppiche. Auch in
christlichen Kirchen und jüdischen Tempeln habe man den orientalischen Teppich
immer als höchsten Schmuck betrachtet.

Redner schildert eingehend die Herstellung eines orientalischen Teppichs: fast
allgemein ist das Material Wolle, und zwar die beste Schaf- oder Zicgenwollc, znin
Theil auch Kamcelhaare, sehr selten Seide. Die Solidität der Farben und ihre
Haltbarkeit sei darin begründet, daß man Naturfarben verarbeite, oder aber mit
Pflanzenstoffen färbe. Die Eigcnthümlichkeit der orientalischen Färberei habe die
Mannigfaltigkeit der Farben hervorgerufen. Die Muster seien willkürlich und daher
in hohem Grade originell. Als Beweis der Bedeutung des Teppichs - im Morgcn-
landc gelte das persische Sprichwort: „daß der Mann der Teppich im Hanse sein
müsse", d. h. energisch, thatkräslig zu wirken habe und festen Charakters sein müsse.

Tie gewöhnlichen Teppiche, deren Formen meistens quadratisch sind, werden
ohne Vorlage gewebt, die Arbeiter — in Persien und Indien Männer, bei den
Nomadcnvölkern, besonders den Kurden, Frauen — haben die einfachen Muster in:
Kopse; sich die großen Schmnckteppiche, die nur für reiche Leute auf besondere Be-
stellung von einer Menge sich vereinigender Weber, unter Umständen nach jahrelanger
Arbeit, hergestcllr werden, müssen natürlich besondere Vorlagen angefcrtigt werden.
Ein solcher großer Teppich enthält mehrere Millionen sämmtlich mit der Hand ge-
knüpfter Knoten. Während der Gcbctteppich, ans dem der Muselmann» täglich die
vorgeschriebcnen Gebete verrichtet und den er darum auch auf Reise» mit sich nimmt,
einfacher Art ist, weisen die Zimmcrteppichc oft eine ganz erstaunliche Pracht ans.
Es wird uns von verschiedenen solchen kostbaren, mit Gold- und Silberfäden ge-
stickten, mit Perlen und Edelsteinen besetzten Teppichen berichtet: an, bekanntesten
ist der berühmte Teppich des Chosrou I, der 60 Ellen im Geviert maß und, eine
Fläche von 1051 Quadratmetern bedeckend, ans 4,000,000 Francs geschätzt wurde.
Wir haben ganz genaue Beschreibungen von ihm, er stellte einen Garten in Früh-
lingspracht dar, mit Beeten und Gängen; man brachte ihn nach Medina, wo er
zerschnitten und an die Sieger vcrtheilt wurde. Im Jahre 743 wird ein Teppich
erwähnt von 100:50 Ellen, 923 ein großer sassanidischer Teppich mit Porträts,
1067, als ein Fürst förmlich in Konkurs gerätst und sein Eigenthnm versteigert wird,
ist einer der Hanptwerihgegcnstände wieder ein Teppich. Als der Islam Persien
unterjochte, vernichtete er das Beste der persischen Teppichwebekunst, da er die Tar-

nung von Personen usw. nicht gestattete, dagegen führte er die geometrische Form
stund verbreitere dieselbe über ganz Afrika bis nach Spanien. Diese große Gleich-
igkeit in der äußeren Form macht die Bestimmung des Herstell migsorrcs und
der Zeit der Herstellung eines orientalischen Teppichs äußerst schwer, wenn nicht gar
unmöglich; bei den in Museen befindlichen alten Teppichen ist es daher meist nur
möglich, das Jahrhundert zu bestimmen. (Schluß folgt.)

Nrieflmsteir.

8el>. tv IV. in 1!. Wir sind gewiß stets bestrebt, Fremdwörter in unseren
Fachblättcrn möglichst zu vermeiden, doch ist dies ans dem Gebiete des Dekorations-
Wesens nicht immer möglich, wenn der Sinn des Satzes nicht darunter leiden soll.
Wir glauben nicht, daß eine vollständige Reinigung der Tckorarionsfnchsprache, in
welcher so unendlich viele Fremdwörter eingewurzelt, ohne Gefahr für die Verständ-
lichkeit und den guten Geschmack dnrchgeführt werden kann.

R. VI'. in 17. Wie Sie bereits ans der heutigen Nummer ersehen, starten
wir unsere Aufsätze auch mit Abbildungen ans, und werde» wenn die Be-
theilignng an unscrm neue» Unternehmen in gleichem Maße wie bisher sortschrcitct
— von Zeit zu Zeit auch größere Beilagen von Zimmer-Einrichtungen »sw. bringen.
Für Ihre »ns srcnndlichst zugesagle Unterstützung unser» verbindlichsten Tank.

^n viel« Leser. Wir sagen wiederholt für die uns von verschiedenen Seiten
zugekommencn Glückwünsche zu nnserm „Fachblatt für Innen-Dekoration" unser»
verbindlichsten Dank. Wir ersehen hieraus am Besten, daß nur durch Gründung
des Fachblartes in der Thar einem vielfach gefühlten Bedürfnisse abgcholfen haben,
und hoffen wir, daß unsere verehrten Leser auch ferner das ihrige dazu beilragen
werden, dem Blatte eine möglichst große Verbreitung zu schaffen, damit die gegen-
seitigen Zwecke erreicht werden. An uns soll es gewiß nicht fehlen!

Tic Redaktion.

11r. 2.

Müchrvschau.

lAtlc inner dieser Rubrik besprochenen Machwerke können auch durch die Redaktion des
„Faehblart für Inncn-Dekoration" jederzeit bezogen werden.)

Preisgekrönte und andere dekorative Holz arbeiten ans der Konkurrenz-
Ausstellung 1889 des Wiirttembergischen Knnstgewerbe-Bereins in Stuttgart. Nach
der Natur ausgenommen und in feinsten Lichtdruck-Reproduktionen herausgegeben
von Wilh. Kick. Vollständig in 15 Lief, zu 4 Tafeln. Stuttgart, A. Zimmer's
Verlag (Mohrmann L Schreiber). Preis einer Lieferung Mk. 2. -.

Aus der uns vorliegenden ersten Lieferung ist schon ersichtlich, daß es ein
überaus glücklicher Gedanke von der Vcrlagsfirma war, eine sorgfältige Auswahl
der vortrefflich ausgcfnhrtcn, nur bei der Konkurrenz-Ausstellung aus kurze Zeit
vereinten Originale der ausgestellten dekorativen Holzarbeiten in guten Abbildungen
zusammenzustcllen und als Musterbuch künstlerischer Holzarbeiten zu veröffentlichen.
Tie reiche Mannigsaltigkcit der von ganz Deutschland mit vorzüglichen Leistungen
so reich beschickten Ansstcllnng ließ die Auswahl einer Fülle von Motiven zu Gegen-
stände» jeder Art und jeden Stils zu, welche die Eigenart des gegebenen Materials
in wahrhaft künstlerischer Ausführung überhaupt ermöglichr.

Die Tafeln der ersten Lieferung bringen uns zur Ansicht: 1) einen Bilder-
rahmen in italienischer Renaissance; 2) ein Zierschränkchen; 3) ein Relief und eine
Füllung; 4> einen Ofenschirm.

Ohne bis jetzt die andern erschienenen Lieferungen gesehen zu haben, glauben
wir sicher, daß das vollständige Werk ein Vorbilderschatz für Kunstgewerbe und
Kunstschulen, für Holzbildhauer-Werkstätten, Knustschrcincreien, Möbelfabriken usw.
werden wird, und können wir die Anschaffung des Werkes nur empfehlen, um so
mehr, als auch der Preis von M. 2. - für die Lieferung ein äußerst billiger ist und
es Jedem leicht werden dürfte, sich das Werk nach und nach zu vervollständigen.

kür die irsickste Hiummer rvolle rituir §e6.
möZIickst knick, Lpütestens über bis rcuirr

5. Isbriisn

NN die Oescbnilsslelje ciss »isiLcbblntk sür
Innen-DestorLkion« einsenden-

HASkOlS.

flottei' VeMuiei'

für ein grösseres Teppivli-, Vlöbelstoll-

nncl Oeboi ntinnssesebüft gssnobt.

Angebots unter Lsifngnng van Lbo-
tograpbis beliebe man unter V. X 64 i
an clis Ossobältsstells des „Laobblatt knr

Innsu-Dekoration" einrmreiobsn.

64

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dsntsokland suobt einen mit der Lrauobs
durobans vertrauten jungen Vlann, niebt
unter 25 ffakrsn, als

2» engagirsn. 8ulebe, wslobs bereits
clis Lnndsobakt bssuebt baden, srbaiten
clsn Vorzug. Offerten sincl 2sngnissab-
scbrikten null Lbotograpbie bsirmfilgsn
uncl unter Lnobst. X. T. /. 22 a. cl. Lxp
cls. Llattss mr ssnclsn. 22

Lin in cler Tapsten- uncl Teppieb-
Lianebe gleieb gut bewanderter

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dauernde 8tsllnng. 66

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uud Vlöbslstoff-Ossodäft in Vlord-
deutsoklaud suobt kür .sstrt oder
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rit guten Lobullleuntnissen.

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svbäkt en gros und en detail wird
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