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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Bodenschatz, Lorenz: Ueber das Selbststudium auf dem Gebiete der Kunstindustrie, [1]
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Böttcher, F.: Zimmer-Einrichtungen im japanischen Stile
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Durchlöcherte Fensterscheiben
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https://doi.org/10.11588/diglit.11255#0216

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Nr. 22.

Fachblatt für Innen-Dekoration".

Seite 181.

„Baustile oder Geschichte der Architektur"; A. Hauser, „Stillehre";
C. Busch, „Die Baustile" sowie die soeben bei Karl Scholtze erschienene
„Architektonische und ornamentale Formenlehre" von Theodor Seemann.
Auch in dem bei Otto Spamer in Leipzig erschienenen „Buch der Er-
findungen", welches sich vielleicht in den Händen mancher Interessenten
befindet, ist eine vorzügliche Abhandlung über die Baustile von Dr O.
Mothes enthalten, die, mit vielen Illustrationen versehen, zur fleißigen
Durchsicht zu empfehlen ist.*) Gute Illustrationen sind für das Ver-
fiändniß selbstverständlich unentbehrlich und nur durch
fortwährendes fleißiges Betrachten vieler und mannich-
faltiger Abbildungen kann ein Resultat erzielt werden.

Da aber die meisten Werke vielleicht doch nicht er-
schöpfend genug damit ausgestattet sein dürften, so em-
pfehlen wir zur recht fleißigen Benutzung und Vergleichung
die „Kunsthistorischen Bilderbogen", welche bei Seemann
in Leipzig erschienen sind und eine sehr reichhaltige Aus-
wahl vorzüglicher Abbildungen in allen Stilarten auf
dem Gebiete der Baukunst sowohl wie der Kunstindustrie,
der Malerei und Skulptur enthalten; dabei haben diese
Bilderbogen den Vortheil, daß sich Jedermann
dieselben leicht anschasfen kann, da solche liefer-
ungsweise zu einem verhältnißmäßig billigen
Preise zu beziehen sind.

Als ein weiteres ausgezeichnetes Merkchen
über die Stillehre, jedoch mehr in Bezug auf
Ornamentik, können wir empfehlen: „Anleitung
zum Studium der dekorativen Künste" von
I. Häuselmann, welches zum Preise von Mk.

4.50 zu beziehen ist und in kurzgefaßtem, klaren
Texte mit gut gewählten Illustrationen ein Bild
entwirft von den Stilarten der ältesten Kultur-
völker bis zur Neuzeit.

Kommen wir überhaupt jetzt auf das Studium
der Kunstindustrie, bezw. der Ornamentik zu
sprechen, so steht uns ein solcher Reichthum von ausgezeichneten Werken
auf allen Gebieten des Kunstgewerbes zu Gebote, welcher kaum zu be-
wältigen sein dürfte. (Fortsetzung folgt.)

*) Sämmtliche hier empfohlenen Werke können gegen vorherige Einsendung
des Betrages auch durch die Geschäftsstelle der Zeitschrift, für „Jnnen-Dekoration"
zu Originalpreisen bezogen werden.

^durchlöcherte Eeusterfcheröen.

Mn der Frage über zweckmäßige Lufterneuerung, welche in der Praxis
des gewöhnlichen Lebens noch immer nicht genug gewürdigt wird,
dürfte eine neuere Erfindung berufen sein, bald zu allgemeiner Ein-
führung zu gelangen, da ihre leicht zu bewerkstelligende und ohne be-
sondere Kosten zu erreichende Anwendung sie Jedermann, selbst dem
einfachsten Haushalt, zugänglich macht. Es sind dies siebartig durch-
löcherte Glastafeln, welche, an Stelle der gewöhn-
lichen Fensterscheiben — je eine oder zwei für ein
Zimmer — eingesetzt, in unmerklicher Weise die
dauernde Zuführung frischer Luft in den damit ver-
sehenen Räumen übernehmen, ohne wie andere Lust-
tafeln aus Drahtgaze rc. durch unschöne Wirkung
und Beeinträchtigung des Lichtzutritts zu stören. Ge-
rade die genannten beiden hervorstechenden Mängel
sind es, welche der Verwendung der bisherigen Luft-
fenster in Wohn- und Arbeitsräumen hindernd im
Wege stehen und dieselbe lediglich auf Vorraths- und
Wirthschaftsräume einfchränken. Die durchlochten
Glasscheiben stehen in ihrer Durchsichtigkeit selbst-
redend keiner andern Fensterscheibe nach, unterscheiden
sich nur in geringem Maaße von denselben und
können daher in dem elegantesten Raume angebracht
werden. Diese Tafeln, welche zuerst von der Firma
Gebr. Appert in Clichp in den Handel gebracht
und bereits patentirt worden sind, werden wie Ka-
thedralglas mit Hilfe von Maschinen hergestellt.

Durch die stete gleichmäßige Lufterneuerung mit-
telst dieser durchlöcherten Scheiben wird dein für
Wohn-, Kranken- und Schulzimmer so lästigen Uebel
eines durch Oeffnen der Fensterflügel kalt einströmen-
den Luftzuges in zweckmäßigster Weise abgeholfen,
weshalb die Verwendung derselben außer für den Pri-
vatgebrauch namentlich überall da zur Annahme gelangen dürfte,
wo durch das Zusammensein vieler Personen, wie in Fabrik-, Schul-
und Krankenhäusern, in hervorragender Weise auf fortwährenden und
dabei nicht empfindlich berührenden Luftwechsel Bedacht genommen
werden muß.

Abbildung Nr. 104. Stuhl.

Ausführung gedacht in Nussbaumholz. Sitz und Nucken
in gepreßtem Leder.

imitirtem Bambus anfertigt, kann man auch Kleider- und Wäscheschränke
Nachtschränkchen, Bettstellen, Wasch- und Schreibtische, Wand- und
Bücherschränke und sonstige Möbel fügen, zu deren Anfertigung man
einjähriges Holz, Ahorn, Esche, Kirschbaum oder auch Fichte verwendet,
das man einfach polirt, und wer die Hellen Töne dieser Hölzer nicht
liebt, kann ja statt derer Möbel von Nußbaum anfertigen lassen, und
dürfte sich hierzu wohl am besten das amerikanische Holz eignen, das
man ja so wie so matt läßt. Soll die Einrichtung eine reichere sein,
fo können die Füllungen, die Friese, hier und da auch ein Rahmenstück
bemalt werden und mit Vögeln, Landschaften und Figuren, am besten
gedoch mit Pflanzen, Blüthen, Blumen, sowie mit Ornamenten in
Japanischer naturalistischer Weise versehen werden, während zu den
Kehlstößen in den Füllungen der Thüren, Kästen und Seiten, zu dem
Sockelgesims, den runden Gliederungen am Hauptgesims, der Fries-
verzierung usw. dunkel polirter Bambus mit Vortheil benutzt
werden kann.

In Verbindung mit passender Tapete und Malerei, Teppichen
und Möbelstoffen, Vorhängen, Tischdecken usw., welche sich ja jetzt in
den japanischen Handlungen, sowie in unseren Tapeten- und Teppich-
geschäften gut und auch entsprechend billig zu erhalten sind, kann man
sich recht gut ein japanisches Zimmer Herstellen und namentlich dann,
wenn man die Wände mittelst Bambusstäben in Felder theilt und mit
Stoffen, Waffen, Schildern Bildern, Tellern und Malereien dieses
Stiles dekorirt und auch Konsolen, Vasen, Figuren, Uhren von Bronze
oder Elfenbein aufstellt, während der Plafond mit leichter und duftiger
Malerei, sowie mit Ballons, einer Laterne oder einem großen Schirm
geschm ückt werden kann. Wir zweifeln nicht, daß ein solches Zimmer,
in prächtiger japanischer Manier, gut und solid hergestellt, sowohl

der Neuheit und des eigenartigen Geschmackes, als auch seiner Brauch-
barkeit und Zweckmäßigkeit wegen den Beifall unserer Leser finden
wird, gewiß aber unserer heimischen Industrie, namentlich dem Tape-
zirer, Tischler und Drechsler neue Freunde und Besteller zuführen und
auch einem Hause durch Hinzufügen eines solch' eigenartig eingerichteten
und interessanten Zimmers einen neuen Reiz und Schmuck verleihen
dürfte. Namentlich in den Villen unserer Vorstädte, die ringsum von
grünenden und blühenden Pflanzen umgeben sind, ließen sich solche
Zimmer, in den Gärten Pavillons in diesem Stile in vorzüglicher
und schöner Weise einrichten, die alsdann als Thee- und Kaffeesalons
benutzt werden und gewiß auch bewundert und vielfach nachgeahmt
werden würden.

Vfenfchivm im Mokokostil (Abbildung auf Seite 182). Die Umrahm-
ung wird auf dunkelolivem Fond mit bronzegrüner Seide in Applikation ausgeführt
und zwar in 2 Schattirungen, alles Zurückliegende wird dunkel gehalten. Die
Formen sind alsdann mit einer Goldschnur zu umrändern. Für die kleinen Felder
oben und unten kann man einen blauen Fond nehmen und zwar oben einen Hellen,
unten einen dunklen. Die Vögel sind in Plattstich zu sticken, ebenso die Blätter und
Blumen. Bei geschmackvoller Farbenzusammenstellung wird die Zeichnung einen
herrlichen Effekt Hervorrufen. _

Weuevfestev Anstrich für eiserne Vrfen. Man schwärze die Ocfen
mit Graphit und Terra de Siena tüchtig ein und bürste so lange, bis ein ge-
diegener Glanz eingetreten ist. Dieser Grund ist nunmehr geeignet, die feuerfeste
Farbe anzunehmen. Letztere braucht nur mit einer Wasserglaslösung angemacht zu
werden, welche durch Wasser verdünnt ist. Beim Anstreichen hat man schließlich
noch den Ofen so weit zu erwärmen, daß das in der Farbemischung enthaltene
Wasser schnell wieder verdunstet. Dies Verfahren soll sich nach den Worten eines
alten Ofen-Fabrikanten sehr gut bewähren.
 
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