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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 10.1899

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Schulze-Köln, Otto: Villa Fritzsche in Leipzig-Gohlis
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https://doi.org/10.11588/diglit.7397#0118
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Juni-Heft. Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration. Seite 87.

zu den ungestümen Neueren gehört, denen es in erster Linie die es sich zugute hält, etwas in diesem oder jenem Stil

darum zu thun ist, auf alle Fälle aufzufallen mit ihren I streng und stilvoll treu »nachempfunden« zu haben. Diesem

Leistungen, selbst auf die Gefahr hin, der Schönheit damit Schaffen steht Friedel durchaus gegnerisch gegenüber, denn

ins Gesicht zu schlagen. Friedel's Können fusst auf solider, 1 er klebt nicht an der Form, an Aeusserlichkeiten; er ist in

überlieferter Grundlage, wie sie allen unseren deutschen 1 den Geist vergangener Kunstepochen eingedrungen und ist

Architekten eigen ist, die für ihre Leistungen auf dem Papier j in weitreichendem Maasse Herr der sich aus wirklichem

auch in der Ausführung verantwortlich bleiben wollen und | Kunstempfinden herausschälenden Kunstform geworden, wie

bezw. auch bleiben müssen. Mögen Maler und Bildhauer i sie aus Material und Zweck sinngemäss bestimmt wird. Und

sich das unbegrenzte Feld der Fantasie als Tummelplatz hierin ist der Schöpfer der Villa Fritzsche so zeitgemäss, den

wählen, dem Architekten ist es von vornherein genommen, neuzeitlichen Errungenschaften gerecht werdend, wie nur

gleich, ob er akademische Schulung genossen oder Autodidakt , einer der sogenannten Modernen.

ist (Bruno Schmitz, Franz Brantzky u. a.) Zeit und Material : Gehen wir der Reihe der Abbildungen nach, so haben

zu leugnen, d.h. reale Begriffe nach Willkür zu modeln; er wir in Nr. 1102 das von der Firma F. A. Schütz (Caspar &

ist daran gebunden und damit verwachsen wie ein Volk mit ; Hehvig) in Leipzig ausgeführte Schlaf-Zimmer, dessen Wände

Abbildung Nr. IIOI. Villa Fritzsche in Leipzig-Gohlis. Strassenseite. Architekt HANS FRIEDEL—MÜNCHEN.

seiner Geschichte. Aber seine persönliche Eigenart, sein mit einer moosgrünen Tapete bespannt sind, zu der die licht-
individuelles Empfinden bringt Friedel unverkennbar zum grün gehaltenen Schränke gut abgestimmt sind. Die übrigen
Ausdruck und zwar mit um so grösserer Freiheit, je mehr Möbel sind aus Nussbaumholz, die textile Dekoration aus
er sich den rein gewerblichen Künsten zuwendet, deren lachsrothen und weissen Stoffen ausgeführt. Es herrscht also
Techniken er, stets höchsten praktischen Forderungen Rech- ein milder Farbenakkord vor, wie ihn ein solcher Raum
nung tragend, in vollendeter Form schon im reizvoll karakte- bedingt. In Abbildung Nr. 1107 sehen wir eine leider etwas
ristisch zur Darstellung gebrachten Entwürfe zur Anschauung klein gerathene Aufnahme des Speisezimmers, das einen
bringt. Wie schon eingangs erwähnt, hat sich der Künstler, j überaus gediegenen und vornehmen Eindruck macht. Man
namentlich aber der Architekt, in die Absichten und Wünsche ] denkt unwillkürlich an die repräsentativen Prunkräume der
seines Auftraggebers einzuleben, und wir zweifeln beim süddeutschen alten Rathhäuser. Der ganz in Eichenholz
Durchwandern der hier zu besprechenden Räume keinen ; durchgeführte Raum, Ausführung von Tischlermeister Arne-
Augenblick daran, dass dem Architekten das hier nicht als i mann in Leipzig, spricht in seiner dunkel gehaltenen Grund-
voller Wurf gelungen wäre. Und unter diesem Gesichts- Stimmung ungemein festlich an. Braune, grüne, Bronze- und
punkte dürfen wir uns nicht daran stossen, dass der Künstler | Gold-Töne herrschen vor; eine japanische Gold-Tapete spannt
zum Theil an die Stil-Tradition der Vergangenheit anknüpfte, sich zwischen Täfelung und Fries; der letztere ist in braun-
Aber nirgends begegnen wir jener sogenannten Anlehnung, j gebeiztem Leder mit Bronzetönung von der Firma Gustav
 
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