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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 10.1899

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Mielke, Robert: Über Intime Kunst, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7397#0245
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Seite 188.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Dezember-Heft.

seines Könnens zurück, was ihm die Aussicht auf neue
Techniken und neue Bahnen öffnete. Bei den vielen begabten

Soweit wir die Verhältnisse von der Warte unseres Jahr-
hunderts übersehen können, fehlt denselben eine der ersten

Künstlern, die nicht immer in die Wolken gucken wollten, j Voraussetzungen intimer Kunst: eine gewisse kleinbürgerliche
sondern auf dem festen Grund ihres Könnens stehend, auch ! Neigung, die das Kleinere, Unscheinbare unserer täglichen
ein freieres Schaffen bevorzugten, bei den Berlepsch, v. Heider, Umgebung auch mit dem Zauber des Künstlerischen um-
Köppihg, den Worpswedern und vielen anderen, die in der kleidet, die nicht nur in Form und Stoff prahlt und protzt,
»Zeitschrift für Innen-Dekoration« und der »Deutschen Kunst sondern beide nach der Umgebung bewerthet. Beweis ist das
und Dekoration« zum Wort gekommen sind, zeigte sich ein un- deutsche Haus, in dem der Mangel des Kunstgemäss - Ge-

gestümes Ver- genständlichen

langen nach durch die

Schaffensweite i--——-, schätzens-

:- iiniiiiiw^imi—JLI^^_^_—Mau ' ' wertheZugabe
nicht von der des nur rein
engsten, mei- persönlich be-
stens zufällig wirkten Zn-

beruflichen, iflfll Wachsens der
Kunst aus- 'We^BBR'''- "%l Dinge zum
ging, 3^mU3I^^^1^^^mb2^^mI aufge-
eine reinper- ^LvJF^5*p^?HB^BMiH wKK&^OBF££äffl*l hoben wurde,
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bung besass iMH^^W ^■■B^^mbhmhmp» Welt
und zu einer : K7| von Erschei-
intimeren Be- \'^\ nungs- u. Bil-
trachtung und dungs-Mitteln
Behandlungs- in ihrer zeit-
reife sich ^—~-\ ^1 liehen Erwer-
durchrang. bungsfolge

Durch ihr j J vor Jeder-

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stärkte sich die ik^H ^^^BSmI Ulk kig. Noch ist

Ahnung, dass hier nicht die

es neben der WMttfJ plebejische

berechneten, 11 Forderung:

zusammenge- Wf-,\V \\ffy I Gleiche Kunst

lesenen Stirn- |v ~~J\fäk>i 1 I für Alle (und

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Historischen, aufgestellt,

deren Wirkun- ^ P^PPn-'- .»4^PBIj| r k ^\ sondern es

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ruhten, noch unscheinbar u.

eine ebenso ohne jene be-

ausdrucks- denkliche

fähige gab, die ^■^■■^\\^J^^P Suche nach

ausleben einer danken der

künstlerischen JJ^^^^^^^^ Kunst, die

ständniss- letztere selbst

vollenAufneh- belastet hat.

men eines mo- Abbildung Nummer 1240. Entwurf: Thüre zum Studir-Zimmer. G. M. Ellwood, London. Es fehlt auch

dernen kunst- den romani-

sinnigen Indi- schenSprachen

viduums zusammenklang, die in einer Intimität des Kunst-
genusses bestand. Wenn wir nun auch einen so idealen Zu-
sammenschluss der Kunstfaktoren vorerst nur bei den We-
nigsten finden, so berechtigt uns doch die Wahrnehmung selbst
um so mehr zu der Hoffnung auf ein allgemeineres Bedürfniss
nach demselben, als wir gerade diese Forderungen nach Intimität
in unserer deutschen Vergangenheit wahrnehmen können.

Bei den antiken Völkern wird Niemand das suchen, was
sich nach dem Obigen als eine -»intime« Wirkung ergibt.

nicht der Ausdruck für eine intime Kunst; aber obgleich wir
auch von ihnen das äusserliche Wort bekommen haben, so
spielen doch, wenn wir der Bedeutung nachgehen, hier
Beziehungen mit, die von anderem Ursprünge sind, von dem
einer rein-ästhetischen Form- und Farbenvirtuosität. Sie ist
eine Nachwirkung jener Watteau-haften Gefühlsstimmung, die
ihren Ausgang von der Suche nach einer Weichheit nimmt,
für welche das Temperament des gesellschaftlichen Lebens vor
allem nicht die nöthige Ruhe besitzt. (Schius« im zweiten Bogen.)
 
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