Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 1.1900-1901

DOI Artikel:
Zur Geschichte der Elsass-Lothringischen Fliesen-Keramik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6476#0130
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zur Geschichte der elsass-lothringischen Fliesen-Keramik.

117

Gepresste gothische Fliesen, teils grün glasirt, teils unglasirt, aus der Blauwolkengasse zu Strassburg (nach Forrer: Fliesenkeranr'

Sie werden von Baurat Knitterscheid
mit Recht [in das XIII. Jahrhundert ge-
setzt. Lothringens Gebiet scheinen die
incrustirten Fliesen französischen Cha-
racters nicht überschritten zu haben, doch
war diese Technik auch am Rhein wohl-
bekannt; sie ist dort allerdings in etwas

Bodenplatte des XV. sa;c. aus Kloster
Fraubrunnen. (.Nach Forrer: Fliesenkeramik).

anderer Form geübt worden, indem man
die durch eingepresste Negativlinien ge-
musterten Figuren gelegentlich mit schwar-
zem Kohlen-Kitt ausfüllte.

Die überwiegende Mehrzahl aller
deutschen Fliesen des Mittelalters ist ab-
sichtlich unglasiert geblieben; nur ausnahms-
weise hat man in jener Zeit zur Glasur
gegriffen, dann aber nicht um damit die
verzierte Fläche «haltbarer» zu machen,

sondern lediglich im Bestreben, die deco-
rative Wirkung durch Hinzuziehung von
Farben zu erhöhen. Dies Bestreben
brachte man schon durch Zusammen-
stellung hellbraun, dunkelrot und schwarz-
grau gebrannter Fliesen hervor, potenzirte
aber die Wirkung gelegentlich durch
sporadische Einfügung einzelner farbig
glasierter Fliesen. Hierher gehört der
Strassburger Fliesenfund vom Jahre 1899,
der in der «Blauwolkengasse» zu Tage
trat, in situ gefunden wurde, und neben
unglasirten Fliesen auch grün glasirte
enthielt. Die Muster beschränken sich auf
die oben dargestellten Figuren, einen stili-
sierten Adler, einen Jäger mit Olifant, einen
Hirsch, einen Wolf und einen Leoparden.
Diese Musterung ist nun insofern farbig
ausgestattet worden, als man von einer
gewissen Sorte, der Leopardenfliese, eine
Anzahl grün glasiert hat. Einige weitere
Leoparden- und Adlermuster waren allem
Anschein nach in den vertieften Linien
mit roter Farbmasse eingelegt, eine Tech-
nik, welche in Frankreich die weisse
Incrustation und am Mittelrhein die
schwarze Niellierung als Parallele hat,
übrigens aucli noch weiterhin geübt
worden ist.

Erst aus der zweiten Hälfte des XIX.
Jahrhunderts datirt ein neuer Aufschwung
der Fliesenkeramik in Elsass-Lothringen.

Mehrfarbige moderne Fayencefliesen, gezeichnet von Paul Leschhorn in Strassburg, ausgeführt durch Villeroy und Boch in Mettlach.
(Nach Forrer: Geschichte der europäischen Fliesenkeramik vom Mittelalter bis zum Jahre 1900).
 
Annotationen