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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 3.1902-1903

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Zur Geschichte der Renaissance im Elsass
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https://doi.org/10.11588/diglit.6478#0131
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Zierleiste. Von Hugo Hüpfner in Strassburg.

£UR GES(|ll(¥lTE PER

RENAISSANCE IM ELSASS

€-s mangelt uns noch eine sachgemässe
Darstellung der Entwicklung der Renais-
sance im Elsass; gleichwohl lässt sich die
Frage nach ihren Formen und Erscheinungs-
weisen unschwer an der Hand der noch
vorhandenen stattlichen Anzahl von Denk-
mälern beantworten ; denn die Renaissance-
zeit hebt sich auch hier klar und deutlich
als ein einheitliches Ganzes heraus.

Unter Renaissancezeit verstehen wir
sonst die lange Periode vom Ende des
15. Jahrhunderts bis zum 3o jährigen
Krieg; im Elsass würde damit die kunst-
geschichtliche Entwicklung nicht zutreffend
characterisiertsein, denn Anfangs- und End-
termin fallen hier wesentlich später.

Die Renaissancebewegung selbst hängt
nun in ihrem Auftreten aufs innigste zu-
sammen mit der wirtschaftlichen Eage der
einzelnen Landschaften, in denen sie ihre
Bedeutung erlangte. Der Grad des Unter-
nehmungsgeistes und der Kapitalkraft
spiegelt sich auch in dem Wesen der
Renaissance.

SoWeit es möglich ist nach dieser
Richtung hin einen Einblick zu erhalten,
ergibt sich für uns ein unzweifelhafter
wirtschaftlicher Aufschwung namentlich in

den Städten im Elsass. Und daraus ent-
springt eine gesunde und kräftige Ent-
wicklung des gewerblichen Fleisses nach
den verschiedensten Richtungen hin.

Aber es fehlte im Elsass ein Hofstaat,
der in dieser Periode Vorbilder der Ent-
wicklung hätte schaffen können, es fehlten
Männer, die schon gleich zu Anfang der
Epoche im Elsass durch Reichtum und
Verständnis in der Lage gewesen wären,
die Kunst werktätig zu unterstützen. Es
fehlten Männer, die durch die Macht ihrer
Persönlichkeit in künstlerischen Fragen
einen massgebenden Einfluss hätten ge-
winnen können.

Im Elsass sind es eigentlich die Klöster,
die zuerst den Renaissancekünstlern Be-
schäftigung bieten. Die Renaissanceformen
selbst begegnen offenbar lange Zeit einem
gewissen Misstrauen, und nur langsam
leben sich die einzelnen Gewerbemeister
in die neue Formenwelt ein.

Standen an anderen Orten schon
etwa um i53o die bessern Meister auf
dem Boden der Renaissance, so sehen
wir gut 20 Jahre später im Elsass die
ersten Blüten der Renaissance in der
Architektur.

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