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Kunstgewerbliche Rundschau: Verkündigungsblatt des Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine — 2.1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.8035#0061
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München, deu ^5. August l895.

Nk. 8.

Bczus der „Zcirscbrifr" sammr Dcr „Runstgcwcrblichcn Rundschau": Durch den
Buchl'andel, die^oft oder die Geschäflsstelle N^. Bchorß verla^, München^, 2<öniginftr. 55,

wenn dieselben späteftens vierzehn Tage nach Erscheinen dcr folgenden d^ummer
auf dem vereinssekretariat angenreldet werden.

HerauSgeder: Bayer. Aunftgewerbe-Verein, (psandhausftraße 7). — Redakrion:
ssros. t. Gmelin, (tuisenftraße ^8). — Druck. Rnorr L Hirth;^sammtliche in München.

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.Dichmic DrWkiipfostN im HtiM.

keinem anderen Lande Luropas läßt sich eine so ununter-
brochene Blüthe der figuralen, wie der dekorativen ksolzschnitz-
kunst vom Nittelalter an bis in unser Iahrhundert hinein
wahrnehmen, wie in den Niederlanden und zumal im süd-
lichen Theil desselben, dem heutigen Belgien. Während vom bis
in die Mitte des zs. Iahrhunderts die Niederlande die bseimath der
kunstvollsten, technisch vollendetsten Schnitzaltäre waren, welche in
be>onderer Nollendung in Brüssel und Antwerpen hergestellt wurden
nnd übcr die Grenzen der Länder hinaus, besonders in Frankreich und
Norddeutschland weite Verbreitung fanden und als Vorbilder dienten,
so fand die belgische bsolzschnitzkunst im ;7. und ;8. Iahrhundert ein
unermeßliches Feld ihrer Thätigkeit und den Anlaß zu ihren höchsten
Leistungen in der kferstellung des übrigen prächtigen Airchenmobiliars,

(mit Ausnahme der jetzt meist aus Stein konstruirten Altaraufsätze);
aber auch die profane th o lz schni tzku n st, welche im Dienste der Aus-
stattung öffentlicher Gebäude sowie der vornehmeren privathäuser be-
thätigt wurde, brachte Leistungen hervor, welche in technischer, wie
künstlerischer Beziehung, wenn auch nicht im Aufwand, denen der gleich-
zeitigcn kirchlichen tholzschnitzkunst sich ebenbürtig an die Seite stellen.

Freilich kann unsere dießbezügliche Darlegung nicht im mindesten
den Anspruch machen, cine Geschichte der profanen tholzschnitzkunst
Belgiens des und ;8. Iahrhundcrts zu geben, da uns hiezu vor-
läufig noch zu viel INaterialien und (guellcn fehlen. lvir begnügen
uns vielmchr dießmal mit einem klcincn Tinzelbeitrag zur Beleuchtung
dieses Aapitels, zu welchem uns eino HLbsche Sammlnng von hölzernen
Treppengeländern und Treppenpfostcn den Stoff bietet, die
sich im städtischen Museum zu Brüssel vereinigt findet. Diese Trexpen-
geländcr stammen aus niedergerissenen Bürgerhäusern Brüssels und
gestatten uns, im Geiste das Bild von der künstlerischen Beseelung
und Dnrchdringung — nicht nur der kirchlichen, sondern auch des
öffentlichen und privaten Lebens der niederländischen Städte zu ver-
vollständigen, welches uns aus den wenigen aus jener Zeit noch er-
haltenen Gebäuden, vor allen den herrlichen Zunfthäusern am großen
Platz in Brüssel, sowie aus zahlreichen öffentlichen und Privathäusern
in Brügge ebenso glänzend, wie leider lückenhaft entgegentritt. Die
kherkunft dieser hölzernen Treppengeländer, die uns durch ihre reiche
und geschmackvolle Dekoration, ihre manigfaltigen Lösungen, sowie
durch die treffliche technisch-stilistische Behandlung und Verwerthung des
Materials so entsprechen, ist im Aatalog des Museums leider nicht
angegeben.

Zunächst führen wir hier Fig. Sy und
so zwei Treppenpfosten des z?. Iahr-
hunderts vor, in denen der kräftig-ele-
gante Rubensstil mit seinen energischen
und schwungvollen Linien und Formen
und sastig-inarkigen römischen Akanthus-
blattwerk schön zum Ausdruck gelangt.
Lharakteristisch ist an beiden auch die
gewissermaßen ein Widerlager bildende
untere volutenansladung, welche ihr Ana-
logon in die Anlaufvoluten der Airchen-
fagaden findet; auch die Lndung der einen
volutenkonsole in einem Aopf ist charakter-
istisch für den Rubensstil; während aber
an lverken kirchlicher Dekoration meist ein
Seraxhkoxf diese Stelle einnimmt, tritt
hier xassend ein Negerkoxf dafür ein,
viclleicht in Andeutung auf überseeische
kandelsbeziehungen.

Auch Fig. 61 steht noch an der Schluß-
grenze dieses Stiles, im Uebergang zum

Fig. ss.

(Näheres über die Ab-
bildungen 59—?o
in dem Leitartikel.)

Zeitschrift des bayer. Runftgerverbe-Vereins lNüncben.

l695. Kunstgewerbliche Rundschau Nr. 8.
 
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