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verwalten also liier die Polizey?“ — Sie geht humorvoll
darauf ein und meint, sie wolle alles vorstellen: Polizey,
Schildwache, Nachtwächter und dergestalt Feuer rufen,
dass sie an den christlichen alten Nachtwächter denken
sollen all ihr Leben lang.1
An anderer Stelle lässt Iffland aus Bedientenmund einen
wahren Panegyrikus auf den Wert einer „breiten Mama“
contra eine „schlanke junge Frau“ anstimmen2 und lässt sie
„hoch und abermal hoch leben“.3 — Iffland hat in der Mi-
schung, die er der alten Madam Fresen von „lästerlichem
Mundwerk“ und „verehrungsvollem Gemüte“ zu teil werden
lässt, einen vorzüglichen Schwiegermuttertypus geschaffen,
der seinen alten Damen im Publikum sicher groses Be-
hagen bereitet und den jungen eine vorzügliche Bereicherung
ihres Gedächtnisses mit guten Lehren gegeben hat.

DIE BEDIENTEN.
Kein Ifflandisches Lustspiel ohne Bedienten. Die Ex-
position zeigt uns ihre Existenz auf den ersten Blick und
zwar mit der deutlichen Absicht, die freundliche Vermitt-
lung zwischen Theater und Zuschauer zu übernehmen. Sie
treten auf im Gespräche miteinander,4 5 6 im Selbstgespräch,·’
im Gespräche mit dem Mädchen der andern Partei/ mit
ihrem eigenen Herrn,7 mit ihrer eigenen Gebieterin8 oder
mit anderen Dienstbeflissenen.9 In Figaro sowohl als in
Familie Lonau ist eine unverkennbare Ähnlichkeit mit der
gleichen Bedientenscene in Lessing’s „Minna“ zu finden.
Ihr Humor schlägt die ersten komischen Töne an und geht

1 Der Fremde ΙΙΓ, 4.
2 II, 1.
3 II, 2.
4 Figaro.
5 Familie Lonau und Hagestolzen.
6 Frauenstand.
7 Herbsttag.
8 Hausfreund.
3 Marionetten,
 
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