Die Kunst der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und ihre Reform
169
<1 45 Michel-Ange Houasse, Herkules
schleudert Lichas ins Meer, 1707, Tours, Musée
des Beaux-Arts
46 Bernard Picart nach Charles Le Brun,
La colere, Ausgabe 1702
entgegenkamen. Das Gemälde eines Le Brun wäre hier fehl am Platze gewesen. Die
Entwicklung der neuen, sinnlichen Kunst stand in direktem Zusammenhang mit der
Entstehung einer dem öffentlichen Leben weitgehend entzogenen Privatsphäre.
Eine solche war zu Zeiten Ludwigs XIV. zumindest der Auftraggeberschicht von
Kunst, das heißt einem höfischen Publikum, nicht bekannt.
Die Kunst steckte damit in einer doppelten Krise, einer finanziellen und einer
inhaltlichen. Im Jahre 1725 wurde ein erster Versuch unternommen, hier dirigierend
einzugreifen und Abhilfe zu verschaffen. Mit der Veranstaltung eines Salons hoffte
der Surintendant des Bâtiments Duc d'Antin, den Künstlern einen Anreiz zu bieten
und so die Historienmalerei zu unterstützen. Die Künstler sahen darin jedoch vor
allem die Möglichkeit, systematisch einen neuen Markt zu erschließen265. Zur glei-
chen Zeit versuchte der Conseiller Amateur-Honoraire Jean-Baptiste de Fermelhuis,
265 Zu dem Salon von 1725 siehe Georges Wildenstein, Le Salon de 1725. Compte rendu parle Mer-
cure de France de l'exposition faite au Salon Carré du Louvre par l'Académie royale de peinture et
de sculpture en 1725, publié avec des notes et documents nouveaux sur les expositions de l'Acadé-
mie pendant le XVIIIe siècle, Paris 1924.
169
<1 45 Michel-Ange Houasse, Herkules
schleudert Lichas ins Meer, 1707, Tours, Musée
des Beaux-Arts
46 Bernard Picart nach Charles Le Brun,
La colere, Ausgabe 1702
entgegenkamen. Das Gemälde eines Le Brun wäre hier fehl am Platze gewesen. Die
Entwicklung der neuen, sinnlichen Kunst stand in direktem Zusammenhang mit der
Entstehung einer dem öffentlichen Leben weitgehend entzogenen Privatsphäre.
Eine solche war zu Zeiten Ludwigs XIV. zumindest der Auftraggeberschicht von
Kunst, das heißt einem höfischen Publikum, nicht bekannt.
Die Kunst steckte damit in einer doppelten Krise, einer finanziellen und einer
inhaltlichen. Im Jahre 1725 wurde ein erster Versuch unternommen, hier dirigierend
einzugreifen und Abhilfe zu verschaffen. Mit der Veranstaltung eines Salons hoffte
der Surintendant des Bâtiments Duc d'Antin, den Künstlern einen Anreiz zu bieten
und so die Historienmalerei zu unterstützen. Die Künstler sahen darin jedoch vor
allem die Möglichkeit, systematisch einen neuen Markt zu erschließen265. Zur glei-
chen Zeit versuchte der Conseiller Amateur-Honoraire Jean-Baptiste de Fermelhuis,
265 Zu dem Salon von 1725 siehe Georges Wildenstein, Le Salon de 1725. Compte rendu parle Mer-
cure de France de l'exposition faite au Salon Carré du Louvre par l'Académie royale de peinture et
de sculpture en 1725, publié avec des notes et documents nouveaux sur les expositions de l'Acadé-
mie pendant le XVIIIe siècle, Paris 1924.