Jgen-
skizzen nach Überlebenden, ein paar Akte, zu
deren einem sein junger Freund Delacroix ihm
sitzt: dann geht Gericauk in einem eigens gemiete-
ten grossen Atelier an die Arbeit. In einem wahren
Paroxysmus malt er in wenig Monaten die Lein-
wand von 3 5 Quadratmetern herunter, von Tages-
anbruch bis in die sinkende Nacht ununterbrochen
tätig: die einzige Unterbrechung die er sich gönnt,
ist ein Gang zu den Sabinieren und dem Leonidas
Davids, für den er immer noch die grösste Bewun-
derung hegt.
„Une scene de naufrage". Trotzdem ist der Erfolg,
obwohl stark, doch gemischt: ebensosehr künst-
lerisch, wie politisch. Man lobt und tadelt mit
Maass; einen besonderen Aufstand in aestheticis gibt
es nicht. Gericault bekommt wieder seine Medaille;
angekauft wird das Werk nicht; erst nach seinem
Tode ward es erworben, nachdem die Verwandten
bereits daran gedacht hatten, es wegen seiner riesi-
gen Dimensionen in vier Teile zu zerschneiden.
Gericault sieht sich von neuem enttäuscht und
beschliesst wiederum Frankreich zu verlassen. Er
THEODORE GERICAULT, RENtiEN IN IPSOM. l82I. PARIS, EOUVRE
Der Salon fand damals in Foyer des Theatre
Italien statt. Als Gericault das fertige Bild dorthin
schaffen lässt, sieht er mit Schrecken, dass ihm das
Gleichgewicht fehlt. Rasch entschlossen macht er
sich an die Arbeit und malt in wenigen Stunden
den ins Wasser gleitenden Akt in der unteren rechten
Ecke hinzu, der auf der Skizze bei Moreau-Nelaton
noch fehlt. Schon dort lässt er selbst das Bild hoch
hängen, so wie es jetzt im Louvre angebracht
ist — und sieht mit Schrecken seine Figuren
immer kleiner, zuletzt petits bonhommes werden.
ImKatalog durfte der Name der„Medusa" nicht
genannt werden; so erhält das W7erk den Titel
setzt sich mit einem englischen Manager in Ver-
bindung und schickt das „Floss" auf einer Wander-
ausstellung durch England, die ihm 17000 Fr.
einbringt. 1820 geht er selbst hinüber und sieht
bald, obwohl er sich wie später Delacroix während
seines ganzen Aufenthalts tres francais fühlt, was
an künstlerisch verwertbaren Möglichkeiten in der
Produktion Englands liegt. Im Verein mit Charlet,
mit dem er zusammen hinübergegangen war, ist er
hauptsächlich lithographisch tätig: er hofft mit dieser
für London neuenTechnik ein Vermögen zu machen.
Daneben interessieren ihn die Ausserungsformen der
sozialen Differenzierung und die Rennen und
175
skizzen nach Überlebenden, ein paar Akte, zu
deren einem sein junger Freund Delacroix ihm
sitzt: dann geht Gericauk in einem eigens gemiete-
ten grossen Atelier an die Arbeit. In einem wahren
Paroxysmus malt er in wenig Monaten die Lein-
wand von 3 5 Quadratmetern herunter, von Tages-
anbruch bis in die sinkende Nacht ununterbrochen
tätig: die einzige Unterbrechung die er sich gönnt,
ist ein Gang zu den Sabinieren und dem Leonidas
Davids, für den er immer noch die grösste Bewun-
derung hegt.
„Une scene de naufrage". Trotzdem ist der Erfolg,
obwohl stark, doch gemischt: ebensosehr künst-
lerisch, wie politisch. Man lobt und tadelt mit
Maass; einen besonderen Aufstand in aestheticis gibt
es nicht. Gericault bekommt wieder seine Medaille;
angekauft wird das Werk nicht; erst nach seinem
Tode ward es erworben, nachdem die Verwandten
bereits daran gedacht hatten, es wegen seiner riesi-
gen Dimensionen in vier Teile zu zerschneiden.
Gericault sieht sich von neuem enttäuscht und
beschliesst wiederum Frankreich zu verlassen. Er
THEODORE GERICAULT, RENtiEN IN IPSOM. l82I. PARIS, EOUVRE
Der Salon fand damals in Foyer des Theatre
Italien statt. Als Gericault das fertige Bild dorthin
schaffen lässt, sieht er mit Schrecken, dass ihm das
Gleichgewicht fehlt. Rasch entschlossen macht er
sich an die Arbeit und malt in wenigen Stunden
den ins Wasser gleitenden Akt in der unteren rechten
Ecke hinzu, der auf der Skizze bei Moreau-Nelaton
noch fehlt. Schon dort lässt er selbst das Bild hoch
hängen, so wie es jetzt im Louvre angebracht
ist — und sieht mit Schrecken seine Figuren
immer kleiner, zuletzt petits bonhommes werden.
ImKatalog durfte der Name der„Medusa" nicht
genannt werden; so erhält das W7erk den Titel
setzt sich mit einem englischen Manager in Ver-
bindung und schickt das „Floss" auf einer Wander-
ausstellung durch England, die ihm 17000 Fr.
einbringt. 1820 geht er selbst hinüber und sieht
bald, obwohl er sich wie später Delacroix während
seines ganzen Aufenthalts tres francais fühlt, was
an künstlerisch verwertbaren Möglichkeiten in der
Produktion Englands liegt. Im Verein mit Charlet,
mit dem er zusammen hinübergegangen war, ist er
hauptsächlich lithographisch tätig: er hofft mit dieser
für London neuenTechnik ein Vermögen zu machen.
Daneben interessieren ihn die Ausserungsformen der
sozialen Differenzierung und die Rennen und
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