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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 14.1916

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Heft 2
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4751#0118
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WIEN, PALAIS PAI-LAVICINI

IÜNSTAUSSTELLUNGEN



MÜNCHEN

Nachdem seit Beginn des Krieges
das Münchener Kunstleben in einer
ganz erstaunlichen Weise jeder Re-
gung entbehrte, so dass mehr als ein volles Jahr
an dieser Stelle darüber zu berichten sich erübrigte,
scheint sich langsam ein Zurechtfinden auf den alt-
begangenen Pfaden ereignen zu wollen. Die Galerie
Heinemann veranstaltete aus eigenem und privatem
Besitz eine Ausstellung von Meisterwerken der Mün-
chener Malerei 1860—1880, die sich zwar mit den
ausgezeichneten Ausstellungen der Diez- und Piloty-
schule nicht entfernt messen konnte, aber doch eine
Bereicherung an Materialkenntnis aus diesem uner-
schöpflichen Gebiet verschaffte und mit einzelnen Bil-
dern von Leibl, Lier, Spitz weg allen Ansprüchen ge-
recht wurde. Leibls Bildnis der Frau Gentz, aus dem
Besitz des Münchener Rathauses zum erstenmal ge-
zeigt, vereinigt den Emailglanz eines durch die Leucht-
kraft der gelblichweissen Epidermis verjüngten und ge-

glätteten Altweiberkopfes mit einem von holbeinischer
Grösse erfüllten Persönlichkeitsgefühl, das fast schon
wieder zum Typus emporsteigt. Es giebt wenige Bild-
nisse alter Frauen gleich diesem, dessen Augen schon
wie im Erlöschen alles Lebens stehen zu bleiben schei-
nen. Einem solchen Meisterwerk suchten vergeblich
andere Bildnisse der gleichen Zeit nahe zu kommen.
Als wichtig für die Geschichte der Münchener Kunst ist
ein Gruppenbild aus der „Allotria" von Ernst Zimmer-
mann zu erwähnen. Eine Anzahl von Arbeiten Ludwig
von Hagus, der zwischen der Lindenschmit- und der
Pilotyschule steht, forderte neuerdings zur Beachtung
dieses verschollenen Künstlers auf.

In der modernen Galerie ist soeben die seit langem
vorbereitete, infolge des Krieges aber immer wieder
verschobene Gedächtnisausstellung für Philipp Helmer
eröffnet worden. Angesichts dieses Werkes, das leider
nicht vollständig aufgezeigt werden konnte, ergab sich
eine überraschende Ähnlichkeit des Schaffens zwischen
Helmer und Theodor Alt. Diese zweite Staffel des
Leiblkreises, der wir auch Duveneck zuzuzählen haben,

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