MÜNCHEN, RESIDENZ. KURFÜRSTENZIMMER, SCHLAFZIMMER MIT PRUNKBETT AUS SCHLOSS KARLSBERG IN DER PFALZ
deutschen Hofhaltung und den Machtideen eines
einstmaligen abendländischen Kaisertraumes.
Der stärkste Charakter der Gegenreformation,
Kurfürst Maximilian I. von Bayern, baut die Resi-
denz. (1602—1614.) Die „patrona Bavariae", die
an der oberitalienischen Fassade den Ehrenplatz
erhält, ist Symbol der Zeit. Größe der Herrscher,
meinung in seiner transzendentalen Gebundenheit.
Dem Fürsten ist es nicht erlaubt zu wohnen; er
hat beständig die straffste Mächtigkeit seiner Ziele
gegenwärtig zu halten. Und so die Räume, die
seiner Epoche zugehören: die Kaisertreppe als die
nobelste Treppenhalle süddeutscher Spätrenaissance,
die Stein- und Trierzimmer mit ihren von Alle-
gorien erfüllten Decken, ihren italienisch-marmor-
nen Wänden, ihrem — soweit noch erhalten —
schweren, wie für Ewigkeiten gebauten Gerät, das
inmitten der düsteren, schwer proportionierten
Zimmer schon von jeher die Pose monumentaler
Gegenwärtigkeit fand. Wären die Hauptsäle: Kaiser-
und Vierschimmelsaal (die Max IV. Josef um
1800 zu einer höfischen Empiregarnitur umbildete)
erhalten, so hätte die Gravität der „Liga" — deren
Oberhaupt Maximilian war — kein größeres Sinnbild
auf süddeutschem Boden.
Von dem relativ Wenigen, was an Austattungs-
gerät der Maximilianischen Zeit erhalten blieb, be-
deuten den stärksten Eindruck die Wandteppiche,
die der Niederländer Hans van der Biest zu Mün-
chen in der vom Kurfürsten ins Leben gerufenen
Manufaktur nach den Entwürfen Peter Candids,
des Leiters der Residenzausstellung, wob. Zwei
Serien: eine Prunkfolge mit Szenen aus der Ge-
schichte der Wittelsbacher, für die heute (so dankens-
wert ihre Vorzeigung in den Steinzimmern emp-
funden wird) kein Saal der Residenz groß genug
ist, um die vollblütige Gewalt dieser Prächtigkeit
zu bändigen; niederländische Wandbildnerei über-
tönt von einer Farbigkeit, die daran erinnert, daß
das Lokalkolorit des damaligen München noch in-
mitten spätmittelalterlicher Gesinnungen lebte. Die
zweite Folge, die Teppiche der „Grotesken", eine
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deutschen Hofhaltung und den Machtideen eines
einstmaligen abendländischen Kaisertraumes.
Der stärkste Charakter der Gegenreformation,
Kurfürst Maximilian I. von Bayern, baut die Resi-
denz. (1602—1614.) Die „patrona Bavariae", die
an der oberitalienischen Fassade den Ehrenplatz
erhält, ist Symbol der Zeit. Größe der Herrscher,
meinung in seiner transzendentalen Gebundenheit.
Dem Fürsten ist es nicht erlaubt zu wohnen; er
hat beständig die straffste Mächtigkeit seiner Ziele
gegenwärtig zu halten. Und so die Räume, die
seiner Epoche zugehören: die Kaisertreppe als die
nobelste Treppenhalle süddeutscher Spätrenaissance,
die Stein- und Trierzimmer mit ihren von Alle-
gorien erfüllten Decken, ihren italienisch-marmor-
nen Wänden, ihrem — soweit noch erhalten —
schweren, wie für Ewigkeiten gebauten Gerät, das
inmitten der düsteren, schwer proportionierten
Zimmer schon von jeher die Pose monumentaler
Gegenwärtigkeit fand. Wären die Hauptsäle: Kaiser-
und Vierschimmelsaal (die Max IV. Josef um
1800 zu einer höfischen Empiregarnitur umbildete)
erhalten, so hätte die Gravität der „Liga" — deren
Oberhaupt Maximilian war — kein größeres Sinnbild
auf süddeutschem Boden.
Von dem relativ Wenigen, was an Austattungs-
gerät der Maximilianischen Zeit erhalten blieb, be-
deuten den stärksten Eindruck die Wandteppiche,
die der Niederländer Hans van der Biest zu Mün-
chen in der vom Kurfürsten ins Leben gerufenen
Manufaktur nach den Entwürfen Peter Candids,
des Leiters der Residenzausstellung, wob. Zwei
Serien: eine Prunkfolge mit Szenen aus der Ge-
schichte der Wittelsbacher, für die heute (so dankens-
wert ihre Vorzeigung in den Steinzimmern emp-
funden wird) kein Saal der Residenz groß genug
ist, um die vollblütige Gewalt dieser Prächtigkeit
zu bändigen; niederländische Wandbildnerei über-
tönt von einer Farbigkeit, die daran erinnert, daß
das Lokalkolorit des damaligen München noch in-
mitten spätmittelalterlicher Gesinnungen lebte. Die
zweite Folge, die Teppiche der „Grotesken", eine
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