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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 20.1922

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Heft 4
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Waldmann, Emil: Paul Cézanne: zur Ausstellung im Kunstsalon Paul Cassirer
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https://doi.org/10.11588/diglit.4747#0146
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PAUL CEZANNE, AUS DER UMGEBUNG VON MARSEILLE

PAUL CEZANNE

ZUR AUSSTELLUNG IM KUNSTSALON PAUL CASSIRER

VON

EMIL WALDMANN

Große Kunst wirkt immer, wenn man wieder
vor sie tritt, ganz neu. Paul Cezanne kommt
einem heute über alle Maßen schön vor, als hätte
man noch nie Bilder von ihm hier gesehen. Es
sind Bilder, die wir kennen, nur aus deutschem
Privatbesitz und die wir oft, auf Ausstellungen
und bei den Sammlern betrachtet haben; manche
stundenlang und immer wieder, im vertrauten
Verkehr und in gemeinschaftlicher begeisterter Be-
wunderung mit diesem oder jenem Besitzer. Aber
nun, wo dieses fast halbe Hundert von gerahmten
Leinwänden vereinigt in diesem auch nicht mehr
ganz unhistorischen Ausstellungsraum hängt, steht
man wie vor einer Überraschung und glaubt, un-
sere Zeit habe Cezanne ein wenig vergessen. War
nicht der Begriff Cezanne unserer Zeit geläufiger
gewesen als die Kenntnis seiner Kunst verbreitet?

Wurde Cezanne nicht etwas oft als Ahnherr und
Dokument angerufen, als Beweis und Rechtfertigung
und Kronzeuge für kleine Dinge? Und dachte
man, wenn man aus ihm die Lehre von Kubus
und der Sphäre ableitete, auch immer gehörig
daran, wie sinnlich schön die Oberfläche dieser
Bilder ist? „Wie herrlich die Natur leuchtet," —
daran hatte man nicht immer gedacht, wenn man
den Namen nannte. Die Richtung schien, wie so
oft bei uns, wichtiger als das Bild und man hat
ja auch noch für die „Valori plastici" diesen Mann
verantwortlich machen wollen.

Daher kommt diese Ausstellung wie ein Glück.
Endlich einmal wieder schöne Bilder anstatt auf-
regender Probleme und gärender Experimente.
Man kann, sagen diese Bilder, sehr naiv und sehr
kindlich, man kann ein heimlicher Poussin-Zeich-

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