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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 20.1922

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Heft 4
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Waldmann, Emil: Paul Cézanne: zur Ausstellung im Kunstsalon Paul Cassirer
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https://doi.org/10.11588/diglit.4747#0147

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ner und ein verkappter Flächenordner sein, und
doch sehr schön, hinreissend schön in Luft und
Farbe, in Ton und Licht, und sehr, sehr empfind-
lich für die letzten und feinsten Nuancen. Neben
der funkelnden Buntheit dieser Stilleben wirkt

die ätherischeste Landschaft von Claude Monet bei-
nahe aus wie eine Ansichtskarte. Nicht, weil Cezanne
weniger impressionistisch oder weniger natura-
listisch wäre, nicht, als ob er bewußter transponiert
hätte. Sondern weil er noch mehr Nuancen in der

PAUL CEZANNE, PIERROT. AQUARELL

Matisse, der doch die reine Farbe und den Rhyth-
mus der Linie neu erfunden haben soll, vergleichs-
weise wie ein interessanter Gesangslehrer ohne
Stimme. Und verglichen mit der „Landschaft
mit der gelben Postkutsche" (doch findet man in
all dem Gelb die Postkutsche kaum), sieht noch

Farbe sah, weil sein Auge für Tonunterschiede
noch empfindlicher war, weil er den Schatten
noch naiver als Farbe im Raum empfand, und,
natürlich, weil er die Natur inniger liebte. Er hat
sich nicht den Raum zuerst konstruiert und die
Flächen geordnet (die Aquarelle beweisen es), son-

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