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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 4
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Scheffler, Karl: Neue Bilder von Slevogt [mit einem Kommentar]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0165
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MAX SLEVOGT, KIRSCHENERNTE

NEUE BILDER VON SLEVOGT

TA er Verlag Bruno Cassirer zeigt in seiner graphischen Ab-
teilung neue Bilder, die Slevogt während des letzten
Sommers in der Pfalz und neuerdings in Berlin gemalt hat.
Der Verlag ist dazu übergegangen, von einigen Künstlern,
für die er sich seit Jahrzehnten schon einsetzt, von denen
er aber bisher nur Graphik zuweilen öffentlich zeigte, auch
Bilder auszustellen. Für die im selben Verlage erschei-
nende Zeitschrift entsteht dadurch, wie die Verhältnisse in
Berlin, in Deutschland auf Grund konventionell herrschender
Anschauungen einmal liegen , eine gewisse Schwierigkeit
in der Berichterstattung. Sie muß, wie so vieles im Leben,
hingenommen werden. Im tieferen Sinne ist kein Konflikt
vorhanden. Der Verlag wird immer nur Bilder von Künst-
lern ausstellen, um deren Förderung willen recht eigentlich
die Zeitschrift gegründet worden ist. Diese Bilder nicht zu
besprechen, weil sie im Haus ausgestellt werden, wo sich
auch die Redaktion befindet, wäre Ziererei. Daß sie nicht
besser, nicht anders beurteilt werden, als wenn sie an andrer
Stelle gezeigt würden, dafür bürgt die Haltung der Zeitschrift
seit fünfundzwanzig Jahren und das Verantwortlichkeits-
gefühl der Herausgeber. Dieses war aber immerhin bei

der gegenwärtig herrschenden Freundlichkeit der Sitten ein
für allemal vorauszuschicken.

Uber Slevogts Kunst macht weiterhin ein Kollege, der
Maler Rudolf Großmann, einige Anmerkungen. Ihnen ist
im besonderen nur hinzuzufügen, daß diese Ausstellung
wichtig wird, weil Slevogt seit Jahren schon nicht mehr in
größerem Umfange ausgestellt hat, und weil die Ernte des
letzten Jahres einen ungemein frischen und lebendigen Ein-
druck macht. Die „Argentina" ist interessant durch den
Versuch, die Tänzerin in voller Bewegung zu geben. Mit
Bewußtsein ist auf schöne Malerei im Sinne Manets ver-
zichtet, um in einer mehr zeichnerisch improvisierenden
Weise eine Tanzstellung mit ihrer inneren Spannung fest-
zuhalten. Unter den neuen Landschaften frappiert der „Garten
des Künstlers" durch das stupende Können, womit ein durch
eine grüne Wirrnis führender schmaler, besonnter Weg ge-
geben ist. Die „Große Kirschernte" gehört zu den schönsten,
schwärmend gemalten Pfälzer Landschaften, die Slevogt ge-
lungen sind. Andere Landschaften mit Figuren vor roman-
tisch bewegten Himmeln und lyrisch-heroischen Bergsilhou-
etten lassen irgendwie an die Gefühlswelt des „Faust" den-

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