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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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Heft 11
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Schütz, Wolfgang: Eine Unbekannte Grabstätte in der Mark
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https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0458
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einem in den Akten gefundenen Kontrakt erhielt er 1791
den Auftrag zu zwei Monumenten für die Eltern.

Schadow schmückte die erste Nische (Abb. 3) mit einer dra-
pierten Urne, auf deren Deckel Helm, Handschuh und Schwert
die Beziehung zum Kriegshandwerk andeuten. Auf der Vorder-
seite ist ein Portraitmedaillon aus weißem Marmor, umgeben
von einem Lorbeerkranz, eingelassen. Eine marmorne Schrift-
tafel von dem Bildhauer Bettkober verkündet Namen und
Stand.

In der zweiten Nische erhielt Catharina Charlotte von Lest-
witz geb. von Treskow gleichfalls eine Urne aus grauem Mar-
mor mit einem Portraitmedaillon aus weißem Marmor. Auf
dem Deckel der Urne ist eine antike Öllampe als Symbol
der Unsterblichkeit angebracht.

wenig selbständig, bediente sich für seine Urne mit Portrait
einer Zeichnung des in Rom lebenden, seit Jahren den aus-
wärtigen Künstlern befreundeten Fr. Rehberg (Abb. 4).

Zwar war auch Schadow für die Ausschmückung dieser
Nische aufgefordert worden, erhielt jedoch aus unbekannten
Gründen keinen Auftrag. Ein Brief Schadows an die Gräfin
Charlotte von Itzenplitz gen. von Friedland vom August
1803 1 gewährt einen Einblick in die Verhandlungen.

Dieses, von Enrico Keller ausgeführte Grabmonument be-
steht aus einem Cippus mit Portraitmedaillon, umgeben von
Eichenranken und bekrönt von einer fein detaillierten Vase
mit reichem Reliefschmuck, während darunter eine Schrift-
platte den Namen verkündet. Das ganze Grabmal ist aus wei-
ßem carrarischen Marmor technisch aufs sorgfältigste gefertigt.

SP*

..V,

GESAMTANSICHT DER GRABSTATTEN IN CUNERSDORF BEI WRIEZEN

ABB. 2

Bisher war die für drei Nischen berechnete Abschlußwand
auf dem Friedhof jedermann zugänglich. Dies führte zu Be-
schädigungen der beiden Denkmale. Die Familie beschloß
daher im Jahre 1818, den Platz vor den Monumenten hinten
mit einer Mauer und vorn mit einem gußeisernen Gitter
abzuschließen. Bei jedem neuen Sterbefall sollte dann die
Mauer weiter rücken und das Gitter verlängert werden.

Als im Februar 1803 Helene Charlotte von Friedland, die
Tochter Catharinas und Schülerin Thaers', starb, erhielt durch
Wilhelm von Humboldts Fürsprache der in Italien lebende
Bildhauer Enrico Keller den Auftrag, das Grabmal zu errich-
ten. Calame fügte ein drittes Paar Säulen" hinzu. Keller,

1 Siehe Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Branden-
burg „das Oderland", Aufsatz über Albrecht Daniel Thaer.
Hierzu eine schöne Zeichnung in den Gutsakten.

Eine sehr schöne Zeichnung dieses Monuments befindet
sich in den Gutsakten zu Cunersdorf2.

Die dritte Erweiterung der Mauer erfolgte durch Bauin-
spektor Cantian3 im Jahre 1835 und umfaßte weitere vier
Nischen.

In chronologischer Reihe folgte nach jahrzehntelanger Pause
das künstlerisch hervorragendste Monument für den 1834 ver-
storbenen Grafen von Itzenplitz von Rauch, während die
Ausführung in den Händen des Steinmetzmeisters Trippel'

Der Brief befindet sich gleichfalls in den Gutsakten.

Die Gutsakten wurden mir durch die große Liebenswürdigkeit
des jetzigen Gutsherrn, Herrn Major Dr. von Arnim, zugänglich ge-
macht.

Cantian ist bekannt durch seine große Granitschale vor dem
Alten Museum.

4 Trippel ist durch den Bau der Orangerie in Potsdam bekannt.

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