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Kladderadatsch: Humoristisch-satyrisches Wochenblatt — 3.1850

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Hefte 48-52, Dezember 1850
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1S8

Feuilleton

Dir Flucht aus Spandau.
Sittenbild au« dem I8ten Jahrhundert.
I.
Es war im Herbst des Jahres 1777.
Aloh« — sagte der Banquier Wcrthcr von Werthburg zu seinem
ältesten Sohn — gehe in'S Comtoir und mache die Bilanz der englischen Er-
pedition, ich will doch sehen, welche» Gewinn uns das Unternehmen gebracht.
Nach einer Stunde kehrte Aloys zurück und brachte dem Vater die Rech-
nung. Da« Vermögen de« Millionärs war durch die erwähnte Handclsspecu-
lation um Hundcrttauscnde vermehrt worden.
Der Alte nahm die Papiere, durchflog ihren Inhalt und legte fic mürrisch
aus das Pult. Freut cs Sie nicht, Vater, Ihre Hoffnungen so außerordentlich
übertroffcn zu sehen? fragte AlohS.
Freude ist aus dem Wörterbuche meines Lebens gestrichen — verfehle
Werther — was könnte mich noch freuen! seitdem Göttlich spulen muß!
„Und würden nicht 10,000 DoppellouiSd'orS 10,000 Säbel strecken? Und
es find nur Zwei, die sein Elend bewachen. Gold! Vater! Gold! Und die
Schlösser seines Kerkers werden springen!"
„„Höre Junge — rief der Alte — das hast Du nicht aus Deiner Mcn-
schenseelc hcrvorgeholt! GoldI Wer blies Dir da« Wort ein? Ja Gold! muß
ihn rette», erlösen.""
Am andern Tage reiste Alops Wcrthcr von Werthburg mit
50,000 Thaler Preußisch Courant nach Spandau.
II.
ES war an einem stürmischen Octobertage desselben Jahres.
Da, wo die Spree und die Havel zusammenfiießen — am Saume des
GrunewaldeS — ohngefähr 875 Schritt vom Spandauer Bock — steht ein
einsames Gebäude.
Jetzt schlug die Glocke de« Charlottenburger Schloßthurms 8 Uhr.
Da nahten vier männliche Gestalten von verschiedenen Seiten.
Ist er ex? fragte die Eine.
Er ist ex! sagten gleichzeitig die drei Anderen.
Und was gabst Du dem Mann, der den Wagen in Bereitschaft gehalten?
fragte Aloys den Ersten.
Denn der Fragende war Aloys von Weither und kein Anderer.
Er hat mir da« Geld in's Geflcht geworfen! — lautete die Antwort.
Und was gabst Du den, Wirth, der alle Vorkehrungen zur Flucht geleitet?
fragte Aloys den Zweiten.
Er hat mir das Geld in's Gesicht geworfen! — lautete die Antwort.
Und was gabst Du den Soldaten, Schließern und Gefangenwärtcrn? fragte
Aloys den Dritten.
Sic haben mir da« Geld in's Gesicht geworfen! — lautete die Antwort.
So ist meine Mission vollendet! sprach Aloys und sä'lug sich seitwärts in
die Büsche.

Ein Vertrauens-Votum.
Laßt immerhin die Presse dräu n und schmähen.
Es gicbt Millionen doch, die überein
2» Wort und That mit Eurem Trachten stimmen.
Der Troß, der kampfcSmukhig immer schreit:
„Es sei des Lande« Ehre jetzt verloren!" —
Raubt nichts Such von dem Kranz des hohen Ruhm«,
In dem Ihr strahlend auf die Feinde blickt.
Schöpft aus dem Dank der Besten in dem Volke
(Treu, unverbrüchlich hängen fic an Such!)
Erhabnen Muth, der Such zu Allem fähigt!
Schafft Frieden uns, und kost' er wa« er wolle.
Nicht laßt Euch mit dem Worte „Ehre" kirren.
Unsinnig Wort! Ihr kennt die Dinge besser;
Reicht hin die Hand, gebt nach, gebt nach in Dresden.
Nehmt die Bedingung an, die man Euch stellt,
Ihr wisset „unsre Ehre!" schon zu wahren.
Cabalcn dürft Ihr ruhig nur ertragen.
Hell strahlet Euch der Stern der Volksgunst doch.
Tobt auch der Gegner Wuth, die schwach zerschellet.
Wohlan, geht muthig fort auf Eurer Bahn,
Ausdauernd, denn das Volk steht hinter Euch!
Heil dreimal Euch! Ihr Herrn und Eurem hohe» Streben.
Ruhm muß es unserni Land, und Euch den Lorbeer geben!

Welche Achnlichkeit hat da« Fürsten-Collegium mit dem ewigen
Juden?
Es ist zum ewigen Irren verdammt, weil e« nicht leben und doch auch
nicht sterbe» kann.

Während viele Deutsche Regierungen ihre Schulden an die Statthalterschaft
der Herzogthümcr Schleswig-Holstein noch nicht bezahlt haben, hat, wie die Zeitun-
gen berichten, in Altona ein armer Schneil-Läufer schon zwei Mal
eine» Schnell-Laus zum Besten der Schleswig-Holsteiner veran-
staltet. — Möchten doch so manche, namentlich von den kleineren Deutschen
Fürsten ditseni edlen Beispiele recht bald nachf-lgen!

Aus unserer Anthologie der Ankunft!
Wenn man vielleicht bald selbst das nicht mehr wird schreiben dürfen,
„daß man eben nicht mehr schreiben darf", so wird man weniger
schreiben und mehr gelesen werden, als zur Zeit, wo man mehr schrei-
ben durfte! — „Da is gar nischt zu machen, sagt Schnitze!"

III.

Der neu errichtete Circus soll mehr als 15,000 Personen fassen.

„Hier sind >19,995 Thaler und 20 Silbergroschen retour!" sagte Aloys zu
seinem Vater, als er einige Tage »ach dem zweiten Capitcl zurückkchrte.
„„Und die fehlenden 4 Thaler 10 Silbergroschen?""
„Hat die Befreiung Gottlieb'S gekostet!" — sprach Aloys.
„„So ist denn die Billigkeit im Menschengeschlcchtc noch nicht auSge-
storbcn!"" — sagte der alte Wcrthcr und faltete die Hände.
„Nein, — erwiderte der Sohn — für „thcure Zwecke" sind die
Menschen zwar nicht feil — aber wohlfeil!"
Gott sei Dank für diese Wendung, — schloß der Verleger des Kladdera-
datsch — denn ich glaubte schon, daß die Nummer consiscirt werden könnte.

Moral.
Der vernünftige Mensch schreibe so, daß ihn der Staats-Anwalt für
blödsinnig erklären muß!
Kladderadatsch.

I», Jahre 1848 ging man mit dem Plane um ein kolossales Club - Haus
! zu bauen, die Kosten konnten jedoch nicht aufgebracht werden.
_
Eine Versammlung von 1200 Personen läßt sich nicht leicht auflösen. „Da
iS jar nischt zu machen, sagt Schnitze!"

Kurz vor der Julircvolution war die Th e a ter-Ce U für in Paris
außerordentlich streng. Da betonten die Schauspieler Stellen wie:
„Es ist schrecklich schwül!"
„Es wird bald ein Donnerwetter geben!"
„Wir bekommen nächstens schöne Tage!"
und das Parterre wüthctc minutenlang Beifall. „Da iS jar nischt zu
> machen!" sagt Schnitze.


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