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O^ZJil der Neujahrsnacht. ATI

ES saßen der Freunde mancherlei beisammen am Kohlenbecken, sie wollten auS frisch gegossenem Blei der Zukunft Formen ent-
decken. — Rasch schmolz daS Metall, und Einer sprach einen Zauberspruch dazwischen und ließ da» Blei in Tropfen gemach in daö Wasser
hernieder zischen. — Laßt sehn, ob der Guß gelungen sei — so riefen die andern Genossen — laßt prüfen am schimmernden SchicksalS-
blei, für wen und waS wir gegossen!

Ei seht: 'ne Wiege, ein Kindlein darin, daneben ein Storch, ein langer! DaS schicken wir schnell nach Frankreich hin, daS
mit großen Gedanken schw —

Zwei Herzen, verschmolzen, doch nicht gar fest; daS Band hat schon gelitten! Wenn sich daS Ding verpacken läßt, so schicken
wir'S dem Briten.

Ein Angelrütbchen, ein Stockfisch dran, an zarten, glitzernden Fäden-für wen die« Ding wohl passen kann? — Ich

bächt', wir schicken'S nach Schweden!

Seht diesen Pantoffel, den wir sofort an Oestreich senden müssen; man weiß die Gabe zu ehren dort, man wird den Pan-
toffel küssen.

Doch waS ist daS? ES gleichet fast 'nein Kätzchen mit Kastanien! Wenn daS nicht für Sardinien paßt, so paßl'S vielleicht

Wer will in Cassel für dieses Stück wohl sein der Ueberbringer? — Ein Kasten ist's voll Silberblick, darauf zwei lange

Seht, waS ich ziehe jetzt heraus! Beim heil'gen Elemente-der Börsenmänner Augenschmaus — die Waffenstillstands - Ente!

Noch Eins! cs schau, mir a»S gerad' wie eine Schlummermütze. Wer sagt mir, welchem Deutschen Staat dies Ding
wohl sitz' und nütze? —

Nun sind wir fertig! Aber nein — schaut her, noch eine Perrücke! — Dem Magistrat soll gewidmet sein dieS Letzte der

' «laMnaSatfd,.

Feuilleton. §§»-

Dü gögenwörtüge polütische Sage Europa'» kommt mür vor wü dü
gögcnwörligc Eunrüchtung de» BallStlc» „Balanda." WaS
früher als Schlußakt gölten sollte. »Smlüch bü ArüdenSbedün-
gungen, würd allcwculc nur als Dorspül benutzt.

Zwickauer, cun Lübhaber de» Tanze«.

Wir sind mit dem Antrag- de» Abgeordneten Diergardt ganz einver-
standen. Mit der Einführung de» TabakSmonopol» werden auch die Wol-
kcn an unserem Horizont verschwinden.

Die Rauch- und Frauenzimmer de«
Preußischen Staat«.

Die Londoner Illorning Post wirst in einem nicht ganz kleinmäulig
gehaltenen Artikel die Aeußcrung hin, daß „Berlin leichter zu erreichen

Die Wahrheit dieser Behauptung dürste unter gewissen Voraussetzungen !
ziemlich unbestreitbar erscheinen. E« fragt sich dabei nur l) welchen Aus-
gang man nimmt, und 2) ob man vielleicht Einen findet, der Einem
die Wege weist.

Die Endesunterzeichneten müssen der Morning Post bezeugen, daß auch
sie bereit« die Bemerkung gemacht haben, daß Berlin leichter zu errei-
chen sei al« Moskau.

Die vereinigten Milch Kannengießer au«
Schönebcrg, Steglitz, Pankow, Stra-
low.Trcptow.Charlottcnburgunddem
zweimäuligen Umkreise.

In Nr. 301 de« vorigen Jahrgang« der Vossischen Zeitung (dritte
Beilage, S. 6) befindet sich folgende Anzeige: „Gefahrlose Kinder-
Tuschkasten in allen Größen empfiehlt al« Weihnachtsgeschenke die Farben-
fabrik von I. C. Manteusel. Ritterstraße 59."

Wir glauben, diese bürgerliche Gabe au« der Ritter-Straße
allen guten LandeS-Kindcrn bcßten« empfehlen zu dürfen, welche Lust ver-
spüren, sich die Bilder unserer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunst auf
„gefahrlose" Weise auszumalen. Gleichzeitig können wir versichern,
daß die einzige Gefahr bei der Anwendung dieser gefahrlosen Farben
darin besteht, daß höchsten« hier und dort einmal etwa« vertuscht wer-


Auch wir sind
it der Regierung :
:rben müssen.

3er Ansicht, daß diejenigen Blätter, die bisher noch
nabhängig waren — schleunigst aufgeraucht

Die Tabaksspinner der Oderzeitung.

AuS Rom wird unter dem 17. Dccembcr berichtet, die bereits errichtete
Guillotine sei wieder abgetragen. O, wären wir doch auch erst

Die übrigen Schulden de« Kirchenstaates.

Ernst Moritz Arndt schlägt in der Kölnischen Zeitung vor,
„zwei Namen zu ändern." Statt der allgemeinen Bezeichnung „Ab-
geordneter" wünscht er, da jetzt der Name „Landtag" osficiell geworden,
die Benennung „Landbote" eingesührt zu sehen. Ferner findet er die Be-
zeichnung „Neu-Vor-Pommern" verkehrt und schlägt deßhalb die Weg-
lassung de« Zusatzes „Neu" vor.

Gegen den ersten Vorschlag, die Einführung de« NamenS „Landbote'
haben wir zunächst da« cinzuwcnde», daß von einem Boten immer vor-
ausgesetzt wird, daß er geschickt sei, waS bei einem „Abgeordneten"
durchaus nicht immer nothwendig erschein,. Den zweiten Vor-
schlag, „Neu-Vor-Pommern" betreffend, würden wir auS Gründen der
Symmetrie gern zurückgewiescn sehen, da wir erfahren haben, daß man
damit umgehen soll, die bisherige Dessauer Straße und wa» drum
und dran liegt, von jetzt ab „Reu-Hinter-Pommern" zu be-
namsen. _

Der „Publicist" berichtet, anknüpfend an die in Köpenick in letzter
Zeit mehrfach vorgckommenen frechen Diebstähle, daß ganz Köpenick nur

einen Nachtwächter besitzt.

Wenn dies wirklich wahr ist. so finden wer eS auch ganz '» der Ordnung,
daß die nächtliche Sicherheit de« Eigenthum« ,n Köpenick unter
dem Nachtwächter ist. -_

Aus Wien schreibt man der Vossischen Zeitung, daß gelegentlich
der demnächst zu eröffnenden Zollverhandlungen ^/"^mW'mzoll uch
der „Hader-Zoll" besprochen, und dessen Herabsetzung bean g

'°Crb«cibtr ist unter dem „Hader-Zoll" hier nicht der

gemeint, welcher diesen Namen mehr al« ,eter andere Hund-

bereit« mehr Hader als um irgend einen S-w-l-n >st- näml--b

Zoll. ES handelt sich hier nur um den ganz gewöhnlichen ^r>

und leine Herabsetzung ist nur ein Zugeständnis daß ^

die Beförderung de» davon betroffenen Artikel« kün,ng

wohlfeiler als bisher gemacht werden soll.
 
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