Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kladderadatsch: Humoristisch-satyrisches Wochenblatt — 10.1857

DOI Heft:
Hefte 26-30, Juni 1857
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2238#0101
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Berlin, dm 7. Juni 1857.

10. Jahrgang.

' ' \Jf <

Nr. 2«.

^ikeloerse für

ö.

Die alte Leier klingt sehr kläglich.
Landbcte kriegt drei Thaler täglich.

M.

In Montenegro herrscht jetzt Gram.
Lin Menschensrefler wird auch zabm.

sr.

Neapel lebt stets in Gefahr.

Ob Nero ein Despot wohl war?

O.

Dem Orient thut Bildung Noth,

Da« Opium bringt dem Briten Brot.

die nächste Woche.

P-

Die Presse spricht jetzt nur bub rem,
Ein freier Mann war Marquis Posa.

Q.

2n Quarta liest man den Cornel,

„Des Hirsche« Flucht" schrieb Rhyno Quehl.

R.

Der Ritter trug ein Stahlgewand.

Der Rückschritt Krebsgang wird genannt.

Die Schweiz ist gar ein schönes Land.
Der Schwabe auch bekommt Verstand.

Kladderadatsch.

5) u m o ii st i |c(j stil i) r i sch es Wochenblatt.

noch sollen wir schaffen und arbeiten, und am siebenten soll — Alles ruinirt werden? Denn schreiben wir nicht beut den 6. Juni, und
ist nirbt der

13. Juni 'CR

der Tag, an welchem in Folge der Ultimo-Regulirung der ganzen Naturgeschichte die Actien des großen Credit mobilier, „Welt"
genannt, fallen und alle Geschäfte ruhen und geschlossen sein werden?

11?ie sollen mir fertig werden

mit aller Arbeit, die uns bis dahin noch obliegt? WaS haben wir in diesen sechs Tagen nicht Alles noch zu schaffen und zu vollenden? Wir
müssen den Neuenburger Tractat unterzeichnen und die Dänische Note beantworten. Wir müssen unS in Frankreich der unein-
geschränkten Wahlfreiheit bedienen und unseren schwachen Magen im Brunnengarten hinreichend stärken. Wir müssen die Bel-
gische W.ohlthätigkeitSfragc in Ordnung bringen und den Sand, der uns täglich in die Augen gestreut wird, durch Beschaffung
einer genügenden Anzahl von Sprengern bekämpfen. Wir müssen der Freigebigkeit des Englischen Unterhauses eine Dank-
Adresse votiren und Marie Seebach zum Beßten der Alterversorgungs-Anstalt „Persevantia" spielen sehen. Neapel ist noch ni cht
ganz glücklich, das Königsstädtische Theater in der Münzstraße ist noch nicht ganz fertig, Deutschland ist noch nicht ganz
einig, Coburg und Gotha sind noch nicht zusammengeschlagen, das Parktheater hat noch kein Glasdach, und Pierer'e
Universal-Lexikon ist erst bis „Anemone" neu erschienen. Und das Alles sollen wir besorgen in

Qgg sechs Tagen, ZgD

einer Frist, welche zur einfachen Erschaffung der Welt nur knapp, zur Abwickelung so complicirter Angelegenheiten aber in keiner Weise auSzu-
reichen im Stande ist.

Gestützt auf unsere bisherigen Erfahrungen eines geregelten Geschäfts in den Büchern der Wellordnung, sind wir daher überzeugt, daß
am 13. Juni Nichts untergehen wird als — die Sonne, welche am 14. Juni wieder aufgehen wird, um die Thorheit dieser Narrenwelt
lacbend zu beleuchten. Weil man aber doch immer nicht wissen kann, wie eS kommt, so wollen wir, unserer Pflicht getreu und gewohnt, bis zum letz'
ten Augenblicke auf unserem Posten zu stehen, zur Beruhigung ängstlicher Gemüther unsere nächste Nummer statt vom R4 schon vom

13. Juni 3©^

dattren und dieselbe bereits am nächsten Freitag ausgeben, damit unsere Abonnenten auf ihrer etwaigen Reise in daö chaotische Nichts
einer blauen Unmöglichkeit doch einer unterhaltenden Eisenbahnlecture nicht ganz entbehren und die Prophezeiungen deS biederen Pater Jose-
dlnis sich doch in einem Sinne wenigstens erfüllen mögen. Gibt es keinen großen allgemeinen, so gibt eS am 13. Juni doch jeden-
'alls den landesüblichen Berliner —

'


Kladderadatsch.

Nr. 27 erscheint Freitag, den 12. Juni.
 
Annotationen