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Kladderadatsch: Humoristisch-satirisches Wochenblatt — 22.1869

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Hefte 6-10, Februar 1869
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Jtr. «. Serliu, den 7. Kbruar 1869. XXII. Jahrgang.

CarnevaWscher

Montag, den 8. Februar.
Rappelt und krabbelt und zappelt, Narren,
Rüttelt euch, schüttelt euch, wies gefällt —
Narrheit nur regiert die Welt.

Dienstag, den 9. Februar.

&t gibt jetzt viele Narren, die da glauben,
<SS bringe Beßre Zeit die nächste Stunde.

Mittwoch, deu 10. Februar.

Ach wir armen Narren hoffen stets und
harren,

Daß der Freiheit Mvrgenrcth beginnt;
Dürfen doch kaum sagen, daß . . .

Machenbakender.

Donnerstag, den 11. Februar.

Müßt ihr vor großen Herrn euch beugen,
Lebt ihr sie täglich höher steigen,

Weist man euch ab, läßt Narren vor —
Laßt sie nur Reverenzen machen!

Freirag, den 12. Februar.

Unser Herrgott muß endlich selber darüber

Mail die Menschen für närrische Dinge
thun machen.

Sonnabend, deu 10. Februar.

Ich bin der Fürst von Thoren,

Zum Scherzen auserkoren,

ER, SIE, ES sind erschienen,

Mich fürstlich zu bedienen.

Kladderadatsch.

Humoristisch - salyrisches Worfjenfifatl.

FastilächtlicherBericht über Carnevals-Unterhaltuiigeii am hcrrenhüuslicheKerd.

(Zur Bclchrung für Narren und Solche, dir cs wrrdrn wollen.)

clch ein Spektakel dort im Herrenhause?

Thalia, Du, de»' heitern Sange»' Mause,

Geh. sattle mir — der Lärm läßt mich nicht schlafen —
De» Pegasus, den feur'gc» Hyppografe»,

Doch fottT ihn mir verkeh rt zum Narrenritte
2n die Ronianlik der Budget-Dcbittel

Ten Anfang machte, laut und immer lauter.

Herr von Kleist-Retzow als Berichl-Erstauter,

Als welcher da»' Gesetz in Bausch und Bogen
Er zu genehmige» hat an ge trogen.

Nur „zur Beruhigung seiner Freunde" fügt
Er noch hinzu, daß gar nicht»' Schlimme»' lügt
In dem Artikel II und der Erklärung,

Tie in dem andern Hanse die Regärung
Gegeben Hab' hinsichtlich der „Entlastung".

Und die die kleinen Herren so in Entrüstung
Versetzt. Zwar unnütz, ein „Supcrfluum"

Sei dieser Paragraph und „»beginn».

Doch eben sonst nicht allzu schädlich weiter;

Auch müsse man da»' Haus der Voltsvertreiter
Nun schon ertragen, sei'»' auch eitel Dunst.

Gleichwie ein Mann sein schlvaphaft Ehgcspunst!

So sprach Kleist-Retzow mit beredtem Munde,

Und all' die Herren klatschten in die Hunde.

Darauf ward speciell zu dem Budgette

Gelenkt durch Herrn von Raabc die Drbette.

Nachdem Graf Rittberg und Herr Wolfs 'ne kleine

Rede geredet, stieg auf die Tribeine

Nochmal»' Kleist-Retzolv, durch de»' Munde»' Schleusen

Entleerend seinen grollersüllten Brusen

Auf»' Deficit, die Volksvertreter und

De» Reichstag sowie aufs Jollparlamnnt,

Nach denen er mit lustgen vieben haute.

Ein tapferer „Zwickmühlen"- Do» Onischaute.

Als gegen ihn Herr von der Heydt und Mölle
Erschöpf, der finanziellen Weisheit Folie,

Wie»' Herr Sen ft - P i l sa ch »ach mir frommem Grimme.
Dag alle»' liebe! nur vom Landtag kininir
^a>' Deficit, die wachsende Verarmung
Des Laiidmanns wie die mangelnde Bcscliarmnnq
Ehristltchcr Schulde» — sei'»' geklagt dem Himmel!

Daß ictzt der Grundbesitz lvie frische Simmel
Verkauft wird, daß die Staatsschuld täglich schwillt.

An allem dem ist nur der Landtag Scliild!

Wer wird die „fast zehntausend Thaler thcnrcn
Vier Foliobände Rechnungen" studeureu?

Für diesmal will er fürs' Budget noch stimmen;

Doch künftig könnt' eS leicht ganz ander»' kimmeu!

So sprach Senft-Pilsach mit beredtem Munde,

Und all' die Herren klatschten in die Hunde.

Nach Herrn von Below, Uhden und Camphausen —
Tie beiden Letzten wegen ihrer, lausen
Stimmen nicht recht verständlich — nahm das Wort
Ter Herr Justizminister Leonhordt,

Als de»' Gesetzes höflichster Vertreter
2n Angelegenheit der „Hilfsarbecter",

Tie er prei»'gab, ersetzend ihre Stelle
Durch ständ'ge Räth' am Obertribunelle,

Das Letztre schützend, wie er es wohl müsse,

Vor „Diskussion" im Hau»' und in der Prüfse.

Da öffnet die sonst fest geschlossne Klappe
Der Lippen Erministcr Gras zur Lappe,

Ten Amtsnachfolger — weh! ihm wird schon bange —
Kühnlich angrcifend mit beredter Zange.

Nachgeben sei, da»' lehre die Erfahrung.

Die schlimmste Politik für die Regärung;

Und wer schon „Discussionen" scheue» ivollc.

Der seh' bei Zeiten zu, daß er nicht solle!

So sprach ec lächelnd mit beredtem Munde,

Und all' die Herren klatschten in die Hunde.

Draus blies Lord Hasselbach die Lärmposauncn
Zu Gunsten ein'ger Resolntiaunc».

Zwar der Minister, der nach ihm gesprochen.

Hat mit einer „Ohrfeige" sic verglocheu.

Dem Freund gegeben, dem ins Ohr mau raunt:

„Es war ja gar so böse nickt gemannt!"

Allein Herr von Kleist-Retzow klimmt, nicht faul.

Ans die Tribüne jetzt zum dritten Maul,
lind angenommen in loyaler Weise
Ward die Resolution vom Herrenheisc.

Trans Kleist zum vierten — doch genug! genug!

'S ist Fasching — sonst hat'»' weiter keine» Zwnck.

Kladderadatsch.

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