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Kladderadatsch: Humoristisch-satirisches Wochenblatt — 30.1877

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Hefte 6-10, Februar 1877
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https://doi.org/10.11588/diglit.2259#0055
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23

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das Höllenthor
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,Bravo" hineingegröhll.

- Rickert ward gewählt

schon zum Hauen
at sich mit Grauen
Lippstadt still gedräL
ichl er: „Daß miß g^
mit ganzen Knochen,

> mir kaum versprochen!
rt, die hat eine Art,
onst geboren ward!
vor Angst die Glieder -
nmal und thu's nie wie!«!

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erlicher Art

iQt der Kirche Satzung,

, manchen Tag hindurch
thaten nächtig

,e von Brennabor!

: als wie Fürsten

»dankbar Geschlecht!
dem Einen billig,

Müller. Also die Theater machen alkeweile so'ne schlechte Jeschäfte?
Schnitze. Ja; die Zeiten sind zu schlecht, und die Einnahme von
Sonntag muß die janzc übrige Woche decke».

Müller. Na, ich weeß »ich: ich bin nu schon n' Paar Mal ins
Residenz-Theater jewesen, und zwar in die Woche, und sie haben jedes-
mal »' volles HauS jehabt.

Schnitze. Ja, des iS ooch janz was anderes: da is alleweile alle
Tage Sonntag.

Müller. Ja, den» freilich is es keen Wunder!

Aus unverbürgter Quelle erfahren wir das Programm der Petitionen,
welche die social-demokratische Fraction im Verlauf der Reichstags-
Verhandlungen einzubringen gedenkt. Wir heben aus dem sehr inter-
essanten Schriftstück folgende charakteristische Puncte hervor:

1. Die Gasbeleuchtung des Hauses ist durch Petroleum zu ersetze».

2. Bei festlichen Gelegenheiten wird mit rothen, statt mit schwarzweiß-
rothen Fahnen geflaggt.

3. Am Buffet darf nur pfälzer Kraut geraucht werden.

4. Neben der Diplomatenloge sind zwei internationale Arbeiter-
logen zu errichten.

5. Sommersitzungen werden in Hemdärmeln und eventuell phrygi-
schen Nachtmützen abgehalten.

6. Entstehende Differenzen sind nur mit den Waffen des Herrn Tölcke
auszufechten und zu diesem Behuf

7. die betreffenden Sitze der äußersten Linken in Stühle mit abnehm-
baren Beinen zu verwandeln.

Zn Senner Durchlaucht döm Hörrn Reuchssianzler.

Wü üch neulüch ün düsem Stuttgarter Tagblatt ßu lösen Ge-
lögenheut hatte, betrögt das neu ausgeprögte deutsche Gold alleweule
dü nötte Kleunügkeut von 1,854,059,359,62 Reuchsmark. Somit kömcn

43 Reuchsmark 39 Psönnige. Sogleuch üch jötzt gerade ßur Steuer-
ßahlung für meunem Theule dü geeugnetste Verwöndung habe, nöhme
üch mür dü Freuheut, meunen Antheul auf Uehnen nach Sücht ßu trassüren,
womüt mür dnser Gögenstand für meunem Thenle am eunfachstcn geordnet

lönß Camphanscn neulüch eungestand, dü Fünanßen alleweule nncht
möhr so flott sünd, wü daßumal, wo wür noch hcudenmöhig vül Göld
hatten. _Zwicka.ucr.

Zur Reruhigung.

Die National-Zcitung hat die Gefälligkeit gehabt, in ihrer letzten
Sonntagsnummer den Leitartikel unserer letzten Nummer, mit einigen
Bemerkungen versehen, abzudrncken.

Indem wir unsere verehrte Collegin und Nachbarin wegen der Gefahr
der „Ansteckung" beruhigen möchten, wollen wir ihr unsere Anerkennung
nicht versagen für die Hochherzigkeit, mit welcher sie das Beispiel Friedrichs
des Große» nachzuahmen versuchte, der bekanntlich einen gegen ihn ver-
öffentlichten Angriff ebenfalls an einer etwas niedrigeren Stelle aus-
hängen ließ.

Zn Herrn I)r. Virchow.

Virchow, warum Keil mit Keil, Haß mit Haß vergelten? Und warum
sich ärgern, weil Andre „Schelm" dich schelten?

„Schelm" — o Doctor, glaube mir — „Schelm" ist kein Blume;
nein, dies Wort gereicht zur Zier, ist ein Ehrenname!

Lust'gen Schelm will Jeder gern sich zum Freunde halten; Amor
auch, de» kleinen Herr», nannten „Schelm" die Alten.

In Respect steht hier und dort er bei Mann und Frauen: Schelmen —
sagt der Feigen Wort — ist ja nicht zu trauen!

Schreiben könnt', dem Schelm zum Preis, ich manch fein Capitel: wo
kein Weiser Rath mehr weiß, weiß der Schelm noch Mittel.

Wo die Pred'ger der Vernunft sind verdammt zum Schweigen, darf die
brave Schelmenznnft frei die Wahrheit geigen.

Heil dem Mann, der schlau verschmitzt weiß den Feind zu packen, und
von dem man sagt: es fitzt ihm der Schelm im Nacken!

Schelm, der mehr gibt als er hat! Darf zum Bürgerthume er nicht
sprechen frei vom Blatt, spricht er durch die Blume.

Und ein Schelm ist der Humor, und bei Hoch und bei Nieder findet
stets er willig Ohr für die Schelmenlicdcr.

Noch manch lusttg Schelmgedicht hoff' ich fei» zu schweißen. Drum,
o Virchow, grolle nicht, wenn sie „Schelm" dich heißen.

Der TTTeCtuntergang.

Und siehe da, über 6000 Jahre wird die Zeit erscheinen, so der Astro-
noin Falb aus Wien vorausgesagt hat im großen Saale des Hotel de
Rome. Und der Weltäther, in dem die lieben Sternlein so lange schwebten,
wird seine Spannkraft verlieren, also daß er nicht mehr halten kann die
Körper, so in der Luft kreisen. Alle Planeten und Fixsterne aber, obgleich
sie viel vertragen können, werden, a'ngeäthert, wie sie sind, endlich das Gleich-
gewicht verlieren und von der ihnen durch die Himmclspolizei vorgeschriebenen
Bahn abweichen.

Alsdann wird ein großes Getümmel entstehen. Der Mond, der grobe
Gesell, der Jahrtausende lang die arme Erde listig umkreiste und ihr aller-
hand UebleS zufügte, wird sie anrempeln und über den Haufen rennen, also
daß sie einen Axenbruch erleidet und in die Tiefe fällt.

Der Gürtel des Orion wird sich um den schlanken Leib der Venus
legen und Saturn ihr den schönsten Ring an den Goldfinger der rechten
Hand stecken.

Der Sirius oder Hundsstern wird der Sonnezu nahe kommen, durch
die Hitze toll werden und den Stier in die Beine beißen, also daß er vor
Schmerz die ganze Ebene der Ekliptik, die sich ihrer Schiefe wegen schon
vorher nur mit Mühe halten konnte, sammt den Sternbildern mit seinen
Hörnern aus den Angeln hebt. Darüber wird die Milchstraße sauer

Alsdann wird die ganze Himmelsmenagcrie lebendig: Löwe, Delphin,
Scorpion und Krebs, der große und kleine Bär, alle werden übereinander
herfallen und einen großen Kampf veranstalten, bis Hercules ein Einsehen
bekommt und das ganze Thierreich mit seiner Keule todtschlägt.

Und die Jungfrau, die sich kotz der Schiefe der Ekliptik, auf der sie
so lange lief, immer noch vor dem Fall bewahrt hatte, wird bei ihrem
Sttirze die Leier ergreifen und so verlockend singen, daß die ganze Herren-
welt deS Sternenhimmels, Schütze, Wassermann, Perseus u. s. w., ja
selbst die unschuldigen Zwillinge, von wildem Weh erfaßt, ihr »achstürzen.

In der Milte aber wird die Sonne stehen und sich krank lachen über
denWeltenkrach, den sie veranstaltet, und wird so lange lache», bis sie zum
ersten Mal in ihrem Leben sich um sich selber dreht. Dann wird sie große
Feuermaffen hinabschleudern und das ganze Weltcnsystem in Brand setzen,
also daß es zu Asche wird. Ans der Asche aber wird ein neues Geschlecht
erstehen, das zweite seit Adams Zeiten, mit neuen Thorheiten und einem

In unserem Berlage erschien so eben und ist in allen Buchhandlungen und bei allen Eisenbahnbücherverkäusern zu haben:

HmariAsch-satirischer Ms-Kalender des Kladderadatsch snr 1877.

Mt Beiträgen von E. Dohi», I. Trojan, I. Stettenheim u. A.

Jllustrirt von W. Scholz u. A.

XXVIII. Jahrgang.

Preis 1 Mark, i

Gegen Einsendung v
e« (excl. 1856, der gänzli

Die Verlagshandlung deS Kladderadatsch.

>ert. — Die srüher erschienenen Jahrgänge deS Kalen

A. Hofmann & Comp, in Berlin W., Kroncnstraße 17.

Hierzu drei Beiblatt

Wir bitten, die Beiblätter zu beachte».
 
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