Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Krrefkasten.

Aachen. Bl.: Etwas fast Unglaubliches an
Naivetät I?) enthalten die „Sonntagsblumen"
(Nr. 34) Sonntagsbeilage zum ultramontanen
„Echo der Gegenwart". Unter dem Titel „Tages-
sprache aus dem Kalender" finden wir Folgendes:
„Montag. 24. August. In der Nacht des Bartho-
lomäustages von 1572 fand daS unter dem Namen
„Bluthochzeit" bekannte Gemetzel in Paris statt.
Jetzt streiten die Kulturkämpfer nicht mehr mit
blutige» Waffen, aber mit Hinterlist und „gesetz-
mäßigen" Gewaltthate». Haben unsere Vorfahre»
den offenen Kampf bestanden, so wollen wir auch
in dem unblutigen Kampfe unseres Glaubens uns
würdig zeigen."

Achcrn. vr. S.: Recht intereffant, besonders
für Mediciner, ist folgende Anzeige, welche sich in
der „Berliner Klinischen Wochenschrift" Nr. 33,
findet: „Die Stadt Frankenau (Reg.-Bcz. Kaffei)
sucht zum I. Januar 1886 einen tüchtige» Arzt,
evang. Confession, Gehalt per anum 600 Mark."
Zum Glück ist es nicht sehr viel, was dem ver-
langten Arzt auf diesem ungewöhnlichen Wege
beigebracht werde» soll.

Alsfeld. R.: Läßt sich vielleicht vcrwerthen ;
darum besten Dank!

Berlin. S. u. v. F.: Sehr passend allerdings,
daß, wie die „Colonialpolilische Cvrrespondcnz"
berichtet, die Ostasricanische Gesellschaft beschlossen
hat, ihre gesellige» Zusammenkünfte in der Mohrcn-
straße (Berlin W.) abzuhalten. Ihr würde sonst
nur noch die Koloniestraße (Berlin dl.) übrig
bleiben.

Bielefeld. F. C.: Unleserlich.

Calcutta. Schröder, Smidt u. Co.: Die
Anerkennung, die wir froh empfahlt, — hat unserm
Herzen wahrhaft wohlgctyan.

Dessau. ».: Sehr schön heißt es in einem
Roman, der im ,.Anhalt. Staats-Anz." (186) ab-
gedruckt ist, — „Wenn Blicke überhaupt zünden
könnten, so Hallen die glühenden Strahlen, welche
aus ihren Augen auf Aylessord fielen, ihn sofort
zu einem Haufen glühender Asche umzuwandeln
vermocht."

Essen. C. R.: Im „Gencral-Anz." schreibt
Frau Brenner: „Den geehrten Herrschaften von
Egen und Umgegend empfehle ich mich als reelle
Kapauncnfraii". — Ein schöner Titel.

Goldberg. E. H.: Wie wir aus Ihrem
„Stadl-Blatl" ersehen, sucht Ihr Magistrat einen
„zweispännigen Bretterwagen zur Foitschaffung des
Gebäcks für die am .0. September nach Liegnitz
abmarschircnden Officiere." Wie viel und was
für Wagen wird er nur zur Fortschaffung des
Gepäcks brauchen!

Herrenalb. I)r. S.: Siehe Acher».

Lahr. L. E.: Dank für gütige Belehrung!

Leipzig. H. u. R.: I» Auerbach im sächsi-
schen Bogtlande ist ein Baum gefunden worden

mit einem daran gehefteten Placat folgenden In-
halts: „Zur Ehre Luther's gepflanzt am 10. XI.
83 von dessen Freund und Gönner E. v. d. P."
Das klingt recht bescheiden.

London. R. F.: Die in der „Neckar-Zeitung"
(101) enthaltene Danksagung ist zwar ziemlich
komisch, hat aber nur für den engsten Familien-
kreis des Brettacher Schulnieisters Interesse.

Magdeburg. R: Ein recht gerissener Theater-
recenjent ist der des „General.Anzeigers", welcher
Herrn Baxmann als „den von dem berühmtesten
Kunstkritiker Rud. v. Gottschall gerissendsten
Schauspieler des Leipziger Stadttheaters" bezeichnet.

Marburg. R. F.: In Ihrem Bahnhofs-
gebäude befindet sich, wie Sie uns mittheilen, fol-
gender Anschlag: „Der Zutritt zu dem Danien-
zimmer ist auch densenigen die Damen begleitenden
und Mitreisenden Herren gestattet, das Rauchen im
Damenzimmer untersagt." Das ist allerdings recht
geschmackvoll ausgedrückt.

Marienbad. I. I. II.: Sehr schön singen
Sie: „Land BraUnschweig kriegt um keinen Preis
— der Weif mehr in Die Klauen; — als Herzog
nennt man Fürst von Reuß, — drauf kann man
sicher bauen." — Wir können leider das ganze
Gedicht nicht abdrucken, da wir Ihnen sonst hono-
rarpflichtig werden würden.

Mexico. X.: Möchten sich doch Diejenigen,
welche von deutschen Aerzten eine so weit gehende
„Bescheidenheit" verlangen, Goethes Wort gesagt
sein lassen, daß nur die Lumpe bescheiden sind.
Hoffentlich finden sich solche unter den deutschen
Aerzten in Mexico nicht.

München. I. B.: Ihr Mädchenjäger und
Vogelsteller — Resprct, i Ditt', vor dem tapferen
Sinn — der kleinen „Aushilfskellnerin" — im
Franziskanerkeller! — K.: Hochpoetisch sagt das
„Eggenfelber Wochenblatt" ('Nr. 34) in einem
„Zum Königstage" überschriebencn Artikel: „Da
rollt ein Schuß durch die Berge und nun ein zweiter
und dritter und Echo hebt ihr Haupt aus dem
Geklüfte und äfft den Schuß sechs- und sieben-
mal nach."

Neu-Rendnitz. H. H.: Etwas so von Feh-
lern Wimmelndes wie der Prospect der „Deutschen
Liederhalle", welche demnächst in Leipzig erscheinen
soll, ist uns selten vor Augen gekommen. Was für
ein blinder Hesse mag die Correctur besorgt habe».

Paris. I. B.: WennDsroulöde und Frau
Adam sich — zumSchützenbündniß entschließen, —
waö kümmert dies Ereigniß mich? — Ich denke:
laß sie schießen!

Pittsburgh. L. V.: Mit Verwundernng
haben wir die Werke des Naturphilosophen, mit
freudiger Verzückung aber die Gedichte des Poeten
Julius Staub gelesen, welcher in einem mit
seinem Portrait geschmückten Bändchen jedem
Zweifler in Pennsylvanien zuruft: „Den Säugling

siehe in der Mutter Schooß, — Wie zweifelnd er
das Köpfchen dreht, — Neugierig um sich her im
Kreise späht, — Jst's nicht der Zweifel schon an
dem, was sich ihm offenbart?" u. s. w.

Preetz. M.: Wie mag cs gemeint sein, wenn
der „Ostholsteinische Bote" (Nr. 66) von Preetz als
von „unserer von Natur so sehr beleckten Stadt"
spricht V

Rendsburg. N. 91.: Sehr hübsch, wenn die
scherzhafte Annonce im „Ncndsburger Wochenblatt"
(Nr. 64) von der Hebamnie Hartniann selbst her-
rührte; aber es steckt'wohl ein Schalk dahinter.

Saalfeld. H.: Das Saatfelder Kreisbl."
(194) bemerkt in seinem Geschichts-Kalendcr:
„21. August 717 v. Chr. Raub der Sabine-
rinnen'durch die Römer." Wir werden von
dieser wichtige» Notiz Herrn Prof. Mommsen i»
Kenntnis! setzen.

Salzuflen. C. St.: Die „sonderbaren Krank-
heitserscheinungen", von welchen nach dem „Her-
forder Krciöblatt" (Nr. 101) seit kurzem in Herford
mancher heimgesucht wird, weisen allerdings
Symptome eines starken Katers auf. Hoffentlich
tritt nach Gebrauch von Anthroptn-Schnaps Lin-
derung ein.

Schandau. W. S.: Dir den Himmel aufzu-
heitern, mühten wir uns heftig schon; aber alle
Mühen scheitern, wenn der einen Depression auf
dem Fuße folgt die zweite, und so ist es leider
heute. Darum nimm als guter Mann für die
That den Willen an.

Segeberg. W.: Sonderbare Leute, diese Be-
sitzer von „Siadt Hamburg", die zu „Großer Tanz-
musik" einladeu mit der Bemerkung: „Der Neu-
bau unserer Scheune ist soweit vollendet, daß ge-
nügender Stallraum vorhanden ist."

Lundershausen. FI.: Die arme» Volks-
schullehrer ! 'laut comme clioz nous ! „Wenn man
von den Leuten Pflichten fordert und ihnen keine
Rechte eingestehen will, niuß man sie gut bezahlen"
— sagt Goethe. — A. H.: Eü war uns inter-
essant zu höre», daß bei der Sondershauser Landes-
gcwerbeausstellung zu Preisrichter» über Hufbeschiag
ein Juwelier, ein Schlosser und ein Klempner
ernannt wurden. Vermuthlich fungirten als Preis-
Achter über Juwelierarbeit ein Hufschmied und ein
Thierarzt.

Stuttgart. C. R.: Dem „Fahrplan der
Württ. Eisenbahnen" (Redaction und Verlag von
Greiner u. Pfeifer, Stuttgart) ist ein Verzeichniß
der „Stuttgarter Sehenswürdigkeiten" beigegeben.
Dasselbe enthält u. a. auch: „Droschken-Wartplätze".
Sind dieselben wirklich so sehenswerth?

Zacatccas. C.: Besten Dank, aber Ihre
Vorschläge sind ein bischen amerikanisch-radical.
Aufgehängt wird bei uns überhaupt nicht mehr
und am wenigsten benutzt man die Telegraphen-
drähte dazu, weil der Betrieb dadurch leiden würde.
 
Annotationen