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lünur Mitthcilmigen mm inilj und fern. -HSo

Ei» spnnifchcr Avisodampstr, der eine FlaggenhistungS.Fahrt durch die
Südsec machte, fand eine kleine Insel, die auf de» Karten noch nicht ver-
zeichnet war. Obgleich daS Eiland, das mir wenige Fug über den Meeres-
spiegel hervorragtc, keine Spur von Vegetation zeigte, beschloß inan doch, es
mitznnehnien, »in so mehr, als zu derselben Zeit cm englisches Kriegsschiff
angelangt war »nd ein Boot anssetzte. Die Boote beider Schiffe landeten
in deinselbcii Augenblick, und wie ans Coiniiiando wurden die Flaggcnstöckc
gleichzeitig in den Sand gestoßen. Dan» rückte» beide Parteien gegen die
Mitte des Eilands vor, und eS entspann sich ein heftiger Streit, wer als der
rechtmäßige Besitzer z» betrachten sei.

Während die Erörtcrniig »och ii» lebhaftesten Gange war, begann daS
Meer plötzlich zn steigen und nöthigte die Streiteiiden bald, sich in ihre
Boote znrückznziehen. Man hatte eine Sandbank gcfniiden, die mir zur Zeit
der Ebbe sichtbar ist. Unter allgemeiner Heiterkeit begab man sich an Bord
des englischen Schiffes »nd feierte ein Versöhnnngsfest in Gestalt eines
opulenten Frühstücks.

Stuf die Meldung von dem Vorgefallenen wurde der spanische Comman-
dant wegen seines schneidiM Vorgehens telegraphisch zu», Admiral ernannt,
die ganze Mannschaft bis z»m jüngsten Schiffsjungen hinab wurde dccorirt.

In einem Zlialrlub entspann sich jüngst beim Spiel eine intereffante
Streitfrage. Da der eine der Streitenden der evangelische», der andere der
israelitischen Confessio» angchört, so beschloß man, als »»parteiischen Schieds-
richter den 1'ontikox maximns jn wählen. Windthvrst hat sich gern bereit,
erklärt, die Vermittlung z» nbernchmcn, und man erwartet letzt gespannt die
Entscheidung des heiligen Vaters.

Der Wnlier Mittler wettete jüngst um eine beträchtliche Geldsumme,
daß er ans ein Nnndreisebillet eine Strecke von mindestens 600 Kilometern
znrücklcgcn würde, ohne sich anS der Bannmeile von Berlin zn entfernen.

Von dem ganze» Stammtisch begleitet, begab sich Müller in die
Hasenheide, miethete ein Carouffel mit Dampfbetrieb für den ganzen Tag
und trat sogleich seine Meise an. Bei der zweitanscndstc» Nmidfahrt wurde

Ein Dehler des Reichskanzlers.

Die Christlichsocialen unter Stöckers Führung haben dem Reichs-
kanzler ingrimmige Fehde angesagt, weil er dem Papst in Nom das Vor-
mittleramt im spanisch-dcutschcii Handel angeboten hat.

Allerdings scheint auch uns der Kanzler einen starken Mißgriff begangen
z» haben. Wozu hatte er nöthig, nach einem katholische» Papst zu greifen,
da es doch anf protestantischer Seite von Päpste» nur so wimmelt.

Ln Europa.

So kommt cS immer: Gcht's da hinten loS,
Und rührt sich einer von den frechen Knaben,
So wollen auch die andern gleich was habe»,
Im Umfehn wird der Lärmen groß.

Der Serbe drängt, der Grieche sich heran,

Ein jeder schreit, so laut er kann,

Um seiner Lungen Kraft z» zeigen.

Europa, bitte, zeig' dich als ein Mann
Und laß nicht auf den Kopf dir steigen!

geschäslsanzeige.

(getreu noch der „Germania".

Wir haben in manchen Landtagskreiscn — Viel tausend Stimmen nach-
znweise». — Wer anf die Stimmen rcflcctirt, — Mag sehn, daß er keine
Zeit verliert; — Schon finde» die Käufer sich zahlreich ein, — Bald wird
der Vorrath vergriffen sein.

Wer bei uns kauft, verpfändet sein Wort, — Daß er im Landtag
immerfort — Zn allem ein klares „Ja!" wird sagen, — Was Windthvrst
wünscht in Cnltnrkampffragcn. — Wie sonst der Käufer stimmt und spricht,

— Darum bekümmern wir unS nicht. — Ob er zur äußersten Rechten gehört,

— Ob er zn Richters Fahne schwört, — Ist »ns vollständig einerlei, —
Gleichgiltig ist nnS jede Partei. — Mit Phrasen und mit allgemeinen —
Versprechungen bekommt man keinen — Credit bei »ns, nur gegen baare

— Bezahlung gebe» wir »nsere Waare. — Wer »ns sein Wort nicht will
verschreiben, — Der bleibe zu Hans! Als Geschäftsleute treibe» — Den
Handel wir in reeller Weise: — Prompte Bedienung, doch feste Preise.

er vom Schwindel ergriffen »nd von seinem Sitze geschlendert, ohne erheb,
licheren Schaden zu nehmen. Da er sich außer Stande fühlte, seine Reise
fortzusetzc», mußte er die Wette verloren geben und wurde von der Gegen-
Partei im Triumph nach dem Stammlocal geführt.

Eine reiche Dame im Westen von Berlin hat es sich zur Aufgabe
gemacht, durch ihr Beispiel zu zeige», wie anf die Dauer ein gutes Ver.
hältniß zwischen der Herrschaft und den Dienstboten herznstellcn ist. Ihre
Leute haben nur am Sonntag ihre Geschäfte z» versehen, an de» Woche»,
tagen dagegen werden sie von der Herrin bedient, dürfen »ach Beliebe» aus-
gehen und Besuche empfange» »nd habe» die freie Verfügung über die
Haushaltskasse und de» Hausschlüssel.

Die Dienstboten stellen ihrer Herrin daS beste Zengniß ans und hoffen,
dereinst daS Ehrenkreuz für langjähriges treues Dienen bei derselben Herr-
schaft zn erhalten.

Herr II., der früher Athlet war und jetzt, allgemein wegen seiner
Biederkeit und Verträglichkeit geachtet, von seinen Erspaniiffen lebt, wurde
vor einigen Lage» von einem winzigen Mensche», der offenbar zu viel
gettimken hatte, angerempclt und mit den schuödestc» Beschimpfungen über-
häuft. Herr R. begnügte sich damit, de» wüthendc» Kleinen freundlich auf
die Schulter zu klopfe» und ihm den gute» Rath zu geben: „Gehen Sie zu
Bett, Sie kleiner Spanier!"

Wir sind überzeugt, daß Herr R. durch dies tactvolle Benehmen sich zu
seinen zahlreichen Freunden noch viele neue erwerben wird.

Dem Verein für Feuerbestattung ist jüngst der bisherige Dichter X.,
besten Namen wir rücksichtsvoll verschweigen, für die zahlreichen Kinder
seiner Muse bcigetreten. Er bestattete die unglücklichen Sprößlinge, die sich
sämmtlich als nicht lebensfähig erwiesen hatte», anf dem Sparherde und
gelobte an ihrer Asche feierlich, fortan dem Dichten gänzlich zu entsagen.
Am nächste» Tage heirathctc er in eine siottgchcndc Kcllerwirthschast.

Möge sein rühmliches Beispiel viele andere zur Nachfolge aufeueru!

Lus No m.

Leo XIII. ist bekanntlich ein sehr geschätzter Dichter und besonders groß
in lateinische» Hexameter». Kein Wunder, wenn er auch seine Vermittelung
zwischen Dentschland und Spanien in diese schone Form kleiden sollte.

In der That wird uns versichert, daß von Rom bereits nach Berlin
sowohl als nach Madrid ein Distichon abgcgauge» sei, welches, aus dem
Lateinische» übersetzt, folgendermaßen laute:

„Spanier! Deutsche! Was zanket ihr euch um die paar Caroline» ?
Thörichtc, endet den Stteit schleunigst und schenket sie mir."

Vor Kote der fe».

Näher rücken uns die Wahle»,

Und der Ruf geht an den Wähler:

Laß uns diesmal keinen Fehler
Machen, wie schon manche Male.

Alles kommt heraus auf Zahlen —

Also zahle!

8 p a n i s ch e 8.

Der Bischof von Vnrgo de Osma hat sich mit seinem Capitel an die
Spitze einer in seiner Diöcese veranstaltete» Sammlung zur Beschaffung einer
Kanone gestellt. Diese Kanone soll im Kampfe gegen das Deutsche Reich
nur von Artilleristen bedient werde», welche Söhne der Diöcese sind.

Angesehene Laien haben eine zweite Sammlung eröffnet um die Be-
spanming zu beschaffen. Dieselbe soll qjjS Eseln bestehe», und zwar nur ans
solchen, die in der Diöcese zu Hause sind.

Noblesse oblige.

Der edle Herzog von Cnmbcrland spricht:

„Wcrd' ich auch Herrscher von Braunschwcig nicht,

So sind doch die Kammergüter mein.

Gleich klag' ich die Apanage ein!"

Nur zu! Das Läudchcn zahlt alles gern,

Hält es dich Edlen damit fern.
 
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