SdjreiGen bes JJarons von prubetmitz an ben
Aaron von Ftrubelwitz.
Lieber Baron! Welthistorischer Scandal! Aequatoriales Charivari —
universaler Wirrwarr!
Kaum, das; zwischen Rußland und England Frieden halbwegs hergestellt
wegen Afghanistan, kam» daß hohe Diplomatie Weilchen auSruht und Tempel
von — (wie heißt doch gleich Gott?) — von Janus geschloffen ist, so be.
ginnt in Europa — (sieht sich wahrhaftig an wie neuste Strauß'sche Operette)
— „Lustiger Krieg" mit Tanz, Schlachtmusik und lebende Bilder. — Erst
kommt Battenberger und will dem Türken Ostrumelien fortschnappen,
dann kommt Zar, streicht Alex aus Armeeliste und will von Thron stürzen.
Wie kann sich Prinz erdreisten, saus ma permission zu rebelliren? Dann
kommt Georgias und will Albanien oder Macedonicn haben, dann kommt
Nikita und will auch „compensation“. Zar außer sich darüber, ruft
Europa zu Conferenz, und Conferenz kommt. Dann kommt Milan und
schreit: „Wo sich all' am Türken labe», da will Serbe auch was haben!"
Darauf Zar in großem embarras. Wo soll componsations für alle her-
nehme,» und nicht st—olpern? Darauf Conferenz in Verlegenheit: be-
schleunigt Nichtsthun durch totales Unterlasten von Arbeit, wobei England
besonders sehr behilflich. Darauf erklärt Serbien Krieg an Bulgarien. Nun
schreit Milan zu serbischen und Alex zu bulgarischen Gott um Hilfe. Darauf
rückt Milan über Grenze. Erster Kanonenschuß — Bum! Keilerei —
■ Bumbuni! — „Lustiger Krieg", erster Act — Balcanibalische Hauerei,
Alex bittet Sultan, daß ihm gegen Milan beistehen soll. Lächerhaft!
Sultan lacht ins Fäustchen. Zar wüthend auf Milan: Wie kann sich
König von Rußlands Gnaden erkühnen, Krieg zu erklären sans ma per-
mission ? Zweiter Act. Bum! — Wie wird „Lustiger Krieg" enden und
was wird „Moral von Geschichte" sein?
Wen» sich kleine Fürsten untereinander aufgefreflen haben, wird Serbe
Bulgare», Türke wird Serben und Rußland wird ganze Gesellschaft ver-
schlingen. Dies dritter Act von Operette. Bum! So wird's kommen auf
Ehre und Seligkeit, wenn nicht „Europa" vorzieht, ganze Geschichte zu Ent-
scheidung — Papst vorzulegen. Dann allerdings könnte „Lustiger Krieg"
noch lustiger werden.- Wäre doch colossivcr Triumph für Papstthum, wenn
letztes Wort spräche nicht bloß im „Lustigen Krieg" mit Spanien, sondern
auch im „Lustigen Krieg", den England mit Birma, Frankreich niit Tonkin
und Madagaskar und Sultan gegen Vasallen führt. Balcanhafter Jubel,
auf Taille! Freue mich ungeheuer darauf. Nächste Woche komme nach
Residenz. Bitte. Freunde zu grüßen und bei Dressei Sect kalt stellen zu
lasten für alten Freund Prudelwitz.
Für Üstasrika.
Die ostaftikanische Gesellschaft soll beabsichtigen, ihr ungeheures Länder-
gebict in Parccllen an kleine Leute zu verkaufen, und zwar so, daß die ein-
zelnen Grundstücke bereits mit den nothwendigsten Baulichkeiten versehen in
die Hände der Käufer gelangen.
Jede Parcelle wird außer dem Ackerland zum Anbau von Cocosnüstcn,
Palmkohl, Cactus nud andern Gemüsen eine niedliche Villa mit Veranda
und Aussichtsthurm im Renaistanccstil enthalten, sowie eine krokodilftcie
Badeanstalt und eine affensichere Kegelbahn. Letzteres ist von großer Wich-
tigkcit, denn gerade die Affen pflegen in tropischen Gegenden durch Mitkegeln
oder durch Entführung der Kegel, resp. Kugeln störend in das Kegelvergnügen
einzugreifen. , ■
Zu den genannten Baulichkeiten kommt dann »och Stallung ,ur zwei
oder drei Flußpferde und zwei Rhinocervstc und ein Gelaß für Schlangen.
Man erwartet mit Sicherheit, daß nicht Landleute nur, sondern auch
pensionirte Beamte, Rentiers, Künstler und Gelehrte diese sich ihnen dar-
bietende Gelegenheit benutzen werden, um sich ein angenehmes und ruhiges
kleines Heim in einer der schönsten Gegenden der Welt zu gründen. Pro-
specte gratis.
Der Aaron non 8trube(mitz an ben
Aaron non Prubetmitz.
Ober ami! Bravo! Soll besorgt werden. Werden viel Kameraden
hier finden. Denn aus Zeitungen müffen ersehe» haben, daß saison bereits
ziemlich avancee. Anfang haben, wie gewöhnlich, Concerte in Acadcmie
und Philharmonie gemacht. Rubinstein, erster Flügelmann in Armee
von Virtuosen, bereits abgereist, nachdem — wahrhaft incroyable — 7 mal
gegen hohes Entröe und — ce qui est encore plus incroyable — 7 mal
gratis gespielt. Riesenhafte Leistung. Dann kamen Künstler beiderlei Ge-
schlechts von berühmte Garde. Charmante Essipoff, Wenter, Geigen-
könig Joachim u. A. m., aber auch halbverschollene Größen. Die Nielsson
noch immer interestant, Tamberlick noch immer schöne Stimme. Jetzt
bekommen celebre Hans von Bülow zu hören, dazu Sänger und Diva’s
von Weltruf. Täglich mindestens drei Concerte. Brauchte en effet zehn
Ohren. Renz wieder hier. Möchte 100 Augen besitzen. Götter, was ist
da alles zu sehn! Menschen auf Pferde mit und ohne Sattel und Pferde
auf Seil! Elcphanten wie Hunde abgcrichtct! Vien des dieiix — was
doch mit Dressur bei Vieh und Menschen alles zu machen! Dies zu erkennen
besonders in sogenannte „Specialitäten-Theater", wo neben abgerichtete Riesen
und Zwerge — drcssirte Seehunde, Ferkel, Affen, Ziegen, Flöhe und anderes
Ungeziefer, sogar Gänse, die ganz regelrecht in „hohe Schule" arbeiten.
Werden, ober ami, ja selbst bewundern! Und wie erst werden staunen,
wenn in Deutsches Tl>eater klassische Leistung von Gracchus-Kainz oder
Niemann-Rabe in „Tropfen Gift" sehn, oder wenn in „Theodora" vor
Massenmord schaudern, oder in „Mcstalina" von ballcteusem Anblick entzückt
sind, oder in Königliches Theater Blutrache, c’est-i-dire „Gastrecht"
genießen! Dies nämlich neues Stück von Genee, aber nicht von Operetten-
dichter.
Wird uns hoffentlich noch so viel Zeit übrig bleiben, daß jeden Abend
mit Freunden aus Reichstagpullechen Sect ausschlürfen und über Politik
lache» können. Sind ja mastenhaft aus alle Himmelsgegenden wieder ein-
getroffen. Draußen in Wald ist ja Frieden: letzte Sau ausgehoben —
Sport einstweilen sistirt — Zeit für stille Freuden gekommen. Also zaudern
nicht zu lange, sondern halten recht bald Wort und fliegen mit Dampftoß
zu am!, der sich nennt toujours fidele Ihr
Strudelwih.
Da« HTcißGicr eine französische (Erfinbunj).
Nach neueren Untersuchungen scheint es festzustehen, daß die Franzosen
das Berliner Weißbier erfunden haben.
Es wird nicht ohne Nutzen sein, Frankreich hierauf aufmerksam zu
machen. Nachdem die französische Nation eine so glorreiche Erfindung gemacht
hatte, verwerthete sie dieselbe nicht für sich, sondern gewöhnte sich an den
aufregenden und verderblichen Absinth, während sie den köstlichen Weißtrank
einem fremden Volke überließ, welches, an sich schon von ruhiger Gemüthsart
und außerdem schon mit allen möglichen anderen beruhigenden Bieren gesegnet,
destelben gar nicht so sehr bedurfte.
Möchten doch jetzt die Franzosen, stolz darauf, vor der Welt als Erfinder
des Weißbieres dazustehcn, diesen edeln Trank an Stelle des Absinths sowie
des gegipsten und ungegipsten Rothwe-ns zu ihrem Nationalgetränk erheben!
Vieles in Frankreich würde dadurch besser werden. Durch das gewohnheits-
mäßige Trinken des Weißbieres würde der Franzmann sehr bald diejenige
Ruhe und Besonnenheit erhalten, welche wir noch immer so schmerzlich an
ihm vermisten. Oder können wir uns einen Deroulede, wie er ist, bei
der Weißen vorstellen? Nimmermehr! Mit dem Aufkommen des Weiß-
bieres würde das rohe Nevanchegeschrei verstummen, Dauerregierungen würden
an die Spitze kommen, und die Weißbierfranzosen würden ein Volk sein, mit
dem sich nicht nur rechnen, sondern auch fteundlich und geniüthlich verkehren
Die neuste (Eimjcficti.
Gleuch üm Anfang düses sörbüsch-bulgarüschen Krüges kommt eun Ort
vor, dör süch Trn, eunfach Trn schreubt, ohne Rücksückt darauf, ob or aus-
ßuspröchcu üst und süch ötwas auf ühn reumt, was naturluch un dor ilnter,
Haltung über dü Krügsereugnüste ßu Verlögenheuten und M„ßver,toudnusten
Anlaß ßu göben gceugnet üst.
Von Leuten, dü süch ün den hüstorüschen.Vordergrund drongen, ust doch
hum mindesten hu ne,langen, dah ,»,-»»-» Olt °»ne irgend »°t«eu »oeni
Jäten, und batnnf title meiner «nstcht nach »rnv den Ordnung de,
Angelögeuheuten auf der Balkanhalbünsel eun Hauptgewucht ßu logen.
Dör bekanntör Polutukor.
Es ist sehr schwer, wenn nicht unmöglich, über den Inhalt der neusten
Eiicyclica etwas Sicheres in Erfahrung zu bringen, da kein Mensch aufzu-
Irciben ist, der dieselbe ganz durchgelcseu hat.
Ein älterer Herr in Berlin di., ein vertrauter Freund Windthorsts
und anderer Centrumsführer, der seit lange an hochgradiger Schlaflosigkeit
leidet, begann jüngst das Rundschreiben des heiligen Vaters zu lesen und
schlief nach kurzer Zeit ein. Am nächsten Abend zeigte sich dieselbe Wirkung.
Der fteudig überraschte Arzt verzichtete auf alle anderen Mittel und ver-
ordnete dem Patienten Nacht für Nacht die Encyclica. Da der alte Herr
aber das Gelesene am nächsten Abend vergcsten hat und deshalb immer
wieder von vorn anfängt, wird auch er mit dem Schriftstück nicht zu Ende
kommen.
Aaron von Ftrubelwitz.
Lieber Baron! Welthistorischer Scandal! Aequatoriales Charivari —
universaler Wirrwarr!
Kaum, das; zwischen Rußland und England Frieden halbwegs hergestellt
wegen Afghanistan, kam» daß hohe Diplomatie Weilchen auSruht und Tempel
von — (wie heißt doch gleich Gott?) — von Janus geschloffen ist, so be.
ginnt in Europa — (sieht sich wahrhaftig an wie neuste Strauß'sche Operette)
— „Lustiger Krieg" mit Tanz, Schlachtmusik und lebende Bilder. — Erst
kommt Battenberger und will dem Türken Ostrumelien fortschnappen,
dann kommt Zar, streicht Alex aus Armeeliste und will von Thron stürzen.
Wie kann sich Prinz erdreisten, saus ma permission zu rebelliren? Dann
kommt Georgias und will Albanien oder Macedonicn haben, dann kommt
Nikita und will auch „compensation“. Zar außer sich darüber, ruft
Europa zu Conferenz, und Conferenz kommt. Dann kommt Milan und
schreit: „Wo sich all' am Türken labe», da will Serbe auch was haben!"
Darauf Zar in großem embarras. Wo soll componsations für alle her-
nehme,» und nicht st—olpern? Darauf Conferenz in Verlegenheit: be-
schleunigt Nichtsthun durch totales Unterlasten von Arbeit, wobei England
besonders sehr behilflich. Darauf erklärt Serbien Krieg an Bulgarien. Nun
schreit Milan zu serbischen und Alex zu bulgarischen Gott um Hilfe. Darauf
rückt Milan über Grenze. Erster Kanonenschuß — Bum! Keilerei —
■ Bumbuni! — „Lustiger Krieg", erster Act — Balcanibalische Hauerei,
Alex bittet Sultan, daß ihm gegen Milan beistehen soll. Lächerhaft!
Sultan lacht ins Fäustchen. Zar wüthend auf Milan: Wie kann sich
König von Rußlands Gnaden erkühnen, Krieg zu erklären sans ma per-
mission ? Zweiter Act. Bum! — Wie wird „Lustiger Krieg" enden und
was wird „Moral von Geschichte" sein?
Wen» sich kleine Fürsten untereinander aufgefreflen haben, wird Serbe
Bulgare», Türke wird Serben und Rußland wird ganze Gesellschaft ver-
schlingen. Dies dritter Act von Operette. Bum! So wird's kommen auf
Ehre und Seligkeit, wenn nicht „Europa" vorzieht, ganze Geschichte zu Ent-
scheidung — Papst vorzulegen. Dann allerdings könnte „Lustiger Krieg"
noch lustiger werden.- Wäre doch colossivcr Triumph für Papstthum, wenn
letztes Wort spräche nicht bloß im „Lustigen Krieg" mit Spanien, sondern
auch im „Lustigen Krieg", den England mit Birma, Frankreich niit Tonkin
und Madagaskar und Sultan gegen Vasallen führt. Balcanhafter Jubel,
auf Taille! Freue mich ungeheuer darauf. Nächste Woche komme nach
Residenz. Bitte. Freunde zu grüßen und bei Dressei Sect kalt stellen zu
lasten für alten Freund Prudelwitz.
Für Üstasrika.
Die ostaftikanische Gesellschaft soll beabsichtigen, ihr ungeheures Länder-
gebict in Parccllen an kleine Leute zu verkaufen, und zwar so, daß die ein-
zelnen Grundstücke bereits mit den nothwendigsten Baulichkeiten versehen in
die Hände der Käufer gelangen.
Jede Parcelle wird außer dem Ackerland zum Anbau von Cocosnüstcn,
Palmkohl, Cactus nud andern Gemüsen eine niedliche Villa mit Veranda
und Aussichtsthurm im Renaistanccstil enthalten, sowie eine krokodilftcie
Badeanstalt und eine affensichere Kegelbahn. Letzteres ist von großer Wich-
tigkcit, denn gerade die Affen pflegen in tropischen Gegenden durch Mitkegeln
oder durch Entführung der Kegel, resp. Kugeln störend in das Kegelvergnügen
einzugreifen. , ■
Zu den genannten Baulichkeiten kommt dann »och Stallung ,ur zwei
oder drei Flußpferde und zwei Rhinocervstc und ein Gelaß für Schlangen.
Man erwartet mit Sicherheit, daß nicht Landleute nur, sondern auch
pensionirte Beamte, Rentiers, Künstler und Gelehrte diese sich ihnen dar-
bietende Gelegenheit benutzen werden, um sich ein angenehmes und ruhiges
kleines Heim in einer der schönsten Gegenden der Welt zu gründen. Pro-
specte gratis.
Der Aaron non 8trube(mitz an ben
Aaron non Prubetmitz.
Ober ami! Bravo! Soll besorgt werden. Werden viel Kameraden
hier finden. Denn aus Zeitungen müffen ersehe» haben, daß saison bereits
ziemlich avancee. Anfang haben, wie gewöhnlich, Concerte in Acadcmie
und Philharmonie gemacht. Rubinstein, erster Flügelmann in Armee
von Virtuosen, bereits abgereist, nachdem — wahrhaft incroyable — 7 mal
gegen hohes Entröe und — ce qui est encore plus incroyable — 7 mal
gratis gespielt. Riesenhafte Leistung. Dann kamen Künstler beiderlei Ge-
schlechts von berühmte Garde. Charmante Essipoff, Wenter, Geigen-
könig Joachim u. A. m., aber auch halbverschollene Größen. Die Nielsson
noch immer interestant, Tamberlick noch immer schöne Stimme. Jetzt
bekommen celebre Hans von Bülow zu hören, dazu Sänger und Diva’s
von Weltruf. Täglich mindestens drei Concerte. Brauchte en effet zehn
Ohren. Renz wieder hier. Möchte 100 Augen besitzen. Götter, was ist
da alles zu sehn! Menschen auf Pferde mit und ohne Sattel und Pferde
auf Seil! Elcphanten wie Hunde abgcrichtct! Vien des dieiix — was
doch mit Dressur bei Vieh und Menschen alles zu machen! Dies zu erkennen
besonders in sogenannte „Specialitäten-Theater", wo neben abgerichtete Riesen
und Zwerge — drcssirte Seehunde, Ferkel, Affen, Ziegen, Flöhe und anderes
Ungeziefer, sogar Gänse, die ganz regelrecht in „hohe Schule" arbeiten.
Werden, ober ami, ja selbst bewundern! Und wie erst werden staunen,
wenn in Deutsches Tl>eater klassische Leistung von Gracchus-Kainz oder
Niemann-Rabe in „Tropfen Gift" sehn, oder wenn in „Theodora" vor
Massenmord schaudern, oder in „Mcstalina" von ballcteusem Anblick entzückt
sind, oder in Königliches Theater Blutrache, c’est-i-dire „Gastrecht"
genießen! Dies nämlich neues Stück von Genee, aber nicht von Operetten-
dichter.
Wird uns hoffentlich noch so viel Zeit übrig bleiben, daß jeden Abend
mit Freunden aus Reichstagpullechen Sect ausschlürfen und über Politik
lache» können. Sind ja mastenhaft aus alle Himmelsgegenden wieder ein-
getroffen. Draußen in Wald ist ja Frieden: letzte Sau ausgehoben —
Sport einstweilen sistirt — Zeit für stille Freuden gekommen. Also zaudern
nicht zu lange, sondern halten recht bald Wort und fliegen mit Dampftoß
zu am!, der sich nennt toujours fidele Ihr
Strudelwih.
Da« HTcißGicr eine französische (Erfinbunj).
Nach neueren Untersuchungen scheint es festzustehen, daß die Franzosen
das Berliner Weißbier erfunden haben.
Es wird nicht ohne Nutzen sein, Frankreich hierauf aufmerksam zu
machen. Nachdem die französische Nation eine so glorreiche Erfindung gemacht
hatte, verwerthete sie dieselbe nicht für sich, sondern gewöhnte sich an den
aufregenden und verderblichen Absinth, während sie den köstlichen Weißtrank
einem fremden Volke überließ, welches, an sich schon von ruhiger Gemüthsart
und außerdem schon mit allen möglichen anderen beruhigenden Bieren gesegnet,
destelben gar nicht so sehr bedurfte.
Möchten doch jetzt die Franzosen, stolz darauf, vor der Welt als Erfinder
des Weißbieres dazustehcn, diesen edeln Trank an Stelle des Absinths sowie
des gegipsten und ungegipsten Rothwe-ns zu ihrem Nationalgetränk erheben!
Vieles in Frankreich würde dadurch besser werden. Durch das gewohnheits-
mäßige Trinken des Weißbieres würde der Franzmann sehr bald diejenige
Ruhe und Besonnenheit erhalten, welche wir noch immer so schmerzlich an
ihm vermisten. Oder können wir uns einen Deroulede, wie er ist, bei
der Weißen vorstellen? Nimmermehr! Mit dem Aufkommen des Weiß-
bieres würde das rohe Nevanchegeschrei verstummen, Dauerregierungen würden
an die Spitze kommen, und die Weißbierfranzosen würden ein Volk sein, mit
dem sich nicht nur rechnen, sondern auch fteundlich und geniüthlich verkehren
Die neuste (Eimjcficti.
Gleuch üm Anfang düses sörbüsch-bulgarüschen Krüges kommt eun Ort
vor, dör süch Trn, eunfach Trn schreubt, ohne Rücksückt darauf, ob or aus-
ßuspröchcu üst und süch ötwas auf ühn reumt, was naturluch un dor ilnter,
Haltung über dü Krügsereugnüste ßu Verlögenheuten und M„ßver,toudnusten
Anlaß ßu göben gceugnet üst.
Von Leuten, dü süch ün den hüstorüschen.Vordergrund drongen, ust doch
hum mindesten hu ne,langen, dah ,»,-»»-» Olt °»ne irgend »°t«eu »oeni
Jäten, und batnnf title meiner «nstcht nach »rnv den Ordnung de,
Angelögeuheuten auf der Balkanhalbünsel eun Hauptgewucht ßu logen.
Dör bekanntör Polutukor.
Es ist sehr schwer, wenn nicht unmöglich, über den Inhalt der neusten
Eiicyclica etwas Sicheres in Erfahrung zu bringen, da kein Mensch aufzu-
Irciben ist, der dieselbe ganz durchgelcseu hat.
Ein älterer Herr in Berlin di., ein vertrauter Freund Windthorsts
und anderer Centrumsführer, der seit lange an hochgradiger Schlaflosigkeit
leidet, begann jüngst das Rundschreiben des heiligen Vaters zu lesen und
schlief nach kurzer Zeit ein. Am nächsten Abend zeigte sich dieselbe Wirkung.
Der fteudig überraschte Arzt verzichtete auf alle anderen Mittel und ver-
ordnete dem Patienten Nacht für Nacht die Encyclica. Da der alte Herr
aber das Gelesene am nächsten Abend vergcsten hat und deshalb immer
wieder von vorn anfängt, wird auch er mit dem Schriftstück nicht zu Ende
kommen.